Liebe Ina,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Von Dir sind dieses Jahr gleich zwei Krimis erschienen. Magst Du kurz erzählen, um was es in „Aargauer Grauen“ und „Liestaler Zwielicht“ geht?
Vorab: In meinen Krimis sind keine Polizisten oder Kommissare mit einer dunklen Vergangenheit oder irgendwelchen Problemen die Hauptfiguren. Samantha und Andrina sind ganz normale Menschen wie Du und ich. Samantha stammt aus Indien und wurde als Baby von Schweizern adoptiert. Allerdings ging bei der Adoption nicht alles mit rechten Dingen zu. Das wird im ersten Band „Rüebliland“ thematisiert. Samantha (oder Sammy, wie sie von ihren Freunden genannt wird) lebt mit ihrem Freund in Liestal. Sie ist Biologin und arbeitet in einem kleinen Kosmetikunternehmen in Liestal. Andrina ist Lektorin in einem Schweizer Verlag in Aarau. Sie ist dort aufgewachsen und heute mit Enrico verheiratet. Er stammt aus Süditalien und hat ein Pharmaunternehmen. Die beiden haben eine kleine Tochter.
Sammy und Andrina haben ein unglaubliches Talent, Kriminalfälle anzuziehen, und werden dann ermittlerisch tätig – nicht immer zum Gefallen der polizeilichen Ermittler …
In „Liestaler Zwielicht“ ist Samantha mit ihrer Arbeitskollegin Giulia in der Mittagspause im Liestaler Stedtli unterwegs. Die beiden machen einen Abstecher in eine Physiopraxis, da Giulia einer Freundin versprochen hat, nach dem Rechten zu schauen, weil sie krank ist. Die beiden stoßen auf eine leblose Frau. Zuerst denken alle, die Frau sei an einer natürlichen Ursache gestorben, bis bei der Autopsie K.-o.-Tropfen im Körper der Toten nachgewiesen werden. Kurz darauf verschwindet Giulia spurlos, und in ihrer Wohnung werden die gleichen Substanzen wie im Blut der Toten gefunden. Samantha will der Sache auf den Grund gehen und manövriert sich somit in den Fokus der Polizei und des Täters …
In „Aargauer Grauen“ finden Andrina und ihr Mann Enrico einen von Enricos Mitarbeitern tot in dessen Wohnung auf. Zuerst sieht es so aus, als habe der Mann einen Herzinfarkt gehabt, bis an der Leiche seltsame Bissspuren entdeckt werden. Andrina und Enrico, stellen Nachforschungen an und stoßen dabei auf eine hochgiftige Spinne aus Australien. Kurz darauf verschwinden Betäubungsmittel aus Enricos Firma, und Andrina wird klar, dass sie bereits tiefer in der Sache mit drinsteckt, als ihr lieb ist, und sie und ihre Familie in tödlicher Gefahr schweben …
Beides sind Teile von Reihen. Muss man die Reihen kennen, um die Bücher lesen und verstehen zu können?
Jeder Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Du kannst also gut „quereinsteigen“. Die Figuren haben eine Vor- und Nachgeschichte, wie es in einem abgeschlossenen Roman auch ist. Ich versuche die Vorgeschichten so weit einfließen zu lassen, dass Neuleserinnen und -leser sich zurechtfinden, aber diejenigen, die die Reihe kennen, sich nicht langweilen.
Neben dem Schreiben reist Du auch gerne. Findet sich diese Reiselust auch in deinen Krimis wieder?
Das kann durchaus passieren. Zum Beispiel sind die Szenen in Indien in „Rüebliland“ meine Eindrücke, als wir Freunde in Indien besucht haben. Und nächstes Jahr erscheint im Juni die Fortsetzung meiner Reihe aus dem Baselbiet mit Samantha (ich darf den Titel noch nicht nennen, da die Verlagsvorschau noch nicht draußen ist). Die Idee zum Buch ist mir in Botswana nach einer speziellen Situation gekommen und das spiegelt sich auch im Buch wider. Es ist also nicht nur ein Krimi, sondern auch eine „Liebeserklärung“ an ein wunderbares Land.
