Historisch
Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
28. Februar 2019
Taschenbuch
400
Schwarzwald 1152: Der Zeidler Seyfried ist ratlos. Viele seiner Bienenvölker sterben, ohne dass er einen Grund dafür erkennen kann. Dabei braucht er die wilden Bienen, um von deren Wachs und Honig seine kleine Familie ernähren zu können. Als seine Frau einem verwundeten adligen Mädchen helfen möchte, dieses jedoch stirbt, bricht Seyfried zu einer waghalsigen Mission auf. Seiner Frau droht nämlich das Schafott.
Innerhalb weniger Tage muss er bei der Äbtissin Hildegard von Bingen vorsprechen und diese zu einer Fürsprache für seine Frau überzeugt haben. Die gelehrte Äbtissin knüpft ihre Hilfe an einige schier unlösbare Aufgaben und Seyfried läuft die Zeit davon. Wird er rechtzeitig zurückkehren können?
Ralf H. Dorweiler lässt den Leser eintauchen in die kleine bescheidene Welt eines Zeidlers. Seyfried, seine Frau Elsbeth und ihre drei Kinder führen ein glückliches Leben, bis die Behandlung eines schwer verletzten Mädchens schief geht und man Elsbeth dafür verantwortlich machen möchte. Da auch noch ein unerklärliches Bienensterben die Runde macht, steht schnell fest, Elsbeth hat sich mit dem Teufel eingelassen und muss sterben.
Seyfried kämpft für das Leben seiner Frau und hat nur eine Chance – die Fürsprache Hildegards von Bingen. Doch diese Chance ist mit einem sehr engen Zeitfenster versehen, so dass nicht nur für Seyfried ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Auch der Leser wird in einen Sog reingezogen und hetzt regelrecht durch die Geschichte, immer in der Hoffnung, dass Seyfried es gelingen wird, seine Frau zu retten.
Schnell hatte ich die Zeidler Familie liebgewonnen. Ralf H. Dorweiler hat jedem seine eigenen Macken und seine eigene Stimme verliehen, so dass man sie schnell auseinander halten konnte. Alle zusammen sind in tiefer spürbarer Liebe miteinander verbunden und würden sich für den jeweils anderen auch in große Gefahr begeben. Als Leser begleitet man vorwiegend Seyfried auf seiner Odyssee zu Hildegard von Bingen, hilft ihm gedanklich beim Lösen der Aufgaben und treibt ihn immer wieder an, damit er es noch rechtzeitig schafft. Zwischendurch durfte ich aber auch Anna, der ältesten Tochter der Zeidlers über die Schulter schauen. Sie und ihr Bruder wurden in der Küche der Burg untergebracht, müssen sich böse Reden anhören und schwer schuften. Doch Anna gelingt die Flucht und bringt sich und ihren Bruder dabei in tödliche Gefahr.
Als weiterer Strang durfte ich Adelheyd kennen lernen. Eine junge Novizin, die schon bald in der Gunst Hildegard von Bingens steht.
Neben der eigentlichen Geschichte, die durch das begrenzte Zeitfenster einen unglaublichen Spannungsbogen hat, konnte ich auch noch einiges zum Beruf des Zeidlers, sowie zur Äbtissin Hildegard von Bingen erfahren. Ralf H. Dorweiler nutzt die Chance, beide Hauptthemen geschickt miteinander zu verknüpfen und so in die Handlung einfließen zu lassen, dass man die ganzen Informationen mehr am Rande mitnimmt.
Sein fesselnder Schreibstil erzeugt bald einen regelrechten Lesesog, so dass ich am liebsten immer weiter gelesen hätte. Der Personenkreis war für mich übersichtlich, dennoch findet man am Ende des Buches einen kleinen Personenglossar. Für eine bessere Orientierung findet man in den Überschriften neben dem Ort auch noch das jeweilige Datum.
Fazit:
Das Thema Bienen hat mich bei dem Buch sehr interessiert. Nach und nach gibt der Autor sein Fachwissen preis, so dass man dieses als Leser häppchenweise aufnehmen kann. Mit diesem Buch hat Ralf H. Dorweiler eine spannende, atemberaubende und lehrreiche Geschichte rund um den Gesang der Bienen und die gelehrte Äbtissin Hildegard von Bingen geschaffen.
Werbung, da Rezensionsexemplar