Interview mit Martina Fiess

Martina Fiess
Foto: Martina Fiess

Liebe Martina,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Auf der 1. Stuttgarter Buchmesse warst Du mit Deinem Krimi „Die Alb, die Liebe und der Tod“ vertreten gewesen. Magst Du kurz erzählen, um was es in dem Krimi geht?

Mein achter Roman war für mich ein echtes Herzensprojekt, denn genau wie meine Heldin Isabella bin ich Kunsthistorikerin, mag abstrakte Kunst und pendle zwischen zwei Welten: Großstadt und Dorf.

„Die Alb, die Liebe und der Tod“ erzählt von einer unterhaltsamen Mörderjagd zwischen Stuttgart und Schwäbischer Alb. Meine Heldin Isabella arbeitet für ein Auktionshaus in der Landeshauptstadt und genießt ihr aufregendes Leben in der Kunstszene. Doch dann ertappt sie ihren Verlobten mit einer anderen und flieht Hals über Kopf auf die Alb. Dort übernimmt die eingefleischte Großstädterin eine kleine Landpension in Ochsenwang und kämpft mit den Tücken des Landlebens. Gerade als Isabella die Idylle der Alb zu schätzen beginnt, wird eine Tote im Randecker Maar gefunden – und Isabella wird zur Hauptverdächtigen. Gemeinsam mit ihrer Nachbarin, der schlagfertigen Biobäuerin Karlotta, macht sich Isabella auf die Suche nach dem wahren Täter und kommt dabei dem eigenwilligen Maler Leon näher, der deutlich mehr über den Fall weiß, als er zunächst zugibt.

Wichtig ist noch zu betonen, dass ich Isabellas anfängliche Vorurteile über das Landleben nicht teile. Auch wenn mein Leben als Autorin einige Parallelen zu meiner Protagonistin Isabella hat, sind alle Figuren und ihre Ansichten frei erfunden, ebenso wie das Auktionshaus und die Landpension.

 

In welcher Region spielt er und wie kam zu der Auswahl des Ortes? Verbindet Dich etwas damit?

Als leidenschaftliche Wanderin habe ich alle Schauplätze von „Die Alb, die Liebe und der Tod“ mehrfach zu Fuß erkundet und bin auch heute gern dort unterwegs. Insofern war die Recherche für dieses Buch besonders angenehm und ein guter Ausgleich zum vielen Sitzen am Schreibtisch.

Mein Krimi spielt auf der Schwäbischen Alb im Kreis Esslingen und Reutlingen. Hauptschauplatz ist das malerische Ochsenwang, das ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen ist und herrliche Ausblicke zum Beispiel auf die Burg Teck bietet, die auf dem Cover meines Romans zu sehen ist. Viele kennen Ochsenwang auch, weil der Dichter Eduard Mörike hier eine Zeitlang gelebt hat. Weitere Schauplätze des Romans sind u.a. das Randecker Maar, das Schopflocher Torfmoor, der Aussichtsfelsen Breitenstein sowie Kirchheim unter Teck, Esslingen, Bad Urach, Aichelberg und natürlich auch Stuttgart.

Bisher hat Deine Werberin und Stadtführerin Bea Pelzer in sieben Krimis den Ton angeführt. In „Die Alb, die Liebe und der Tod“ betrat erstmals die Kunstexpertin Isabella die Krimibühne. Wieso kam es zu diesem Wechsel und wird man von Bea nochmal hören?

Wieso ich einen Alb-Krimi geschrieben habe? Ganz einfach: Ich habe viele Jahre in Stuttgart gelebt und pendle seit einiger Zeit zwischen der Landeshauptstadt und der Schwäbischen Alb. Die schöne und zugleich raue Landschaft der Alb hat mich so beeindruckt, dass ich sie unbedingt zum Schauplatz eines Krimis machen wollte – und glücklicherweise war mein Verlag Emons von der Idee ebenso begeistert wie ich. Da ich selbst Kunsthistorikerin bin, habe ich die Kunstexpertin Isabella erfunden, die es durch einen Schicksalsschlag in den kleinen Ort Ochsenwang verschlägt. Großstädterin trifft auf Landleben: Isabella mit ihren Vorurteilen über das Landleben zu konfrontieren, hat mir beim Schreiben große Freude gemacht. Natürlich lernt Isabella im Lauf ihrer Ermittlungen den besonderen Charme der Alb kennen und verliebt sich nicht nur in die einzigartige Landschaft ….

Meinen nächsten Fall löst wieder die Stuttgarter Heldin Bea Pelzer. Ab Ende Oktober ermittelt die Stadtführerin zum achten Mal in der Landeshauptstadt.

Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus? Läufst du die Wege Deiner Protagonisten ab?