Könntest Du Dir vorstellen, auch etwas anderes als Krimis zu schreiben?
Da ich selbst gerne Krimis lese, liegt mein Hauptfokus auf Krimis. Aber ich habe auch schon Kindergeschichten und Kurzgeschichten geschrieben. Wobei letztere in der Regel auch kriminell sind 😊 . Zudem schreibe ich hin und wieder einen Reisebericht.
Wie sehen Deine Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?
Rituale habe ich keine speziellen. Im dichtgedrängten und häufig turbulenten Familienalltag muss ich mir meine Schreibzeit gut einteilen. Sie ist in der Regel nach dem Mittagessen und dieses Zeitfenster muss ich dann auch nutzen. Geschrieben wird bei mir im Büro oder im Sommer draußen auf der Terrasse.
Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?
Zufällig las ich vom Novemberschreiben, als meine mittlere Tochter knapp ein Jahr alt war. Ich dachte, da mache ich doch mal mit. Schnell merkte ich, was für ein wunderbarer Ausgleich das Schreiben zum körperlich und emotional anstrengendem Familienalltag ist. Als die Kinder grösser wurden, bin ich dabeigeblieben.
Inspirationen finde ich im Alltag. Entweder höre ich etwas oder lese etwas in der Zeitung, das meine Gedanken-Maschinerie in Gang setzt. Oder mir fällt etwas ein, wenn ich jogge oder spazieren gehe. Viel braucht es nicht. Eine wichtige Inspirationsquelle ist auch meine Familie. Was bei uns am Familientisch alles besprochen wird, ist nicht immer etwas für schwache Nerven. Zum Beispiel stammt die Idee zu „Aargauer Grauen“ von meiner zweiten Tochter. Beim Skifahren erklärte sie mir, sie habe etwas Gruseliges im Internet gesehen, und zeigte mir das Bild einer Spinne, woraufhin meine dritte Tochter meinte, das wäre doch etwas für meine Krimis. Und schon waren wir in der Entwicklung des Plots …
Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Es gibt nicht DEN schönsten Moment. Es gibt viele. Zum Beispiel ist es jedes Mal ein unbeschreibliches Gefühl, wenn ich nach der langen Arbeit mein Buch in den Händen halte. Oder die Unterstützung, die ich erfahre, entweder von meiner Familie, dem Team vom Emons Verlag, meiner Lektorin oder lieben Menschen, die mir bei meiner Recherche helfen und auch von Leserinnen und Lesern. Ebenso ist ein schöner Moment, wenn mir eine Leserin/ein Leser sagt, sie/er habe bis zur letzten Seite nicht gewusst, wer der Täter ist.
Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?
Momentan sind es vier Bücher gleichzeitig. Ich schreibe an der 13. Fortsetzung meiner Aargauer Reihe, das Lektorat meines Baselbieter „Liestaler Wut“, der im Juni 2025 erscheint, und das Korrektorat meiner 12. Fortsetzung der Aargauer Reihe „Aargauer Vergeltung“, die im Januar 2025 erscheint, stehen an. Zusätzlich habe ich einen weiteren Krimi in Arbeit, der aber nichts mit meinen beiden Reihen zu tun und ebenfalls kommt voraussichtlich im Juni 2025 in die Buchhandlungen.
Liebe Ina, vielen Dank für das interessante Interview.
Sehr gerne, und herzlichen Dank an Dich zurück für diese Gelegenheit 😊
Ina Haller
Ina Haller lebt mit ihrer Familie im Kanton Aargau, Schweiz. Seit der Geburt ihrer drei Kinder ist sie »Vollzeit-Familienmanagerin« und Autorin. Sie veröffentlicht zwei Krimireihen im Emons Verlag. Zu ihrem weiteren Repertoire gehören Reiseberichte sowie Kurz- und Kindergeschichten.
Homepage: www.inahaller.ch
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