Holbe, Daniel

Daniel Holbe
Carmen Vicari und Daniel Holbe

Daniel Holbe (*1976), lebt mit seiner Familie unweit von Frankfurt. Bereits in jungen Jahren versuchte sich Daniel Holbe im Schreiben, gab den Gedanken Journalist zu werden, jedoch auf.  Daniel Holbe versuchte sich in verschiedenen Berufen, ehe ihn sein Weg dann doch wieder zum Schreiben führte. Als der Krimiautor Andreas Franz im Jahr 2011 starb, trat Daniel Holbe seine Nachfolge an. Dank ihm lebt die Krimireihe von Andreas Franz um die Hauptkommissarin Julia Durant weiter.

 

Carmen Vicari:

Sieht man sich Deinen Lebenslauf an, stellt sich einem dann doch die Frage, ob Dich die Stationen am Puls der Menschen zum Schreiben von Krimis inspiriert haben?

 

Daniel Holbe:

Doch, ganz klar, das ist so. Selbst einige Kontakte, die ich in meinem ersten Beruf als Monteur im Kundendienst erlebte, gehören dazu. Alles, was später in meiner sozialen Laufbahn dazu gekommen ist, prägte mich natürlich umso mehr. Da gab es einige haarsträubende, aber auch immer wieder glückliche Ereignisse. Letzten Endes sind es immer die Beobachtungen von Menschen und deren Verstrickungen, die uns SchreiberInnen inspirieren.


Carmen Vicari:

Inwieweit fließen diese oder andere Erfahrungen in Deine Romane mit ein?

 

Daniel Holbe:

Siehe die erste Frage. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kommt man an grundlegenden Ideen ja praktisch gar nicht vorbei. Und dann kommt eben die gezielte Recherche dazu. Bei Krimis muss man sich in Themengebiete einarbeiten oder eben beraten lassen, die man im Normalfall nicht kennenlernt. Hinter die Schlagzeile schauen. In die Köpfe von Tätern und auch Opfern schauen (klingt komisch – aber neben Mord geschehen ja auch noch andere Dinge. Deshalb nicht nur die Täterperspektive). Also baue ich dort in Prinzip auf Fachwissen und fremde Erfahrungen, die ich mir zugänglich machen muss. Meine eigenen Erfahrungen in der Sozialen Arbeit bildeten da wenigstens schon mal eine ganz gute Basis.

 

Carmen Vicari:

War es schwierig, sich in eine Person einzufühlen, die bereits existierte (z.B. Julia Durant) und ihre Geschichte weiter zu erzählen?

 

Daniel Holbe:

Es war, bezogen auf die Charaktere, weniger schwierig als befürchtet. Klar, das war eine meiner größten Sorgen, bevor ich da mit dem Schreiben einstieg. Aber letzten Endes sind die Charaktere in 11 bestehenden Bänden nun wirklich sorgfältig und vielschichtig entwickelt und dargestellt. Da konnte ich anknüpfen. Und uns begegnet in egal welchem Band immer dieselbe Julia Durant, die sich allerdings weiterentwickelt und immer wieder mit individuellen Problemen konfrontiert wird.

Die weitaus größere Schwierigkeit bestand bei TODESMELODIE, dem unvollendeten Werk, darin, die Handlung exakt nach den bestehenden Vorgaben umzusetzen. Denn im Gegensatz zu einem eigenen Krimikonzept weiß man nicht, welche Faktoren dem anderen Autoren besonders wichtig und welche vielleicht nebensächlich waren. Fragen konnte ich ja leider nicht mehr. Und es hat mich einige sehr lange Abende gekostet, das alles zusammenzupuzzlen…

 

Carmen Vicari:

Du schreibst auch Kurzgeschichten, die in Anthologien (z.B. in „Törtchen-Mördchen“) veröffentlicht werden. Was gefällt Dir besser, ein ganzes Buch zu schreiben oder lieber eine Kurzgeschichte?

 

Daniel Holbe:

Tja! Einer Figur ist es erstmal egal, ob sie für 10 oder für 450 Seiten entwickelt wird. Und auch der Geschichte, würde ich mal behaupten. Denn all das, was man in einem dicken Buch durchlebt, soll man beim Lesen einer Kurzgeschichte ja auch spüren. Inklusive einer Pointe. Das spürte ich dann auch gleich beim allerersten Mal so richtig. Doch letzten Endes ist ja genau das an meiner Arbeit das Schöne. Ich darf frei nach Schnauze (okay: und nach gewissen Spielregeln) Personen, Verstrickungen und Handlungen entwickeln. Nur dass bei einer Kurzgeschichte, wenn es flutscht, die erste Fassung komplett in einem Rutsch entstehen kann. Morgens nichts, abends fertig. Ein klarer Punktesieg für die Kurzgeschichte. Wenn man aber, nach einem ganzen Jahr Arbeit, ein echtes, dickes Buchbaby in den Händen hält, dann ist das absolut unbeschreiblich. Also gewinnt unterm Strich das ganze Buch.

 

Carmen Vicari:

Was sind Deine nächsten Projekte? Geht es mit Julia Durant und Sabine Kaufmann weiter? Darfst Du überhaupt schon etwas darüber verraten?

 

Daniel Holbe:

Aktuell stecke ich mitten in der Arbeit an einem neuen Fall mit Julia Durant, der im Sommer 2017 erscheint. Den Titel darf ich noch nicht verraten, aber es ist nur noch eine Frage von Tagen, bis er bekanntgegeben wird. Ein Titel, der mich sehr glücklich macht, das mal so am Rande. Und auch für Sabine Kaufmann habe ich einen Fall, der schon ewig darauf wartet, geschrieben zu werden. Außerdem zwei Kurzgeschichten, einmal etwas Weihnachtliches und einmal etwas für einen Sammelband über meine Heimatregion. Dazu gibt es eine Menge Flausen im Kopf, über die ich teils noch nicht reden will und teils noch nicht reden darf. Doch da auch mein Tag nur 24 Stunden hat, werde ich, nach fünf sehr arbeits- und auch erscheinungsreichen Jahren, das alles erstmal mit deutlich langsameren Tempo angehen. Auch so ein Punkt, der für uns Schreibende wohl ein Segen ist: mehr Ideen als Zeit. Andersherum wäre es deutlich schlechter!

 

Vielen Dank, Daniel Holbe, für die Beantwortung der fünf Fragen.

 

Website von Daniel Holbe

 

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