Seit mehreren Jahren bereits fahren wir zur Leipziger Buchmesse. Dieses Jahr jedoch sollte einiges anders sein. Nicht nur, dass wir mit mittlerweile zwei kleinen Mädchen unterwegs waren, auch wollten wir komplette vier Tage die Buchmesse besuchen – na gut, ich wollte das. Meine Lieben nahmen sich zumindest einen Tag Auszeit und machten am Messesamstag, wenn das Gedränge ohnehin am Größten ist, den Leipziger Zoo unsicher.
Und so ging es los. Schwer bewaffnet mit Trolley und Kinderwagen stürzten wir uns ins Vergnügen. Mein Ziel war es dieses Jahr, eine ganze Reihe von Autoren zu treffen und einigen von ihnen nicht nur eine Signatur ihres Buches, sondern noch ein kleines Interview für kriminetz.de abzuluchsen.
Schon beim Betreten der Messehallen, hatte ich ein deutliches Déjà-vu, wenngleich sich dieses Jahr einiges verändert hatte. Trotzdem fanden sich viele Stände an den altvertrauten Plätzen wieder, wenn auch etwas kleiner. Dafür waren die Gänge deutlich breiter geworden, was uns mit Kinderwagen und Trolley natürlich sehr entgegen kam.
Nach meinem ersten Termin hatten wir zunächst etwas Freizeit, die wir natürlich zum Entdecken der Messe genutzt haben. Unsere erste Anlaufstelle war die Rotunde beim Droemer Knaur Stand.
Hier waren wieder viele Bücher ausgestellt, die alle gesichtet werden wollten. Aber Droemer Knaur hatte dieses Jahr noch zwei weitere Highlights aufgebaut.
Zum 10 jährigen Jubiläum von Sebastian Fitzek wurde eine Box errichtet. Jeden Tag zu wechselnden Zeiten konnte man in diese Box gehen und sich gruseln. Leider passte es bei mir zeitlich nicht, diese Box von innen zu sehen, aber von außen, war sie schon mal ein Blickfang.
Damit nicht genug. Brach doch gegenüber der Rotunde glatt das Urlaubsfeeling aus. Der Verlag präsentierte hier das neuste Buch von Volker Klüpfel und Michael Kobr. In die Liegestühle durfte man sich leider erst einmal nicht setzen, dafür wurden kleine Leckmuscheln verteilt, was vor allem meine kleinen Leseratten erfreute.
Jedes Jahr auf der Buchmesse gibt es einen ganz besonderen Stand. Überschrieben ist der Stand mit „Lesestühle“ und diese gibt es auch. Zeitgleich aber auch so viel mehr. Alles ist irgendwie aus Holz gearbeitet, dabei oft filigran und einfallsreich.
Wenn ich an ihm vorbeikomme, bin ich immer mit zwei Dingen beschäftigt. Zum einen schaue ich mir alles ganz genau an, denn es viel zu entdecken. Viel Neues, Altbekanntes, aber auch viel zum Lachen und Schmunzeln. Zum anderen kreisen in meinem Kopf die Fragen, Was kostet das? und Wo würdest Du es hinstellen? Bisher haben mich diese beiden Fragen erfolgreich von einem Kauf abgehalten, aber ins Träumen .. ja, ins Träumen gerate ich jedes Mal aufs Neue.
Und dann war ich auch schon auf der Suche nach meinem nächsten Termin, bzw. dem Ort, an dem er stattfinden sollte. Doch so weit kam ich erst gar nicht. Beim Vorbeigehen fiel mit eine sehr dynamische Autorin auf, die zwar aus ihrem Buch vorlas, aber dann doch wieder nicht. So ganz konnte ich es nicht festmachen, was da geschah, aber schnell fesselte es mich. Was geschah hier?
Nach und nach kristallisierte sich heraus, dass die Autorin zwar las, aber auch frei redete und dabei allerlei schauspielerisches Talent zeigte. Ich weiß gar nicht, ob es dafür einen Begriff gibt, aber es war zum einen sehr unterhaltsam und täuschte über die Tatsache hinweg, dass man ohne Mikrofon arbeiten musste, da dieses nicht organisiert werden konnte. Zum anderen zeigte es mir eine ganz neue Form, wie man eine Lesung lebendig auf einer Messe gestalten kann, so dass man bemerkt wird.
Beim nächsten Blick sah ich dann auch die Autorin im Publikum sitzen, zu der ich eigentlich gehen wollte und so blieb ich in der Nähe, setzte mich dazu und lauschte weiterhin fasziniert Nina George, denn den Namen konnte ich endlich einem der Bücher auf dem Tisch hinter ihr entnehmen.
