Interview mit Stefan Maiwald

 

Stefan Maiwald
Foto: Maximum Verlag

Lieber Herr Maiwald

zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein kurzes Interview zu Ihrer Thalmeyer-Saga nehmen. Der zweite Band erscheint jetzt am 06. Mai 2024, würden Sie bitte kurz zusammenfassen, um was es im zweiten Teil „Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechliche Hoffnung“ geht?

Wir sind in den 1950ern, die Bundesrepublik kommt auf die Beine, die ersten Edgar-Wallace-Filme werden gedreht, gefährliche Spione treiben ihr Unwesen im Grenzgebiet, das immer undurchdringlicher wird – der Eiserne Vorhang entsteht.

Marie Thalmeyer hat es geschafft, das Sorgerecht für ihre Tochter zurückzuerlangen, doch die Freude hält nicht lange. Die Porzellanmanufaktur steht nach einem Betrug kurz vor dem Ruin, die DDR öffnet die Grenzen für das Meißner Porzellan. Die Preise sind im freien Fall.

Maries Bruder Joachim lebt immer offener seine Homosexualität aus und wird erfolgreicher Manager der neuen deutschen Schlagerstars. Doch auch in der Welt der Reichen und Schönen lauern Gefahren …

Als der Erzfeind der Familie, der Papierfabrikant Karl Metsch, aus der Haft entlassen wird, flammt die Fehde erneut auf. Marie und Sophie Thalmeyer versuchen, alles zum Guten zu wenden.

 

Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechliche Hoffnung – Stefan Maiwald
Herausgeber ‏ : ‎ MAXIMUM Verlag; 1. Edition (6. Mai 2024)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 400 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3986790276
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3986790271

Wie kam es zu der Idee, die Geschichte einer Familiendynastie in der neuen Bundesrepublik zu schreiben? 

Die Zeit hat mich seit jeher fasziniert. Es gibt viel Literatur über den Zweiten Weltkrieg, es gibt viele Romane über die Wirtschaftswunderzeit, aber die düsteren Jahre dazwischen, als alles auf Messers Schneide stand, von Kriegsende bis zur Gründung der Bundesrepublik und der DDR – diese Zeit fand ich noch sehr unbeackert. Da diese Jahre auch in meiner eigenen Familie eine wichtige Rolle spielen, ist die Idee zu der Trilogie entstanden.

 

Was diente als Vorbild für die Thalmeyer Porzellanmanufaktur und wieviel Fiktion steckt in dem Buch?

Tatsächlich hat mich vor einigen Monaten eine Frau Thalmeyer angeschrieben, die mehr über »ihre« Porzellan-Familie wissen wollte. Ich musste sie enttäuschen: Die Thalmeyers sind Fiktion, aber der Ort Selb hat eine lange Tradition als Porzellan-Metropole. Das große Panorama stimmt, aber alle Personen der unmittelbaren Familiengeschichte sind frei erfunden, und das gilt auch für die Gegenspieler. Wobei es schon sein kann, dass der eine oder andere Bösewicht Züge real existierender Personen abbekam …

 

Im zweiten Band haben viele historisch belegbare Persönlichkeiten Gastauftritte. War es schwer, sich diesen Figuren zu nähern und wie liefen da die Recherchen ab?

Das Leben all der Politiker und Schlagerstars ist ja gut durchleuchtet, und es hat richtig Spaß gemacht, diese Personen zu Figuren in dem Buch zu machen, ihnen regelrecht eine Bühne zu geben, etwa den großen Showmastern von damals wie Peter Frankenfeld oder dem jungen Hans-Joachim Kulenkampff. Caterina Bravo ist an Caterina Valente angelehnt, und für den großen Heinz Erhardt musste ich eigens ein Spottgedicht erfinden. Blacky Fuchsberger kommt ebenfalls vor – die Edgar-Wallace-Verfilmungen haben ja diese Zeit ebenfalls sehr geprägt.

 

Bislang lag Ihr Fokus vor allem auf unterhaltsamen Italienromanen. Was war der Auslöser, jetzt eine historische Familiensaga in Deutschland zu schreiben?

