Interview mit Mina Albich

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Mina Albich
Foto: Anna Sommerfeld

Liebe Mina,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Heute erscheint Dein neuster Band aus der mit Felix Grohsman, Nicky Witt und Joe Kettler.  Magst Du kurz erzählen, um was es in „Tod am Nussdorfer Wehr“ geht?

Sehr gern! Kurz vorausgeschickt: Bezirksinspektor Felix Grohsman ist ein „Kieberer“ vom alten Schlag, der sich nichts gefallen lässt und sich öfters schützend vor sein Team stellt. Vor allem vor seine junge Kollegin Joe Kettler, eine blitzgescheite Frau, aber manchmal etwas überengagiert, weil sie sich in der Männerwelt behaupten muss. Nicky Witt ergänzt das Trio, sie ist Forensische Psychologin.

In „Tod am Nussdorfer Wehr“ stelle ich meine Protagonist*innen vor besondere Herausforderungen: Unfall, Suizid oder Mord? Ein Mann stürzt vom Balkon in der Nähe des Nussdorfer Wehrs – wo sich vor vielen Jahren Grohsmans bester Freund das Leben genommen hat. Und Nicky erlebt den Supergau für Psychologen: Ihr Klient eröffnet die Therapiesession mit dem Geständnis, einen Mord begangen zu haben …

Tod am Nussdorfer Wehr: Kriminalroman (Felix Grohsman, Nicky Witt und Joe Kettler) – Mina Albich
Herausgeber ‏ : ‎ Emons Verlag (17. Oktober 2024)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 336 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3740822198
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3740822194

Dein Feel-Good-Krimi spielt in Wien, was verbindet Dich mit der Stadt und der Region?

Ich bin in Wien geboren und liebe diese Stadt. Für die Vielfalt, die sie bietet – tatsächlich ist die Stadt mit ihren speziellen Bewohnern nicht bloß Schauplatz, sondern „Handlungselement“.

Dein Krimi ist ein Feel-Good-Krimi, wieso hast Du Dich dafür entschieden und was versteht man darunter?

Mir ist wichtig, dass meine Protas (und damit die Leser*innen!) auch was zu lachen haben, der „Schmäh“ darf nicht zu kurz kommen. Meine Figuren sind keine „kaputten Typen“, sondern Menschen „wie du und ich“. Und meine Geschichten sind spannend, aber man muss sich nicht fürchten. Es fließt nicht eimerweise das Blut. Deshalb „Wohlfühl- oder Feel-Good-Krimi“. Aber ich bezeichne meine Krimis bewusst nicht als „Cosy Crime“, weil meine Geschichten keine „Schenkelklopfer“ sind. Ich werfe meinen Figuren einige Steine vor die Füße (siehe oben!) und bringe sie – und damit wieder die Leser*innen – gerne ein wenig zum Nachdenken.

Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?

Ich hab mal ein Gartenmärchen geschrieben („Il Giardino“), das in die Welt der Feen, Faune und Leprechauns entführt. Sowas in Romanform könnte mir Spaß machen. Und ich würde total gerne einen Liebesroman schreiben (und wenn mir dazu ein guter Plot einfällt, mach ich das vielleicht auch). Oder ein Kinderbuch mit einer Katzengeschichte. Meine Fellnasen bieten dazu jede Menge Stoff.

Du bist auch als Renate Publig aktiv? Was bietest Du da an?

*Pst*, das ist mein Realname 😊. Nachdem „Mina“ (Hermine) mein zweiter Vorname ist, kennt mich die Buchwelt – auf Insta bin ich hauptsächlich als Autorin unterwegs – unter diesem Namen. (Den habe ich von meiner Großtante, eine für ihre Zeit unglaublich starke Frau!) Als Renate bin ich in der Musik(verlags)welt daheim. Unter dem Namen habe ich einen praktischen „Hilf-dir-selbst“-Ratgeber zum Thema „Lampenfieber und Atem“ verfasst. (Ich habe Soziale Verhaltenswissenschaft studiert und eine Ausbildung als Mentaltrainerin und als klassische Sängerin.)

Wie sehen Deine Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?

