Lieber Daniel,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Dein neustes Buch erscheint am 16. Oktober 2024. Magst Du kurz erzählen, um was es in „Die Templer. Rose und Kreuz“ geht?
»Rose und Kreuz« spielt im Mittelalter, im Jahr 1293. Die Kreuzfahrerstaaten sind gerade untergegangen, die Christenheit erlebt eine spirituelle Krise und Endzeitstimmung. In Frankreich leidet das Volk zudem unter hohen Steuern; es toben Fehden und Unruhen. In diesen turbulenten Zeiten versucht der junge Knappe Constantin, zum Ritter aufzusteigen. Leider machen ihm ein lustloser Lehrherr und ein sadistischer Mitknappe nach Kräften das Leben schwer. Als Constantin von seinem Fürsten den Auftrag erhält, einen sagenumwobenen heilkräftigen Stein zu finden, sieht er endlich seine Chance gekommen, sich als Ritter zu beweisen. Auf seiner Reise schließt sich ihm Mélisande an, eine eigensinnige junge Frau, die vor einer erzwungenen Ehe flieht. Mélisande träumt davon, aus der für sie vorgesehenen Rolle auszubrechen und ihren eigenen Weg zu gehen, womit sie einiges Durcheinander anrichtet. Sie und Constantin begegnen dem verschlossenen Tempelritter Gérard, der seinerseits auf einer geheimen Mission ist – und werden prompt in Gefahren hineingezogen, die den Templerorden in den Grundfesten erschüttern.
Der Titel wirkt wie der Auftakt zu einem Mehrteiler. Wird es weitere Bücher zu „Die Templer“ geben? Ist da etwas geplant?
Ja, »Rose und Kreuz« ist der erste Roman meiner neuen Mittelaltersaga, die anhand der Abenteuer Constantins, Mélisandes und Gérards die letzten Jahre des Templerordens und den Aufstieg Frankreichs zur europäischen Großmacht erzählt. »Rose und Kreuz« ist aber eine in sich abgeschlossene Geschichte – wie auch der zweite Roman, der bereits in Arbeit ist.
Wie kamst Du auf die Thematik? Hast Du einen besonderen Bezug dazu?
Die Kernidee der Geschichte hatte ich Anfang 2020, als ich einen Sachtext über mittelalterliche Heilkunde las und darin auf den oben erwähnten zauberkräftigen Stein stieß, an den man im Mittelalter glaubte. Das hat mich so fasziniert, dass sofort mein Kreativzentrum ansprang und mir haufenweise Storyideen lieferte. Für den Templerorden und die Geschichte Frankreichs interessiere ich mich seit langem; gerade die Herrschaftszeit Philippes des Schönen um das Jahr 1300 ist eine spannende Zeit. Aus verschiedenen Gründen lag es für mich auf der Hand, meine Geschichte während dieser Epoche zu erzählen und Constantins Suche nach dem Stein mit den Templern zu verknüpfen.
Gerade bei historischen Romanen ist eine gründliche Recherche sehr wichtig. Je weiter man jedoch in der Zeit zurück geht, umso schwieriger wird es. Wie sah dies in Deinem Fall aus? War es schwierig, geeignete Quellen zu finden?
Gründliche Recherche ist enorm wichtig. Meine Leserinnen und Leser erwarten zu Recht von mir, dass ich bzgl. der Fakten sauber arbeite und meine gewählte Epoche historisch korrekt und anschaulich darstelle. Aber da ich mich seit vielen Jahren mit dem Hoch- und Spätmittelalter befasse und entsprechende Fachliteratur sammele, kann ich zur Recherche inzwischen auf eine umfangreiche Bibliothek zurückgreifen. Dazu kenne ich mehrere Fachleute, die mir bei schwierigen Detailfragen unter die Arme greifen. Das hilft mir, schnell die Informationen zu finden, die ich brauche. Zumal die Ära Philippes des Schönen und die Endphase des Templerordens gut dokumentiert sind: Darüber gibt es reichlich Material.
Was fasziniert Dich am Schreiben von historischen Romanen und könntest Du Dir vorstellen, ein anderes Genre auszuprobieren?
Ich finde es spannend, historische Zusammenhänge zu verstehen, das Alltagsleben und die Gedankenwelt des Mittelalters zu ergründen und all das dann mit meinen fiktionalen Ideen zu verbinden. Mein Ziel ist es, eine packende Geschichte zu erzählen und meine Leserinnen und Leser eine fremde, vergangene Epoche erleben zu lassen. Dieser Prozess hört nicht auf, mich zu faszinieren. Gerade das Mittelalter ist eine so interessante und vielfältige Zeit, da gibt es für mich noch viel zu entdecken.
