Abidi, Heike: Wahrheit wird völlig überbewertet

Wahrheit wird völlig überbewertet
Heike Abidi
Liebesroman
Knaur
1. Februar 2013
Taschenbuch
368

 

Der Tag von Friederike beginnt schon chaotisch. Beim Ankleiden verziert sie unfreiwillig ihren hocheleganten Hosenanzug mit einem Brandloch. Zwar hat sie daraus gelernt, dass man im Business-Outfit besser nicht rauchen sollte, doch ist eben dieses Outfit nun zerstört. Was tun?

Der einzige weitere Hosenanzug im Schrank ist ein sieben Jahre alter, flaschengrüner Anzug, der zudem noch ein klein wenig stramm sitzt. Aber Friederike macht gute Miene zum bösen Spiel, zieht den Bauch etwas ein und begibt sich zum Meeting.

Durch ein weiteres Missgeschick an diesem Tag, lenkt die Blicke im Meeting Friederikes kleine Wohlstandkugel. Mit einer unglücklichen Formulierung, dass sie sich unheimlich auf ihr Baby freut (wobei hier das Projekt gemeint war), schlittert sie in eine große Lügengeschichte hinein.

Auf einmal nimmt jeder an, sie wäre schwanger. Aber dann merkt Friederike, was für Vorteile ihr dieses Missverständnis bringt. Neben netteren Kollegen, klettert sie die Karriereleiter auch steil nach oben. Will sie das alles wirklich gefährden, indem sie aufklärt, dass sie wohl doch nicht schwanger ist?

Ein Babybauch muss her und zwar schnellstmöglich! Doch damit fängt das Chaos erst an …

Dies war mein erstes Buch der Autorin und gewiss nicht das letzte. Heike Abidi schreibt nicht nur locker, leicht und unterhaltsam, sie regt auch zum Nach- und Mitdenken an. Wenn man selbst eine Schwangerschaft durchgestanden hat, überlegt man zwangsläufig, wie kann man das alles nur vorspielen?

Die Protagonistin Friederike wird mit ihrer tapsigen Art schnell sympathisch. Trotzdem hat man immer wieder das Verlangen, ihr einen Tritt zu geben, damit sie die Lüge endlich bereinigt. Denn wie will sie sonst aus der ganzen Sache heil herauskommen? Spätestens am Ende der Schwangerschaft muss sie ihrem Chef ein Baby präsentieren.

Wirkt Friederike zu Beginn des Buches noch recht naiv und leichtgläubig, so macht sie im Laufe der Geschichte eine Wandlung durch. Sie wird erwachsen, bekommt eine andere Einstellung zum Leben und zu sich selbst.

Die Autorin bindet den Leser nicht nur an das Buch, sie lässt ihn regelrecht Teil davon werden. Durch die Ich-Form erhält der Leser Einblick in das Leben von Friederike und ihre Gedankenwelt. Jede Handlungsweise ist daher nachvollziehbar, auch wenn man selbst vielleicht anders gehandelt hätte.

Friederike ist so mit organisieren beschäftigt, für ihre Familie ist sie nicht schwanger, für ihre Kollegen hingegen schon, dass die Situationskomik ein hohes Lesetempo fördert.

Fazit:
Ein spannender, witziger und nachdenklicher Roman, der sich kritisch zur Wahrheit stellt und zeigt, dass wahre Freunde immer noch die Besten sind.

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