Interview mit Bernd Köstering

 

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Bernd Köstering
Foto: www.das-portrait.com

Lieber Bernd,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Am 14. August 2024 erscheint Dein neuster Roman „Die Witwen von Weimar“. Magst Du kurz erzählen, um was es geht?

Gerne. Es ist ein historischer Roman, die Handlung spielt 1804 in Weimar. Die belegbaren geschichtlichen Fakten habe ich dabei nicht verändert, nur ergänzt und erweitert. Die Leser und Leserinnen werden mitgenommen in das Leben und Sterben zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in die gesellschaftlichen Zwänge der Zeit und die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich, zwischen Adligen und dem gemeinen Volk. Zudem kommt viel Spannung in die Handlung, da meine beiden Hauptfiguren die Mörder von zwei reichen Witwen suchen.

 

Dein neustes Buch spielt in Weimar, hast Du eine besondere Verbindung zu der Stadt?

Ja, allerdings. Ich wurde in Weimar geboren. Noch vor dem Mauerbau sind meine Eltern mit meiner Schwester und mir nach Hessen geflohen. Als Schüler habe ich jede Sommerferien bei meinen Großeltern in Weimar verbracht. Die Stadt gehört zu meinem Innenleben, ist Teil von mir.

 

Du giltst als „Erfinder“ des Subgenre Literaturkrimi. Was versteht man drunter und wie kam es dazu?

Beim Literaturkrimi stelle ich ein Werk der Weltliteratur ins Zentrum meiner Krimihandlung. Dieses Werk kann den Kriminalfall auslösen oder auflösen. Oft habe ich Goethetexte gewählt, aber auch Heinrich Böll und Friedrich Dürrenmatt waren dabei. Damit sind auch schon meine Lieblingsschriftsteller genannt. Der Name des Subgenres entstand bei einer lockeren Diskussion mit Claudia Senghaas, der Programmleiterin des Gmeiner Verlags.

 

Welche Rolle spielt Johann Wolfgang Goethe für Dich? Immerhin hat er eine tragende Rolle in Deinen Werken.

Ich mag fast alle Goethe-Werke, wie bei allen Menschen hat sich auch der große Meister einige Ausreißer erlaubt. Sehr interessant finde ich die Tatsache, dass viele der Aussagen, die in seinen Werken transportiert werden, auch heute noch Gültigkeit haben – nach rund 200 Jahren. Hier ein Beispiel:

EIGENTUM
Ich weiß, dass mir nichts angehört
als der Gedanke, der ungestört
aus meiner Seele will fließen,
Und jener günstige Augenblick
den mich ein liebendes Geschick
von Grund aus läßt genießen.

 

Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?

Durchaus, einen Gesellschafts- oder Entwicklungsroman würde ich zum Beispiel gern schreiben. Mich interessiert der Werdegang von Menschen, ihre Wandlungen, ihre Ziele und die krummen Wege dorthin.

 

Wie sehen Deine Recherchen aus? Läufst Du Wege ab? Tauchst Du in Archive ein?

Das ist ein wichtiges Thema. Ich besichtige jeden Handlungsort, auch wenn ich ihn schon zu kennen glaube. Unter dem Eindruck der Geschehnisse im Roman muss ich den Ort neu „sehen“ und prüfen, ob alle im Text beschriebenen Aktionen auch so ablaufen können. Ich gehe auch in Archive, manchmal ist es wichtig, Originaldokumente gesehen zu haben, zum Beispiel einen von Goethe selbst geschriebenen Brief. Das Meiste recherchiere ich jedoch über das Internet. Zum Glück schreibe ich über eine Zeit, von der es sehr viel Sekundärliteratur gibt.

 

Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?

Als ich im Alter von 50 Jahren nach einer Herzoperation aufwachte, fragte ich mich, ob es etwas gab, was ich schon immer einmal tun wollte. Ja, antwortete ich mir selbst: ein Buch schreiben. Dies geschah während der anschließenden Reha. Eigentlich wollte ich mir nur selbst beweisen, dass ich das kann, dass ich solch ein Projekt bis zum Schluss durchziehe. Der Weg zum Verlag war mit Beharrlichkeit und Glück gepflastert. Ich schreibe immer am Schreibtisch mit zwei großen Monitoren. Mich inspiriert Ruhe, eine frühe Morgenstunde mit frischer Luft, leiser Musik und einer guten Tasse Kaffee. Das kann durchaus ein schöner Sommertag bei Sonnenaufgang um 5 Uhr sein.

 

Du schreibst auch Limericks. Magst Du eine Kostprobe geben?

Der Johann, der Wolfgang, der Herr von Goethe,
Spielte in Frankfurt gar schrecklich die Flöte.
Sie schickten ihn fort,
An ´nen anderen Ort.
Nun hat Weimar die Flötennöte.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Der Augenblick, in dem ich die Zusage für meinen ersten Roman erhielt.

 

Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?

Im Grunde arbeite ich noch immer an meinem Roman „Die Witwen von Weimar“, der am 14. August erscheinen wird. Der Text steht natürlich, das Lektorat und der Druck sind abgeschlossen. Aber als Autor, dessen Bücher noch nicht den Level eines Bestsellers erreicht haben – kann ja noch kommen 😊 -, muss man viel selbst erledigen: Marketing, Pressearbeit, Lesungsakquise und -organisation. Mit diesen Aktivitäten bin ich derzeit voll ausgelastet. Wenn dieses Buch läuft, werde ich wieder an den Schreibtisch zurückkehren und an einem Projekt weiterschreiben, das schon lange in meiner Schublade liegt: „Rocktrauma“ – ein Roman für Männer mit Rock´n Roll-Vergangenheit.

 

Lieber Bernd, vielen Dank für das interessante Interview.

 

Bernd Köstering

Bernd Köstering brauchte 50 Jahre, um sich gedanklich auf seinen ersten Roman vorzubereiten. Inzwischen sind neun Kriminalromane sowie zahlreiche Kurzgeschichten, Krimirätsel und Limericks entstanden. Heute lebt er in Offenbach am Main, seinen Geburtsort Weimar behält er jedoch privat und schriftstellerisch immer im Blick – das
ist sein Markenzeichen. Von der Jetztzeit mit Rückgriff auf Goethes Wirken ist er mit „Die Witwen von Weimar“ zum historischen Roman gewechselt. Neben dem Schreiben gilt seine Leidenschaft einer Frau, zwei Töchtern, drei Gitarren und vier Enkelkindern.

Foto: www.das-portrait.com
Website: www.literaturkrimi.de

 

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