„Alltag“ kenne ich nicht. 😊 Ich habe einen Brotberuf, bin verheiratet, habe zwei Katzen … glücklicherweise kann ich fast in jeder Lebenslage schreiben. Natürlich kann ich nicht immer auf Knopfdruck kreativ sein, aber „Schreiben“ heißt ja nicht nur „neue Sätze verfassen“, sondern korrigieren, recherchieren, analysieren (Tätigkeiten, die ich liebe!). Und wenn ich mal nur ein Stündchen Zeit habe, nehm ich mir ein Kapitel vor und klopfe es ab auf Stil, Logik, Lesbarkeit – und natürlich auf Tipp- und Grammatikfehler.
Rituale hab ich nicht wirklich. Außer vielleicht, Radio etc. abdrehen.

Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?

Ich mag es, Geschichten zu erfinden. Schon seit der Volksschule (Grundschule). Irgendwann kam dann der Traum, die „Königsdisziplin Roman“ (wie ich damals dachte) anzugehen. Allerdings hab ich festgestellt, dass manche Sätze gewaltig holperten. Und weil ich nicht den Finger drauf legen konnte, woran es lag, hab ich die „Cornelia Goethe Akademie“ absolviert, ein einjähriges Fernstudium. Da mussten wir von Kurzgeschichte über Essay, Novelle, Theaterdialog, Romanentwurf bis zu Gedicht „alles“ machen. Und ich begriff, dass jedes Metier eine Königsdisziplin ist …

Mich inspiriert vieles: Einfach mit offenen Augen und Ohren durch die Stadt gehen. Ein Satz, den ich in der U-Bahn aufschnappe. Ein Moment in der Bahn. Eine Schlagzeile in der Zeitung. Eine Situation bei den Mülleimern im Haus … Deshalb hab ich meistens einen Notizblock dabei. (Was ich meinem Inspektor „vererbt“ habe …)

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Da gibt es sooo viel Schönes. Ein Publikum, das aufmerksam der Lesung folgt. Überhaupt, die Begegnung mit Leser*innen. Die vielen tollen Recherche-Gespräche. Und natürlich, wenn das Manuskript fertig ist. Der erste Verlagsvertrag. Das erste gedruckte Buch in Händen zu halten. Das eigene Buch in der Auslage einer Buchhandlung zu sehen. All das entschädigt für die nicht so tollen Momente.

Der vielleicht schönste Moment: Ich war gerade etwas niedergeschlagen, weil mein Erstling „Mexikoplatz“ eine saftige Ein-Stern-Rezension bei A* kassiert hat. (Ich habe mit vielen Kolleg*innen gesprochen: Zwanzig 5-Stern-Rezis: „Vielleicht bin ich doch nicht sooo schlecht?“ EINE 1-Stern: „Ich glaub, ich kann doch nicht schreiben …“ – Aber keine Sorge, man kriegt mit der Zeit eine dickere Haut.) — Genau in dieser dunklen Stunde flattert via Insta die PN einer Kollegin herein: „Mina, du bist für den GLAUSER nominiert!!!“ (Einer der großen deutschen Krimipreise). Konnte ich gar nicht glauben. Aber nein, kein Fake! Das war … unglaublich.

Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?

An Band vier der Grohsman-Reihe, der im Herbst 2025 erscheint.

Liebe Mina, vielen Dank für das interessante Interview.

Ich danke dir, liebe Carmen, für die coolen Fragen!

Mina Albich

Mina Albich ist Wienerin mit Leib und Seele. Aus der Reihe tanzen, sich in keine Schublade stecken lassen, könnte ihr Motto lauten. Ihre Vielseitigkeit spiegelt sich in ihren Ausbildungen wider, unter anderem Soziale Verhaltenswissenschaften, literarisches Schreiben, klassischer Gesang und Mentaltraining. Müsste sie ihre Hauptinteressen in drei Worte fassen, so wären dies Menschen, Sprache und Musik – am liebsten eine Verbindung aus allen dreien. So erklärt sich auch ihre Leidenschaft, in ihren Krimis Menschen psychologisch zu skizzieren und mit individuellen Sprachmelodien auszustatten. »Mexikoplatz«, ihr erster Kriminalroman, war 2023 für den Glauserpreis Debüt nominiert.

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