Weiß, Sabine: Krone der Welt

Krone der Welt
Sabine Weiß
Historischer Roman
Lübbe
21. Dezember 2020
Taschenbuch
689

Der 11jährige Vincent lebt mit seinem jüngeren Bruder Ruben und der kleinen Schwester in Antwerpen. Ihr Vater ist dort als Baumeister tätig und Vincent schaut ihm gerne mal über die Schulter. Doch die Stadt wird belagert und Essen ist knapp. Ein Religionskrieg ist entbrannt und die Stadt droht an die Spanier zu fallen.

Als die Stadt schließlich eingenommen wird, flieht Vincent mit seinem Vater und den Geschwistern nach Amsterdam. Die Stadt ist im Wandel und strebt nach höherem, aber kann Vincent seinen Teil dazu beitragen? Immerhin gibt es noch andere Baumeister und er ist ein mittelloser Zugezogener…

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Nicht nur Vincent, seine Geschwister und deren Vater durfte ich als Leserin begleiten, auch in den spanischen und katholischen Reihen konnte ich Mäuschen spielen und wurde mit viel Interessantem und Wissenswertem belohnt.

Der Prolog endet mit einem Cliffhanger, der mich in die Kindheit von Vincent und seiner Flucht aus Antwerpen zurückführte. Nach und nach lernte ich ihn, seinen Vater und seine beiden Geschwister, die so komplett anders sind als Vincent besser kennen. Schon nach wenigen Seiten waren sie mir vertraut und die plastische und bildhafte Sprache von Sabine Weiß sorgte dafür, dass ich mich als Teil der Familie fühlte. Ich litt, hoffte und bangte, wollte selbst helfen, Betje in den Arm nehmen oder Ruben mal den Kopf waschen, wenn er wieder nur Unsinn darin hatte.

Dieser sehr familiären Stimmung standen dann der Krieg mit seinen Schrecken und die politischen Ränkespiele gegenüber. Auch hier konnte ich Mäuschen spielen und die einzelnen Fronten mir, nicht zuletzt dank Nathan, ansehen. Sehr interessant fand ich zu sehen, wie sich Amsterdam in diesem Zeitfenster um 1600 doch verändert hat. So, wie ich es heute kenne, war es damals noch lange nicht. Der Weg dorthin war steinig, gewiss auch matschig und nass. Aber es war interessant zu sehen, wie er beschritten wurde, indem ich Vincent dabei ein wenig über die Schultern blickte.

Fazit:

Das Buch ist ein toller Roman rund um die Entwicklung von Amsterdam um 1600, den Krieg zwischen Spanien, England und Frankreich und dem Kampf zwischen Katholiken und Calvinisten, in deren Mitte eine kleine Familie um ihr Überleben und ein klein wenig Glück kämpft. Eine durch und durch gelungene und ausgewogene Mischung, die mir sehr viele schöne und farbenprächtige Lesestunden beschert hat und von der mich nur schwer wieder lösen konnte. Für mich ist das Buch definitiv ein Lesehighlight im noch jungen Jahr 2021.

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