Aber das heißt nicht, dass andere Genres nicht auch ihren Reiz hätten. Was das betrifft, probiere ich gern etwas Neues aus. In meiner Anfangszeit als Autor habe ich Fantasy geschrieben. Letztes Jahr erschien mein erster Krimi »Wahnspiel«, den ich unter dem Pseudonym Kilian Eisfeld veröffentlichte. Die Arbeit daran hat viel Spaß gemacht. Einiges gelernt habe ich außerdem – gerade weil ein Krimi ganz anders funktioniert als ein historischer Roman.
Wie kamst Du ganz allgemein zum Schreiben? Was inspiriert Dich?
Ich schreibe schon so lange, dass ich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau weiß, wann und wie es angefangen hat. Möglicherweise habe ich das in älteren Interviews mal besser erklärt 🙂 Schreiben, Geschichten zu erfinden, sie zu erzählen ist für mich einfach eine natürliche Ausdrucksform. Einen konkreten singulären Auslöser dafür gab es nicht.
Inspiration finde ich überall. In Fachbüchern. Museen. Landschaften und historischen Stätten. In aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen. Beim Schwimmen. Beim Spaziergang. Beim Gespräch mit interessanten Menschen. Die Ideen liegen auf der Straße. Die eigentliche Arbeit besteht darin, die richtige auszuwählen und eine gute Geschichte daraus zu machen.
Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?
Ich habe das Glück, dass ich als Autor schon viele schöne Momente erleben durfte. Es fällt mir schwer, einen auszuwählen. Ein tolles Erfolgserlebnis war, als 2013 mit »Das Salz der Erde« erstmals eins meiner Bücher auf die Bestsellerliste kam. Und natürlich ist es immer etwas Besonderes, wenn Menschen sich die Zeit nehmen, mir zu schreiben, dass ihnen meine Romane oder Hörbücher gefallen. Neulich erst schrieb mir ein Leser, meine Fleurysaga sei für ihn der Anlass gewesen, eine Fahrradreise entlang der Mosel zu unternehmen. So etwas freut mich sehr.
Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?
Ich schreibe seit einigen Monaten den zweiten Roman meiner Templersaga. So viel kann ich schon verraten: Auch im Jahr 1297 kommt Frankreich nicht zur Ruhe. Kaum ist ein Krieg zu Ende, beginnt schon der nächste. Der Templerorden will sich nicht mit dem Verlust des Heiligen Landes abfinden und bereitet einen neuen Kreuzzug vor. Parallel werden meine Hauptfiguren mit ganz persönlichen existenziellen Bedrohungen konfrontiert. Die Saga bleibt also so aufregend und turbulent, wie sie in »Rose und Kreuz« angefangen hat.
Lieber Daniel, vielen Dank für das interessante Interview.
Gerne, ich habe zu danken.
Daniel Wolf
Daniel Wolf ist ein Pseudonym des Schriftstellers Christoph Lode.
Christoph Lode, geboren 1977, wuchs in Hochspeyer bei Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) auf. Seit 2009 ist er als freiberuflicher Schriftsteller tätig. Seine Bücher verkauften sich bislang über eine Million mal.
Der Durchbruch gelang ihm 2013 mit seinem Historienroman »Das Salz der Erde«. Die Fortsetzungen »Das Licht der Welt« (2014) und »Das Gold des Meeres« (2016) konnten an diesen Erfolg anknüpfen; ebenso »Die Gabe des Himmels« (2018), der vierte und bislang letzte Band der Saga um die Kaufmannsfamilie Fleury. Alle vier Bücher standen jeweils monatelang auf den Bestsellerlisten.
2020 erschien sein historischer Roman »Im Zeichen des Löwen«, der Auftakt der Saga um die friesische Familie Osinga. Mit »Im Zeichen des Löwen« gelang Daniel Wolf erstmals der Sprung auf Platz 1 der Bestsellerliste von Spiegel/Buchreport. Der Roman »Im Bann des Adlers« (2022) setzte die Friesensaga erfolgreich fort.
Im Frühjahr 2023 erschien außerdem sein erster Kriminalroman »Wahnspiel«, den er unter dem Pseudonym Kilian Eisfeld veröffentlichte.
Im Oktober 2024 kommt sein neues Buch »Die Templer. Rose und Kreuz« in den Handel. »Rose und Kreuz« ist der erste Roman einer neuen Mittelaltersaga, die in Frankreich um das Jahr 1300 spielt und u.a. die letzten Jahre des Templerordens erzählt.
Christoph Lode wird vertreten von der Literaturagentur Thomas Schlück. Er lebt und arbeitet in Speyer.
(Quelle)