Ich habe als Kind meine gesamte Ferienzeit und fast jedes Wochenende bei meinen Verwandten im Zonenrandgebiet verbracht, in Walkenried am Südharz, nur einen Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Die Wachtürme und der Stacheldraht waren überall zu sehen. Jeder Erwachsene, mit dem ich damals sprach, hatte Krieg und Vertreibung miterlebt. Verdrängt wurde in meiner Familie nichts, offen wurde über die Nazis und Opfer im Ort gesprochen, vom Fliegeralarm und von den Bombenexplosionen, von den schrecklichen Erlebnissen auf der Flucht. Ich konnte selbst noch mit ehemaligen überzeugten Parteigängern sprechen, mit verfolgten Kommunisten, mit Soldaten, Piloten und Flakhelfern, mit Geflüchteten und Versehrten. Ich habe so viele unglaubliche Geschichten gesammelt, dass eine Familiensaga sich einfach anbot.

Sehr viel Italien ist dennoch dabei – so wird, Luca, der Sohn des italienischen Gastwirts Bepi Esposito ein wichtiger Protagonist, der dann insbesondere in Band 3 eine entscheidende Rolle spielt.

 

Wie kamen Sie zum Schreiben? Was inspiriert Sie und haben Sie Schreibrituale?

Ich wollte schon immer Schriftsteller werden, mit zwölf habe ich meinen ersten Kriminalroman geschrieben. Ich kam nur bis auf Seite 3, aber ein Anfang war gemacht! Mit Anfang 20 erschienen meine ersten Kurzgeschichten. Der Durchbruch kam dann aber mit dem dtv-Verlag und vor allem mit »Laura, Leo, Luca und ich – wie man in einer italienischen Familie überlebt«. Denn kurz zuvor hatte ich eine Italienerin geheiratet und bin nach Italien gezogen. Und dieses Buch war ein so großer Erfolg, dass es mir weitere Türen öffnete.

Was Schreibrituale angeht: einfach machen! Meine Devise lautet: jeden Tag drei Seiten – klingt nicht viel, aber eben wirklich jeden Tag. Auch am Samstag und am Sonntag und am 6. Mai und an Weihnachten und Neujahr. Dann habt ihr bald was Brauchbares zusammen.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Ihrer bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Der 6. Mai ist mein Hochzeitstag. Und am 6. Mai 2021 wurde »Das Italien-Prinzip« zum Bild-Bestseller Nummer 1. Das war schon ein toller Moment, an dem der Champagner floss. Und dass Teil 2 der Porzellanmanufaktur genau am 6. Mai rauskam, nehme ich einfach mal als gutes Omen.

 

Und zu guter Letzt: An was arbeiten Sie gerade und dürfen Sie schon einen kleinen Einblick in den finalen Band der Thalmeyer-Saga gewähren?

Im dritten Band der Thalmeyer-Saga, der im Oktober erscheint, geht es richtig rund, die Trilogie endet mit den aufflammenden Studentenunruhen der 60er Jahre. Aber was heißt hier »final«? Wenn die Leserinnen und Leser es goutieren, machen wir einfach weiter!

 

Lieber Herr Maiwald, vielen Dank für das interessante Interview.

 

Rezension zum Buch

 

Stefan Maiwald

Stefan Maiwald, erfolgreicher Journalist und Bestsellerautor, wurde 1971 in Braunschweig geboren. Als Kind verbrachte er seine gesamte Ferienzeit und fast jedes Wochenende bei seinen Verwandten im Zonenrandgebiet, nur einen Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Die Wachtürme und der Stacheldraht waren überall zu sehen. Jeder Erwachsene, mit dem er damals sprach, hatte Krieg und Vertreibung miterlebt.
Seit dem Studium schreibt er Kolumnen und Reportagen und lebt seit mehr als zwanzig Jahren südlich der Alpen. Sein Blog postausitalien.com wurde 2022 auf der Frankfurter Buchmesse als »bester Travel Blog« ausgezeichnet.

Seine Bücher wie »Laura, Leo, Luca und ich – wie man in einer italienischen Familie überlebt« oder der humorvolle Erziehungsratgeber »Wir sind Papa« wurden Bestseller. Neben der historischen Romantrilogie »Der Spion des Dogen«, die im Venedig des 16. Jahrhunderts spielt, erschienen drei Alpenkrimis und zuletzt „Meine Bar in Italien. Warum uns der Süden glücklich macht“. Nach „Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechlicher Frieden“ und „Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechliche Hoffnung“ ist „Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechliche Träume der dritte Band der Trilogie um die Geschichte der Familiendynastie Thalmeyer und ihrer Porzellanmanufaktur in Selb in Oberfranken. Wie er selbst sagt: „Dies ist nicht die Geschichte meiner Familie. Dies ist die Geschichte einer ganzen Generation.“

Stefan Maiwald lebt mit seiner Frau, den beiden Töchtern und Jack Russell Luna auf der italienischen Insel Grado.

(Quelle: Maximum Verlag)

 

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