Krimianthologie
Wellhöfer, Ulrich
9. März 2016
Taschenbuch
320
Diese Anthologie umfasst 25 Kurzkrimis von 23 verschiedenen regional tätigen Autoren. Das Besondere an dem Buch ist neben den spannungsreichen, skurrilen oder auch witzigen Kurzkrimis die Sammlung von mecklenburgischen (Fisch-) Spezialitäten, die irgendwie in den Geschichten ihren Platz finden.
Das fängt schon gleich mit bei der ersten Geschichte an. Als Leser erwartete ich zunächst eine spannende Kurzgeschichte, bei der vielleicht ein Rezept empfohlen wird. Aber die Geschichten sind ganz anders aufgebaut. Entweder die Gerichte werden immer wieder in den Krimi eingebaut oder ein Protagonist schwärmt regelrecht davon. So war es für mich immer ein kleines zusätzliches Rätselraten, welches Rezept ich im Anschluss an die Geschichte finden würde, wenn gleich von mehreren Gerichten berichtet wurde.
Neben Appetit stellte sich also auch noch ein gewaltiger Hunger beim Lesen ein. Die Gerichte sind sehr verschieden und es sollte wirklich für jeden Leser etwas dabei sein. Man sollte aber vielleicht dazu sagen, dass hier die Rezepte mit Fisch deutlich überwiegen, was auch sehr gut zu der genannten Region passt. Die Rezepte sind verständlich geschrieben und übersichtlich aufgebaut. Ein Nachkochen ist daher kein Problem. Garniert werden die Rezepte mit kleinen Krimi-Kurzgeschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Mal geht es hoch her, dann ist wieder der Verstand gefragt, um die Zusammenhänge erkennen zu können. Auch der Stil ist von Autor zu Autor unterschiedlich. Der persönliche Schreibstil der verschiedenen Autoren fiel mir beim Lesen zwar auf, jedoch hatte ich mit nur mit einer Geschichte Probleme. Die Enden kamen meist zu schnell und man hätte gerne mehr über die Protagonisten erfahren. Dennoch waren die Geschichten in sich abgeschlossen und rund, so dass der Leser zwar hungrig, aber nicht im Unklaren zurückgelassen wurde.
Dank der Kürze der einzelnen Krimis, war das Buch schnell gelesen. Im Einzelnen findet man folgende Geschichten mit Rezepten von diesen Autoren:
- Angelika Waitschies – Lebensentwürfe (Geschmorte Wildschweinkeule)
- Wolfgang Schüler – Labskaus (Labskaus)
- Mischa Bach & Arnd Federspiel – Schreck lass nach (Grüne Heringe (gebraten))
- Mirjam Phillips – Das Muttersöhnchen (Einfacher Mecklenburger Pflaumenkuchen)
- Sabine Reins – Wasser der Tragödien (Schweriner Supp)
- Manfred C. Schmidt – Neulich in Rerik (Oma Cockys Bohnen-Birnen-und-Speck-Eintopf)
- Petra Steps – Die Rechnung bleibt offen (Mecklenburger Winzersuppe aus dem Vielmeer in Kühlungsborn)
- Regine Kölpin – Ich koch dann was! (Mecklenburger Schweinerippe)
- Monika Buttler – Fünf Sterne und ein Mord (Loup de mer mit Bohnenpotpourri und Soljanka-Aufgus)
- Heinrich-Stefan Noelke – Alice im Gespensterwald (Zuppa die Mare)
- Philipp Bobrowski – Bitte recht tödlich (Mecklenburger Fischsuppe)
- Claudia Toman – Schüsselstelle (Kräuterdorsch vom Blech)
- Ella Theis – Die Fischersfrau und der Butt – reloaded (Schollenfilets mit Kartoffelsalat)
- Gitta Edelmann – Die Bernstein-Königin (Soljanka)
- Sabine Prilop – Sabbatjahr in Ahrenshoop (Aal in Aspik)
- Andreas J. Schulte – Plumm un Tüffel (Plumm un Tüffek)
- Renate Müller-Piper – Ende. Und Anfang? (Makrele auf Brot)
- Heidi Ramlow – Fridolin ist tot (Bodden-Zander auf Wrukengemüse)
- Kerstin Lange – James B(l)ond mag keinen Kaviar (Stralsunder Fischertopf)
- Andreas Schmidt – Die dicke Berta (Gebackener Zander mit Kräuterkruste)
- Claudia Schmid – Der Klotz (Matjessalat)
- Andreas J. Schulte – Jasmunder Eier (Jasmunder-Eier)
- Christine Sylvester – Strahlend frischer Fisch (Eikes Spezialsauce)
- Christine Sylvester – Heringsdorf goes Hollywood (Rezepte mit Hering)
- Matthias Houben – Usedomer Fischtüften und seine Nachwirkungen (Usedomer Fischtüften)
Manchmal besteht ein Rezept aus mehreren Einzelrezepten, so dass es im Endeffekt sogar mehr als 25 Rezepte in dem Buch sind.
Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Da wir just an der Nordsee (ja, ich weiß, nicht Ostsee, aber dennoch eine fischreiche Gegend) Urlaub gemacht haben, kam mir das Buch gerade recht. So konnte ich tagsüber lesen und abends entsprechend schlemmen. Eine – für mich – perfekte Mischung. Bon Appetit!