Mein Termin hieß übrigens Evelyn Barenbrügge und sollte nach Nina George das Feld stürmen. Sie vertraute mir schon bald an, dass sie nach der Vorlage es schwer haben würde, das Publikum auf ähnliche Weise zu fesseln. Aber jeder hat seinen eigenen Stil und so gelang es auch Evelyn ihr Publikum zu fesseln, in ihrer ganz eigenen Art.
Im Parallelgang zu dieser Leselounge traf ich dann auf weitere bekannte Gesichter, die es mir schwer machten, auch nur einen Millimeter voran zu kommen. Zunächst wollte ich Claudia Toman mit ihrem Gefährten Philipp Bobrowski an ihrem Stand „Traumstoff“ besuchen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich dabei auch noch Nora Berger, Tereza Vanek und vielen anderen bekannten Gesichtern über den Weg laufen würde, so dass der kurze Abstecher deutlich länger als gedacht wurde. Gerade als ich mich verabschiedet hatte, um wieder zu meiner Familie zurückzukehren, lief ich auch noch dem Autorenehepaar Iny Lorentz über den Weg.
Dann wurde es aber Zeit für die nächste Lesung. Meine große Tochter war zwischenzeitlich im Kindergarten auf der Buchmesse untergekommen. Dies ist eine tolle Einrichtung. Sie ist kostenlos und die Kinder können dort bis zu drei Stunden am Messetag spielen, basteln und mit anderen Kindern toben. Das Betreuungspersonal ist sehr freundlich und meine Tochter war so begeistert, dass sie mich morgens gleich als erstes fragte, wann sie wieder in den Kindergarten dürfe. In diesem Kindergarten werden übrigens auch alle Kinder hingebracht, die auf der Messe ihre Eltern verloren haben.
Die nächste Lesung war von Kirsten Boie zu ihrem neusten Buch „Thabo“. Das Buch ist der erste Teil einer Reihe und handelt von einem kleinen Jungen. Thabo möchte eines Tages ein richtiger Gentleman werden oder ein Privatdetektiv. Da er sich aber noch nicht so ganz entscheiden kann und Privatdetektive eher seltener gebraucht werden, spezialisiert er sich vorsichtshalber auf beides. Doch dann erhält er seinen ersten Fall.
Die Lesung war gut besucht und das nicht nur von jungen Lesern. Auch ältere Leser konnten sich für das Buch begeistern.
Im Anschluss an diese Lesung schaute ich bei der Lesung von Tereza Vanek vorbei. Das Buch hatte ich zu Jahresbeginn schon gelesen gehabt, so dass die Geschichte an sich nicht mehr neu für mich war. Dennoch war ich fasziniert, wie Tereza Vanek beim Vorlesen wieder die exotische Kulisse Mexikos vor meinem geistigen Auge auferstehen lies. Auch hier war die Lesung wieder gut besucht, wenngleich die Schlange zum Signieren des Buches deutlich kürzer war.
Zum Tagesschluss folgte dann mein persönliches Highlight. Eine Lesung von Lucinda Riley, wobei der deutsche Text von einer anderen Dame vorgetragen wurde. Aber Lucinda Riley war da und beantwortete Fragen. Das anschließende Signieren fiel sehr umfangreich aus. Zunächst bekamen alle in der Schlage stehenden Besucher einen Zettel, auf dem sie ihren Namen vermerken sollten. Dies diente dazu, dass Lucinda Riley die ungewohnten Namen schneller in das Buch schreiben konnte. Auch waren längst nicht alle Anstehenden der englischen Sprache mächtig. Ich stand zum Glück recht weit vorne in der Schlange und konnte so schon bald meine Bücher von Lucinda Riley signieren lassen. Aber … dann entdeckte sie meinen Mann, der unsere jüngste Tochter auf dem Arm hatte.
Kaum hatte sie meine Kleine entdeckt, erhob sie ihre Stimme und meinte in die anstehende Menge: „One moment, please! There is a baby! A Baby!!!!!!“ und stürmte auf die Kleine zu, scherzte und neckte sie und hatte viel Spaß. Ihr Sohn saß ebenfalls am Stand dabei und zu ihm meinte sie nur: „Sorry, Guy, but … go ahead. Here is a baby! A baby!!!“
Bevor wir aber den Rückzug angetreten haben, trafen wir glücklicherweise noch Deana Zinßmeister am Goldmann Stand.
Damit endete unser erster Tag auf der Buchmesse. Erschöpft, aber glücklich, doch einiges geschafft und viel erlebt zu haben, fuhren wir in unser Hotel, um am nächsten Tag wieder frisch durchstarten zu können.
Fotos: Andreas Schörnig, Carmen Vicari