Wandern trägt zur Erholung, Entspannung und Besinnung bei. Manche nutzen diese Zeit für einen kleinen Sonntagsspaziergang, andere machen dies professionell, verbringen ihre Urlaube damit oder sie begeben sich gleich auf eine Pilgerschaft.
Doch was, wenn eine Pilgerwanderung mörderisch wird?
Und damit meine ich jetzt nicht die schmerzenden Füße, die einen schon mal „umbringen“ können.
Nein, ich spreche von kriminellen Kurzgeschichten, wie sie von drei Autorinnen ersonnen wurden.
Claudia Schmid, Leila Emami und Fenna Williams haben sich den Jakobsweg, der auch teilweise durch Deutschland verläuft, etwas genauer angesehen und kamen dabei auf mörderische Gedanken, die sie – zusammen mit einigen Freizeittipps – im Gmeiner Verlag veröffentlicht haben.
Am 18. Oktober 2018 luden die drei Autorinnen zur Premierenlesung im Capitol Limburgerhof ein. In einer kriminellen Lesung stellten die drei Autorinnen ihren ganz speziellen Wanderführer dem interessierten Publikum vor. Dabei hatte das Ambiente auch einiges zu bieten:
Im Dezember 1954 eröffnete der Winzer Gerhard Wolf Grund das Lichtspielhaus mit ursprünglich 513 Sitzplätzen und machte so seine Leidenschaft zum Zweitberuf. Trotz diverser Renovierungen und auch Verkleinerung der Sitzplatzanzahl auf 274, blieb dem Lichtspielhaus sein ursprünglicher Charme erhalten. Dies erkennt man nicht zuletzt an den Tütenlampen, die nach wie vor den Saal beleuchten, auch andere Einrichtungsgegenstände erinnern tapfer an die Anfangszeit.
Trotz einiger Probleme, von Verkauf über Schließung und Neueröffnung, erstrahlt das Lichtspielhaus seit 2015 in altem-neuen Glanz undwurde bereits schon mehrfach mit dem Kinopreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Zuletzt am Tag der Lesung wurden Susanne Deickert und Dieter Janneck der Kinoprogrammpreis in der Kategorie “herausragendes, kulturelles Filmprogramm“verliehen.
Kein Wunder also, dass die Lesung an diesem Abend ausverkauft war.
Nach einigen einführenden Worten von Susanne Deickert übernahm Claudia Schmid das Wort und führte die Zuhörer nach Speyer. Dort erwartete uns mit „Der 13. Gast“ einen passionierten Fremdenführer, der die Liebe zu seiner Heimatstadt mit den Spuren des Jakobswegs verknüpft. Auf diesen Spuren, ausgehend von der großen Pilgerstatue beim Dom, baute er seine Route auf. Doch ein Nebenbuhler störte seine Gruppe. Unerwartet wird es mörderisch.
Nach einer kleinen Pause wurde es dann kriminell komisch. Leila Emami, die auf iranische Wurzeln zurückblicken kann, legte mit „Pamelas Leichenzug“eine komödiantische Kurzgeschichte auf dem Bonifaziusweg vor. Ob sich dieserWeg wirklich zur Ergänzung einer Paartherapie eignet, mag jeder für sich selbstentscheiden. Kriminell war er auf jeden Fall.
Kleine Erfrischungen wurden auch in der folgenden Pause gereicht, so dass man sich zum einen versorgen konnte, zum anderen mussten dringend die Lachtränen getrocknet werden, denn sonst hätte man womöglich die dritte Autorin nicht gesehen, die die Zuhörer noch einmal mit ihrer Geschichte „Nicht rasten – fasten“ gefangen nahm.
Fenna Williams, die von sich behauptet, dass sie den schwarzen Gürtel im Power-Lazing innehat (zur Erklärung lieferte die Autorin folgende Worte: „Ich kann so richtig gut gar nichts tun und das in der Champions League!“), konnte zumindest an diesem Abend keine Punkte in dieser Kategorie für sich verbuchen. Sehr dynamisch, mitreißendund urkomisch zeigte die Autorin, dass Wandern und Fasten zwar Sinn machen können, man aber besser lassen sollte.
Dass das Ambiente sehr gut gewählt war für eine Premierenlesung, konnten die Gäste nicht zuletzt nach der Lesung feststellen. Das Flair passte ebenso gut zu den ausgewählten Texten, wie die Darbietung derAutorinnen zu einem Theater- und Lichtspielhaus.
Wen wunderte es da, dass das vorhandene Buchkontigent amBüchertisch im Nu vergriffen war? Neben einer kriminell guten Anthologie mit Freizeittipps, bekam mach zeitgleich die Gelegenheit das Buch von gleich drei Autorinnen individuell signiert zu bekommen.
Für Claudia Schmid, Fenna Williams und Leila Emami geht die Lesereise weiter und auch ich habe ihre Spuren schon verfolgt. Auf dem Jakobsweg und bei einer weiteren Lesung in dem schönen Städtchen Rüdesheim am Rhein in der Boddelbar. Aber dazu später mehr.
Fakt ist, wer die Möglichkeit hat, eine Lesung mit den drei Autorinnen besuchen zu können, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich kann nur sagen, es erwartet einen ein mörderisch guter Abend, mit viel Action und noch mehr Lachern und keine Sorge – die Autorinnen morden ausschließlich mit der Schreibfeder auf Papier!