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Liebe Susanne,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Im Oktober erscheint Dein neuster Band aus der Britcrime-Reihe. Magst Du kurz erzählen, um was es in „Das Weiß der Eisblumen“ geht?
Klar, das mache ich sehr gerne. Meine Bücher handeln von den betagten Freundinnen Margret und Elisabeth, die in einer Art WG in einem typisch englischen Cottage in dem scheinbar idyllischen Örtchen Rosefield leben und sich auf Verbrecherjagd begeben. Ähnlich wie bei Miss Marple lösen die beiden in jedem Band einen neuen Fall. Im ersten Buch „Das Blau der Veilchen“ kehrt ein verschollen geglaubter Erbe in das benachbarte Herrenhaus Old Mansion Hall zurück. Doch noch ehe Margret und Elisabeth ihm einen Besuch abstatten können, geschieht ein heimtückischer Mord. Im zweiten Band „Das Schwarz der Tulpen“ herrscht große Aufregung in Rosefield, weil das Dach der Dorfkirche einsturzgefährdet ist und das Geld für die Sanierung fehlt. Also wird ein Basar organisiert, der allerdings von einem dubiosen Todesfall im Nachbarort Candleham überschattet wird. Und auch beim Basar selbst geht nicht alles mit rechten Dingen zu, denn nicht nur ein Mensch verschwindet, sondern auch die kompletten Basareinnahmen. Und der dritte Band, der am 07. Oktober 24 erscheint, ist ein Weihnachtskrimi. Margret und Elisabeth bekommen Besuch von ihrem alten Schulfreund Ernest Bancroft, der ein begnadeter Koch ist und für ein Weihnachtsdinner auf dem Anwesen Oak Hall in Rye gebucht wurde. Der Haken an der Sache ist, dass er einen anonymen Brief erhalten hat. Darin steht, dass an Weihnachten in Oak Hall ein Mord geschehen wird. Da ist es logisch, dass er die Reise nicht ohne seine Schulfreundinnen antritt.
Du schreibst vor allem Britcrime, die in Kent spielt, was verbindet Dich mit dieser Region?
Meine Schwester hat mich schon vor vielen Jahren mit ihrer Englandliebe angesteckt, weil sie im Rahmen ihres Studiums als Au Pair Mädchen dort war. Mit ihr gemeinsam war ich zum ersten Mal in England und sofort infiziert. Kurze Zeit später haben wir eine kleine Kent-Rundreise gemacht. In dem Rahmen war ich auch zum ersten Mal in Rye, dem Ort, um den es auch in meinem dritten Band geht. Es ist übrigens sehr zu empfehlen, mal dorthin zu fahren. Im Jahr 2017 habe ich dann eine größere Rundreise durch England und sogar bis nach Schottland unternommen. Dabei kam ich auch am Sommerhaus von Agatha Christie vorbei. Das hat mich total inspiriert. Ich hatte vorher schon immer den Wunsch gehegt, zu schreiben, aber in dem Moment wusste ich, was genau ich schreiben wollte. Ich bin zart besaitet und grusele mich sehr schnell selbst. Aber die Krimis von Agatha Christie mochte ich schon immer. Und da mir Miss Marple noch etwas lieber ist als Hercule Poirot, es aber Miss Marple ja nun schon gibt, habe ich mir eben einfach zwei ältere Damen ausgedacht. Inzwischen kommen sie mir gar nicht mehr ausgedacht vor, weil ich fast täglich mit ihnen zu tun habe. 😉
Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?
Ja, das würde ich nicht ausschließen. Ich mag diese Bücher von kleinen Cafés, kleinen Buchläden, kleinen Teestuben usw., die gerade die Buchlandschaft bevölkern. So etwas könnte ich mir auch vorstellen. Mein Anliegen ist es immer, Menschen beim Lesen eine gute Zeit zu verschaffen. Eine kleine Verschnaufpause in der Hektik des Alltags, unaufgeregt und gemütlich.
Wie sieht Deine Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?
Ich habe tatsächlich meinen Brotjob gekündigt, um diesen Traum zu verwirklichen. Ein bisschen verrückt, ich weiß. Bereut habe ich den Schritt allerdings noch keinen einzigen Tag. Ich bin sehr froh, dass mein Mann und meine Kinder voll dahinterstehen und mich bestärken und unterstützen. Sonst wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen. Aber so habe ich natürlich aktuell den Vorteil, dass ich mich voll und ganz auf das Schreiben und alles, was drum herum noch so daran hängt, konzentrieren kann. Mein vierter Band ist gerade mit dem Lektorat durch und wird im Frühjahr 25 erscheinen. Bei ihm und auch schon bei Band drei hatte es sich jetzt so eingependelt, dass ich für die Erstfassung ein halbes Jahr benötigt habe. Ich plane ungefähr einen Monat, dann schreibe ich vier Monate sehr diszipliniert täglich und überarbeite dann noch einen Monat. Und dann zeige ich diese erste Fassung meinem Verlag. Die Planung umfasst dabei hauptsächlich die Entwicklung der Figuren, die neu dazu kommen und einen groben Handlungsstrang. Denn ich plotte ehrlich gesagt nicht sehr viel. Die meiste Zeit lasse ich mich treiben. Das hat den Nachteil, dass ich häufig zurückspringen muss, damit es wieder passt, denn gerade beim Krimi müssen ja am Ende sämtliche Stränge zusammengeführt werden. Aber ich liebe es einfach, die Dinge geschehen zu lassen. Das macht mir am meisten Spaß. Da nehme ich das Zurückspringen gerne in Kauf. Meine effektivste Schreibzeit ist vormittags, wenn es bei mir zu Hause schön ruhig ist, weil meine Kinder in der Schule sind und mein Mann auf der Arbeit. Meistens sitze ich an meinem Schreibtisch mit Blick ins Grüne. Es gibt ja AutorInnen, die gerne in Cafés schreiben. Ich gehöre eher nicht dazu, weil ich mich dort zu sehr ablenken lasse. Aber vielleicht probiere ich es noch mal aus, wenn ich wieder auf der Suche nach neuen Figuren bin. Dann könnte ein Arbeiten im Café sehr viel Inspirationspotential haben.
Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?
Ich habe schon immer gerne geschrieben, habe mir als Kind schon Geschichten ausgedacht und sie aufgeschrieben, obwohl ich noch gar nicht richtig schreiben konnte. Seit ich denken kann, habe ich auch schon ein Faible für schöne Notizbücher und Stifte. Ich benutzte heute noch Notizbücher neben dem Laptop und lege Wert darauf, dass sie hübsch sind und irgendwie zur Geschichte passen. Auf dem Gymnasium hatte ich Deutsch als Leistungskurs und habe es geliebt, Gedichte zu analysieren und etwas hinein zu interpretieren. Das hat zwar nicht jede oder jeder verstanden, aber mir hat es wirklich Spaß gemacht und ich fand es ziemlich toll, dass ich auch im Leistungskurs Musik Stücke analysieren konnte. Mein Musiklehrer fand die eine oder andere Analyse glaube ich ziemlich spannend, aber er meinte, so lange ich all meine Ansichten begründen könne, sei es für ihn völlig in Ordnung. Zu der Zeit hätte ich allerdings nie daran gedacht, dass das Schreiben wirklich zu meinem Beruf werden könnte. Wie gut, dass ich es dann zwar spät, aber immerhin nicht zu spät, doch noch damit versucht habe. Wir verbringen so viel Zeit mit unserer Arbeit. Sie sollte Freude machen. Mich inspiriert sehr viel, manchmal ist es nur ein Wort, eine Situation oder der Gesichtsausdruck eines Menschen. Dann fällt mir sofort etwas dazu ein. Viele Ideen kommen mir auch bei ganz banalen Tätigkeiten, beim Duschen beispielsweise, oder beim Autofahren oder Wäsche zusammenlegen. Dann weiß ich gar nicht, was mich in dem Moment inspiriert hat, die Gedanken ploppen dann einfach so auf. Agatha Christie hat einmal gesagt, dass einem die besten Einfälle kommen, während man den Abwasch macht. Ich finde, sie hatte recht damit. Ich genieße es, beim Schreiben total in meinen Geschichten abzutauchen und zu erleben, wie sich die Figuren verselbstständigen und beginnen, eigenständig zu agieren. Manchmal habe ich das Gefühl, ich schaue ihnen zu und schreibe einfach nur mit.
Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Da gab es einige, die sehr einschneidend waren. Zunächst war da natürlich dieses erhebende Gefühl, wenn man einen Roman zu Ende geschrieben hat. Ich wusste ja vorher gar nicht, ob ich es schaffen würde, etwas so Umfangreiches zu beenden. Und dann war da der Tag, an dem ich den Verlagsvertrag aus dem Briefkasten gezogen habe – unfassbar! Als ich die ersten Coverentwürfe bekommen habe, habe ich vor Freude geweint. Einer der schönsten Momente war sicherlich auch der, als ich mein erstes Buch in den Händen halten durfte, mit meinem Namen drauf. Dann die Freude meiner Eltern beim Erblicken der Widmung für sie, meine erste Lesung und dass ich dieses und letztes Jahr auf der Leipziger Buchmesse lesen durfte, die vielen positiven Rückmeldungen, dass ich jetzt schon vier Bände schreiben durfte und der fünfte bereits in Planung ist – es gibt so viele tolle Momente, die ich schon erleben durfte. Aber ganz wichtig ist natürlich: das Schreiben an sich. Das ist genau das, was ich machen will. Es erfüllt mich zutiefst mit Zufriedenheit. Ein Gefühl, dass ich in meinem früheren Berufsleben nicht kannte.
Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?
Auch wenn es mit Margret und Elisabeth natürlich weiter geht, habe ich mit einer zweiten Reihe gestartet und bin gerade an der Finalisierung des ersten Bandes. Was daraus wird? Wir werden sehen. So viel sei schon verraten, es geht um eine Wirtschafterin, die in den unterschiedlichsten Haushalten, in denen sie arbeitet, mit Verbrechen konfrontiert wird und diese natürlich auch aufklärt. Das Ganze spielt – wie sollte es anders sein – in England. Ich bin gespannt, ob sie eine Chance bekommt.
Liebe Susanne, vielen Dank für das interessante Interview.
Ich habe zu danken, liebe Carmen!
Susanne Arnold
Susanne Arnold, Jahrgang 1976, arbeitete vor ihrem Autorinnenleben viele Jahre bei einer Versicherungsgesellschaft, bis sie sich 2023 mit der Veröffentlichung ihres Debüts “Das Blau der Veilchen” einen Lebenstraum erfüllte. Sie liebt es, in die Welt ihrer beiden Protagonistinnen Margret und Elisabeth einzutauchen, um immer wieder neue Wohlfühlkrimis entstehen zu lassen. Susanne Arnold lebt mit ihrer Familie in einem Höhenstadtteil von Koblenz.