Interview mit Gitta Edelmann

Gitta Edelmann
Foto: Christa Henke

Liebe Gitta,

vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Deine Schottische Morde – Reihe MacTavish & Scott startet am 01. September 2024 in die 2. Staffel. Magst Du kurz erzählen, um was es allgemein bei dieser Reihe geht?

Im Mittelpunkt der Serie stehen eine kleine Detektei im Edinburgher Stadtteil Morningside und ihre Inhaberinnen Finola MacTavish und Anne Scott. Zum Team gehört außerdem Lachie MacKinnan, das Computergenie. Natürlich löst man bei MacTavish & Scott keine Mordfälle – dafür ist bekanntlich die Police Scotland zuständig. Aber egal, ob es um die Observierung eines möglicherweise untreuen Ehepartners geht, um ungeklärte Diebstähle oder die Suche nach einem Erpresser, es ist nie ausgeschlossen, dass nicht doch irgendwo eine Leiche auftaucht oder eine der Detektivinnen in Gefahr gerät. Übrigens blieb bisher kein Fall ungelöst!

 

Jetzt erscheint die nächste Folge als 13. Teil oder auch als 1. Teil der 2. Staffel – Die verschwundene Detektivin. Es wird einige Veränderungen geben, wie das in neuen Staffeln üblich ist. Darfst Du schon verraten, auf was wir uns freuen dürfen?

Die größte Veränderung wird in der Detektei selbst sein. Bereits seit einigen Folgen überlegen Anne und Finola, ob sie angesichts des Erfolgs und der wachsenden Arbeit nicht Hilfe brauchen. Nun ist es so weit: Sie suchen nach einer dritten „Lady Detective“. Natürlich ist das nicht ganz einfach, vor allem, weil die aussichtsreichste Kandidatin plötzlich verschwindet, aber ab dem 2. Band der 2. Staffel wird auch eine neue Detektivin ermitteln.

Ansonsten sind Finola und Anne ja inzwischen mit einem glücklichen Privatleben gesegnet. Allerdings weiß man nie …

 

Du veröffentlichst auch Regency Romance oder Weihnachtsgeschichten unter Pseudonymen. Wie kam es zu den Pseudonymen und dem Genrewechsel?

Dass ich zu Freda MacBride wurde, war eigentlich Zufall. Ich habe immer gern zur Entspannung Regency-Romane mit ihren spritzigen Dialogen gelesen. Als ich 2020 viel allein zu Hause und auch zweimal in Quarantäne war, habe ich aus Spaß angefangen, einen solchen zu schreiben. Und dann brachte Netflix „Bridgerton“ heraus!
Ich fragte also meine Agentin, ob Verlage sich wohl für das Genre interessieren könnten, ich hätte einen Roman fast fertig. Innerhalb von wenigen Tagen hatte ich einen Vertrag über die ersten drei Bücher! Für das Pseudonym habe ich mich entschieden, weil ich durch die Kinderbücher und Cosy-Krimis auch eine sehr junge Leserschaft habe. Und in meinen Romances aus den 1810er Jahren wird die Schlafzimmertür nicht ganz zugemacht …

Bei den Weihnachtsromanen bin ich eine Hälfte von Felicitas Kind, die andere ist meine liebe Kollegin und Freundin Regine Kölpin. Wir hatten schon einige Jahre für Geschenkbücher des Coppenrath-Verlags zusammengearbeitet, als uns eine Romanidee kam. Dabei fanden wir es passend, einen gemeinsamen Namen zu nutzen und damit eine neue Marke zu schaffen, die sich von unseren anderen Büchern unterscheidet: Weihnachtsromane mit Nordseeflair, die romantisch, aber nicht kitschig sind.

 

Welches ist Dein Lieblingsgenre?

Das kann ich gar nicht sagen. Ich liebe die Abwechslung. Krimi, Romance, Historisches, Fantasy …  Hauptsache, ich langweile mich nicht beim Lesen oder gar beim Schreiben. 😉

 

Gibt es reale Vorbilder für deine fiktiven Figuren und Schauplätze?

Für die Figuren in MacTavish & Scott gibt es keinerlei reale Vorbilder, aber es gibt reale Schauplätze. Ich habe selbst früher im Edinburgher Stadtteil Morningside gelebt und liebe diese Ecke der Stadt. Auch die anderen Schauplätze wie Glasgow, Aberdeen, Aviemore, Oban oder Portree kenne ich, und sie werden entsprechend eingebaut. Allerdings erfinde ich fast immer die kleinen Dörfchen, damit sie genau in meine Geschichte passen.

Bei historischen Romanen sind meine Hauptfiguren rein fiktional, aber echte historische Herren und Damen dürfen ebenfalls mitspielen!

 

Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus?