Ja, ich bin mein eigener Location Scout und liebe es, neue Stadtteile, Orte und Landschaften zu entdecken. Während ich den Krimiplot entwickle, bin ich parallel mit Stadtplan, Landkarten, Architektur- und Reiseführern unterwegs, um mögliche Tatorte und Schauplätze zu erkunden. Mich interessiert besonders, wie ein Schauplatz sich anfühlt, wie es dort riecht, welche Geräusche zu hören sind und was meine Figuren an diesem Ort beobachten können. Meine Heldin Bea Pelzer erläutert als Stadtführerin auch die Geschichte und Architektur ihrer Stationen, dabei kann ich mein Interesse für die Vergangenheit Stuttgarts genauso einbringen wie meine Ausbildung als Kunsthistorikerin.

Wie kamst Du zum Schreiben?

Astronautin, Philosophieprofessorin oder Schriftstellerin – das waren schon als Kind meine Wunschberufe. Astronautin hat sich wegen meines mangelnden Talents für Mathematik und meiner Höhenangst schnell erledigt. Neben Kunstgeschichte habe ich auch Philosophie studiert und über Kunsttheorie promoviert. Das war eine großartige Erfahrung, aber mir ist klar geworden, dass die Universität zwar ein wunderbarer Ort ist, ich mein Leben aber anders verbringen möchte. Also habe ich so ziemlich alle Berufe durchlaufen, die mit Schreiben zu tun haben: Journalistin, Buchlektorin, wissenschaftliche Autorin, Pressefrau, Werbetexterin und Mitverfasserin von Sachbüchern. Dann habe ich mit meinem ersten Kurzkrimi einen Literaturwettbewerb gewonnen und gleich zwei Verlage, darunter Scherz, haben die Geschichte gekauft. Das war ein deutlicher Wink des Schicksals. Inzwischen habe ich zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht und im Herbst erscheint mein neunter Roman. Mit dem dritten Wunschberuf hat es also geklappt.

Könntest Du Dir vorstellen auch in einem anderen Genre aktiv zu werden?

Meine Romane sind Cosy Crime und daher wenig blutig. Genau das schätzen meine Fans, was ich oft bei Lesungen höre. „Ich lese keine Krimis, nur Ihre“, sagen die BesucherInnen mir dann, und zwar genau aus diesem Grund, weil sie nicht so brutal sind. Als Autorin beschreibe ich gern das Privatleben meiner HeldInnen – und besonders ihr turbulentes Liebesleben. Soll ich es verraten? Ich mach´s: Gerade schreibe ich tatsächlich an einem spannenden Liebesroman ohne Leichen.

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Der schönste Moment ist für mich, das Buch endlich in Händen zu halten und es in Buchhandlungen zu entdecken. Als ich meinen ersten Roman in hohen Stapeln auf dem Neuheiten-Tisch gesehen habe – das war bisher das absolute Highlight. Glücklicherweise lässt die Begeisterung nicht nach … Im Herbst werde ich diesen wunderbaren Moment zum neunten Mal erleben, darauf freue ich mich!

Und zu guter Letzt: Wann kommt der nächste Band und an was arbeitest Du gerade?

Gerade schließe ich das Manuskript für den achten Fall meiner Heldin Bea Pelzer ab. Die schlagfertige Stuttgarter Stadtführerin wird ab Oktober wieder auf turbulente Mörderjagd gehen und sich natürlich auch dieses Mal in die Ermittlungen von Kommissar Gabriel vom Dezernat für Tötungsdelikte einmischen. Den Titel darf ich noch nicht verraten … aber Bea wird die Leserinnen und Leser an einige der schönsten Orte in der Landeshauptstadt führen und sowohl beruflich als auch privat an ihre Grenzen stoßen. Und außerdem – ich habe es ja bereits verraten – schreibe ich gerade einen Liebesroman. Eine tolle neue Erfahrung für mich als Autorin.

Liebe Martina, vielen Dank für das interessante Interview.

Martina Fiess

Martina Fiess stöberte als Journalistin so manche Leiche im Keller anderer Leute auf, trennte als Sachbuchlektorin Fiktion von Fakten und manipulierte als Werbetexterin den schönen Schein. Dank dieser perfekten Vorbildung wurde sie Krimiautorin und hat bisher acht Cosy Crime-Romane bei Emons veröffentlicht.

Heldin ihrer wortwitzigen und vergleichsweise unblutigen Kriminalromane jenseits des Serienkiller-Mainstreams ist die Stuttgarter Stadtführerin Bea Pelzer – leicht chaotisch und mit einem fatalen Hang zu Leichen und den falschen Männern ausgestattet. Bea Pelzer ermittelt an den schönsten Schauplätzen der Landeshauptstadt, z.B. in der Markthalle, am Bärensee, auf dem Wasen oder auf dem Stuttgarter Weindorf.

2022 betrat mit Kunstexpertin Isabella Walser im Roman „Die Alb, die Liebe und der Tod“ ihre neue Heldin die Krimibühne.

Website der Autorin

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