Lambertus, Hendrik: Der Zorn der Flut

Der Zorn der Flut
Hendrik Lambertus
Historischer Roman
Rowohlt Taschenbuch
15. November 2022
Taschenbuch
592

 

 

Der junge Deichbauer Folkert Feddersen macht sich große Sorgen. Die Deiche wurden in der letzten Zeit nicht so in Stand gehalten, wie er das gerne gesehen hätte. Auch die Höhe erscheint ihm unpassend. Als die Stürme im Winter 1361 immer stärker werden, wächst seine Sorge um seine Heimat drastisch an.

Sein Bruder Auke hingegen hat andere Dinge im Kopf. Schon lange sind ihm die Machenschaften des dänischen Königs und Abgaben an jenen ein Dorn im Auge. Das Land leidet seiner Meinung nach unter der Knechtschaft und Auke versucht mit einigen Leuten, etwas Gerechtigkeit wieder herzustellen. Dass dies nicht unbemerkt bleibt und Opfer fordert, ist nur eine der Folgen seines Handels.

Griet, die Tochter des Stallers, wird an Hofe des dänischen Statthalters erzogen und kehrt im Winter 1361 wieder nach Hause zurück: ihr Vater hat große Pläne mit ihr, doch Griet möchte eigentlich nur ihre große Liebe Auke heiraten und in Freiheit leben.

Doch dann kommt die Flut und verändert nicht nur das nordfriesische Küstenland.

Die Geschichte ist in drei Abschnitte untergliedert – vor, während und nach der Flutkatastrophe. Der Autor Hendrik Lambertus hat sich der größten Naturkatastrophe in Friesland angenommen, die zweite Marcellusflut oder auch Grote Mandrenke, die vom 15.01. bis 17.01.1362 eine grundlegende Veränderung der friesischen Nordseeküste zur Folge hatte. Große Teile liegen immer noch im Meer und die berühmte Stadt Rungholt wurde erst kürzlich wieder entdeckt.

Hendrik Lambertus, den ich vorwiegend als Autor von Kinder- und Fantasyromanen kenne, hat mit diesem Buch einen historischen Roman geschrieben, den ich nicht aus der Hand legen konnte. Im ersten Teil des Buches konnte ich Auke, Griet und alle anderen Protagonisten einzeln und in Ruhe kennenlernen. Durfte ihre Lebenswege verfolgen und sie wuchsen mir mit jeder gelesenen Seite immer mehr ans Herz.

Als dann im zweiten Teil die Sturmflut kam, die Wellen über 2m über die Deichkronen schlugen und 21 Deiche brachen, saß ich zwar im Trocknen, aber in Gedenken hoffte, bangte und litt ich mit den liebgewonnenen Figuren des Autors.

Der Autor hat eine sehr schöne und plastische Art des Erzählens. Er beherrscht die Kunst, Dinge zu beschreiben, ohne zu arg ins Detail zu gehen und dabei dennoch farbenprächtige Bilder im Kopfkino zu erzeugen. Vermeintlich verloren gegangene rote Fäden werden aufgegriffen und zu Ende geführt, so dass zuletzt keine Fragen mehr offenbleiben.

Das letzte Kapitel widmet sich der Zeit nach der Flut und zeigt deutlich auf, welche Schäden die Sturmflut hinterlassen hat und wie die Menschen, die die Flut zwar überlebt haben, jetzt jedoch um ihr weiteres Überleben kämpfen müssen.

Der Roman ist sehr emotional und bildet eine facettenreiche Gefühlswelt ab. Zwischen Liebe und Leid, Hoffnung und Verzweiflung, Bangen und Mut konnte ich mehrere Figuren von Hendrik Lambertus auf ihrem Lebensweg verfolgen. Durch den ständigen Perspektivenwechsel, war ich umfassend informiert und immer mittendrin.

Fazit:

Ein bildgewaltiger Roman über die größte Flutkatastrophe an der nordfriesischen Küste, bei der nicht nur 21 Deiche brachen, viele Menschen ihr Leben verloren, 8 Siedlungen im Meer versanken, sondern es auch Menschen gab, die die Hoffnung auf ein Überleben nicht aufgegeben hatten. Ein epischer Roman mit vielen Facetten, der einen so schnell nicht mehr loslässt.

 


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