Historisch
Knaur
1. Oktober 2013
Hardcover
752
Frauke Hinrichs lebt mit ihren Eltern und ihren Geschwistern in Stillenbeck. Ihr Vater Hinner ist ein Wiedertäufer und auch ihre Mutter und ihre Geschwister gehören dieser Lehre an. Schon oft musste die Familie deswegen ihr Zuhause aufgeben und fliehen, denn ein Bluthund des Papstes in Form des Inquisitors Jacobus von Gerwardsborn verfolgt die Wiedertäufer und lässt diese auf dem Scheiterhaufen hinrichten.
In ihrem neuen Zuhause fühlt sich ihr Vater jedoch sicher. Er ist ein angesehener Bürger und hat sich als Gürtelschneider einen Namen gemacht. Auch als der Inquisitor nach Stillenbeck kommt, erkennt er zunächst die Gefahr nicht, die von diesem ausgeht.
Als sich die Lage aber zuspitzt und der Rat ihn als Opfer für den Inquisitor auserkoren hat, flieht er mit seinem jüngsten Sohn Helm aus der Stadt. Hinner denkt, dass er so entkommen kann und seine Frau mit den Kindern nicht in Gefahr ist. Das ist jedoch weit gefehlt. Seine Frau Inken wird zusammen mit ihren Kindern gefangen genommen und dem Inquisitor vorgeführt. Im peinlichen Verhör erfahren sie, dass sie alle auf dem Scheiterhaufen landen werden, sobald sie weitere Namen preisgegeben haben und auch verraten, wo sich Hinner und Helm verstecken.
Frauke sieht sich schon brennen, aber der Zufall in Form von Lothar, dem Sohn von Magnus Gardner, einem vertrauten des katholischen Fürstbischofs, kommt ihnen zu Hilfe. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht aus der Stadt.
Und doch werden Frauke und ihre Familie weiter verfolgt. Sie finden schließlich in Münster Zuflucht, doch auch Lothar taucht dort plötzlich wieder auf. Die Stadt ist umzingelt und wird belagert und Lothar steht für Frauke auf der falschen Seite.
Wie immer bei den Büchern von Iny Lorentz, habe ich mich auf einige schöne Lesestunden gefreut und wurde nicht enttäuscht.
Beide Autoren haben wieder sehr gründlich zur Thematik recherchiert. Die umfassenden Recherchearbeiten, aber auch das Interesse an historischen Gegebenheiten, spürt man während des Lesens in vielen Details ganz deutlich. Zudem bekommt noch einen historischen Überblick am Ende des Buches.
Das Buch ist in neun Teile gesplittet, die wiederum in mehrere Kapitel unterteilt sind. Da manche Kapitel recht kurz sind, wird der Lesefluss dadurch noch zusätzlich angeregt. Erzählt wird die Geschichte aus in der auktorialen Erzählweise.
Die Protagonisten entwickeln sich im Laufe der Geschichte. Wobei die Entwicklung bei Frauke und Lothar am greifbarsten ist. Aber auch das Leben in Münster, der Glauben der Wiedertäufer und ihre Propheten lassen die Geschichte lebendig werden. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und schlüssig.
Nach einem etwas ruhigeren Anfang, steigt die Spannung schon bald an. Neben der Angst vor der Verfolgung und Tod, spürt man auch deutlich Fraukes Zerrissenheit zwischen ihrer Familie und ihrer Liebe zu Lothar. Aber auch Lothar hat es nicht leicht. So kommt er als Grünling nach Münster mit einem Auftrag seines Vaters. Diesen will er auch mit aller Macht erfüllen, muss zeitgleich aber auch aufpassen, dass er selbst nicht in die Schusslinie gerät. Zudem will er Frauke retten. Bei all diesen Aufgaben, Ängsten und Nöten reift er schließlich merklich zu einem jungen Mann heran.
Sprachlich ist das Buch in der heutigen Sprache geschrieben und daher einfach und leicht lesbar. Trotzdem ist es keineswegs seicht, sondern auf hohem Niveau. Auch sind die Liebesszenen eher dezent gehalten und die Folter- bzw. Kampfszenen haben gerade das richtige Maß, damit sie weder besonders blutig noch übertrieben wirken.
Fazit:
Eine starke, einfühlsame und tiefgründige Geschichte rund um die Wiedertäufer in Münster.