Liebe Maike,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Im Juni dieses Jahres ist Dein neuer Krimi erschienen. Magst Du kurz erzählen, um was es in „Portugiesische Opfer“ geht?
Im Gepäck eines dänischen Geschäftsmanns wird das Fell des vom Aussterben bedrohten iberischen Luchses gefunden. Selva Klimt, die zurzeit bei der für solche Fälle zuständigen portugiesischen Umweltpolizei arbeitet, schaut sich die Sache genauer an. Als mitten in der Ausgehmeile von Lissabon ein Wildführer tot aufgefunden wird, ist Selva klar, dass es um weit mehr als um einen illegalen Handel mit Tierfellen geht: Sie ist einem internationalen Komplott auf der Spur.
Bei dem Buch handelt es sich um den zweiten Teil einer Reihe. Muss man den ersten Teil kennen, um den zweiten lesen und verstehen zu können?
Nein. Einige Figuren kehren wieder, aber es sind zwei voneinander losgelöste Fälle. Zumal im ersten Fall Selva an ganz anderer Stelle eingesetzt wurde. Zu Beginn des ersten Bandes arbeitete sie noch in Brüssel bei der EU in der Direktion Umweltpolitik. Dann schickt sie ihr dortiger Chef zur Amtshilfe nach Lissabon, um dort die Klimabilanz der Stadt zu überprüfen.
Jetzt ist sie dauerhaft in Lissabon.
Deine Reihe spielt in Portugal. Was verbindet Dich damit und wie kamst Du auf die Thematik?
Ich bin sehr begeistert von dem Land und den Menschen und verbringe so viel Zeit dort wie möglich. Es ist nicht nur die oft geradezu märchenhaft anmutende Architektur oder wie einfach es ist, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das Land ist auch in vielen Dingen sehr fortschrittlich, angefangen von der digitalen Kommunikation mit Behörden bis zur Stringenz, mit der Portugal seine Klimaziele verfolgt. Das beeindruckt mich und ich nutze es, um in meinen Romanen quasi über Bande zu spielen und Vergleiche zu Deutschland ziehen.
Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?
Absolut. Ich komme ja eigentlich aus der Phantastik und habe schon viele phantastische Kurzgeschichten und Science-Fiction Stories geschrieben und veröffentlicht.
Wie sehen Deine Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?
Mit dem Alltag ist es so eine Sache. Da ich häufig im Hauptberuf unterwegs bin, muss ich sehr flexibel sein, was das Schreiben betrifft. Deswegen ist meine Minimalanforderung an mich selbst: Mindestens eine halbe Stunde pro Tag schreiben, egal wo und was. Dafür jeden Tag. Das halte ich jetzt seit vier Jahren fast durchgehend ein.
Dafür habe ich ein Ritual, um schneller ins Schreiben zu kommen. Das besteht aus: Ohrstöpsel, Nature Sounds, genauer gesagt, Meeresrauschen, und eine Uhr die die 30 min (oft auch mehr) heruntertickt. Sobald ich auf Start drücke, wird geschrieben, ohne Unterbrechung, ohne Verbesserungen. Das muss natürlich hinterher in der Regel noch überarbeitet werden, aber es bringt mich erst mal in den Flow, wie es so schön heißt.
Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?
Ich spiele gern mit Worten, mag Sprachen. Gleichzeitig läuft bei mir häufig ein Kopfkino ab, wenn ich unterwegs bin. Ich beobachte die Menschen um mich herum und überlege mir, was wohl in ihrem Leben gerade vorgeht. Manchmal fange ich auch Gesprächsfetzen ein und spekuliere dann, was vorgefallen ist. Oder ich höre ein interessantes Wort und denke mir eine Geschichte dazu aus.
Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Wen ich positives Feedback bekomme, ist das natürlich immer ein schöner Moment. Wenn jemand der lange in Portugal gelebt hat oder Portugiese bzw. Portugiesin ist, mir sagt, dass ich zum Beispiel das Flair Lissabons gut eingefangen hätte oder sich von einer Stelle persönlich berührt fühlt, weil selbst schon so ähnlich erlebt, dann ist das ein sehr schönes Gefühl.
Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?
Momentan bin ich wieder zurück in der Phantastik und arbeite an einer Urban Fantasy.
Liebe Maike, vielen Dank für das interessante Interview.
Ich danke dir, für die schöne Gelegenheit.
Maike Braun
Maike Braun, geboren 1962 in Reutlingen. Studium der Naturwissenschaften in Deutschland, den USA und Großbritannien. Promotion in Biologie. Nach zwei Jahren Hirnforschung acht Jahre bei einer internationalen Unternehmensberatung. Seit 2002 selbständige Beraterin, Mediatorin und Autorin in Hamburg.
Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit dem Klimawandel und mit möglichen Lösungen. Zudem verbringt sie jedes Jahr mehrere Wochen in Portugal, weshalb sie Land und Thema in ihren in Portugal spielenden Klimakrimis kombiniert.