Das ist sehr unterschiedlich. Für MacTavish & Scott muss ich bei vielem gar nicht mehr nachforschen, weil ich Dinge einfach weiß. Immerhin sind bereits zwölf Bände erschienen, und mein privates Archiv ist groß. Dennoch gibt es ab und zu neue Fragen zu dem einen oder anderen Fall, da hilft dann eine Internet-Recherche oder das konkrete Nachfragen bei einer Freundin oder Kollegin in Schottland.

Schauplätze recherchiere ich bei Reisen. Es ist, als ob meine Figuren mit mir unterwegs sind und mir zuflüstern: „Guck mal, da will ich mal ins Café gehen, das sieht so romantisch aus!“ Oder „Ups, da drüben könnte man aber gut jemanden runterschubsen“. Ich mache Notizen und Fotos, die zwar nicht schön, aber sehr nützlich sind, damit ich mir zu Hause alles wieder vergegenwärtigen kann – auch solch wichtige Umstände wie Geruch, Stimmung oder wie sich etwas anfühlt. Um ein wirkliches Gespür für einen Ort zu kriegen, muss ich dort gewesen sein. Außerdem kommen beim Recherchieren immer neue, ungewöhnliche Ideen.

Ansonsten? Bücher! Historische Nachschlagwerke zum 19. Jahrhundert habe ich zwei Regalreihen voll …

 

Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?

Schon lange, bevor ich schreiben konnte, habe ich mir vor dem Einschlafen Geschichten ausgedacht. Mein erstes Buch entstand in der dritten Klasse, später habe ich Gedichte geschrieben und Romane begonnen (und nie beendet), viele Brieffreundschaften unterhalten, und auch versucht, Tagebuch zu führen, was mir aber irgendwie zu langweilig war.

Dass ich das, was mir im Kopf herumschwirrte, aufschrieb, fing an, als meine Kinder klein waren. Und dies waren natürlich Kindergeschichten, die bald schon in Kinderzeitschriften und -büchern erschienen. Es kamen kriminelle Storys dazu, dann erste Romane, und so weitete sich mein Geschichtenerfinden aus, bis ich das Schreiben 2021 zu meinem Vollzeitberuf machen konnte.

Was mich inspiriert? Das Leben. Das Schreiben selbst.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Ein ganz besonderer Moment war die Premierenlesung meines historischen Romans „Badisches Wiegenlied“ über die Badische Revolution 1848/49 am Originalschauplatz – dem ehemaligen Gasthaus Salmen (heute Gedenkstätte) in meiner Heimatstadt Offenburg.

Meine gesamte Familie war im Publikum, ich trat in historischer Gewandung auf, die Biedermeiergruppe tanzte, der Freiheitschor sang Revolutionslieder, und zum Schluss haben wir alle „Die Gedanken sind frei“ gesungen …

 

Und zu guter Letzt: Wann wird es mit der 2. Staffel weitergehen bzw. an was arbeitest Du gerade?

Das 14. Buch für MacTavish & Scott ist bereits im Lektorat und wird am 1. Dezember erscheinen. Es geht also nun wieder im Viermonatsrhythmus weiter.

Im Augenblick befinde ich mich gedanklich im Jahr 1813, wo ich eine Lady und einen Gentleman zusammenbringen muss, die auf den ersten Blick gar nicht zueinander passen. Das macht viel Spaß!

Danach ist MacTavish & Scott 15 an der Reihe, und auch der nächste Weihnachtsroman für 2025 will geschrieben werden.

 

Liebe Gitta, vielen Dank für das interessante Interview.

 

 

Gitta Edelmann

Nach längeren Auslandsaufenthalten in Brasilien und Schottland lebt und schreibt Gitta Edelmann seit vielen Jahren in Bonn. In ihren Romanen und Kurzgeschichten für Erwachsene und Kinder findet man Kriminelles, Historisches und Fantastik ebenso wie Romantik, meist mit einem Augenzwinkern. Besonders gern macht die Autorin, die auch unter anderen Pseudonymen schreibt, eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert oder kehrt literarisch nach Schottland zurück.

Mehrere ihrer Bücher und Kurzgeschichten wurden ausgezeichnet oder waren für Preise nominiert, zuletzt erhielt das Kinderbuch „Johannes Gutenberg und die verschwundenen Lettern“ mit ihrer Co-Autorin Regine Kölpin den Bronzenen Homer 2020. 2022 stand das ebenfalls mit Regine Kölpin verfasste Weihnachtsbuch „Briefe für dich“ mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste Hardcover.

Gitta Edelmann arbeitet zudem als Dozentin für Kreatives Schreiben und als Schreibcoach und engagiert sich im Vorstand des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in NRW. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland, bei den Mörderischen Schwestern, DELIA, den Mystery People und beim Bundeskongress Kinderbuch.

www.gitta-edelmann.de

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