Lieber Klaas,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Wir haben uns auf der Frankfurter Buchmesse getroffen und Du hast mir von Deinem Krimi „Akte Wendland“ berichtet. Magst Du kurz erzählen, um was es geht?
In einem Wald bei Gartow wird eine Lokaljournalistin aus Salzwedel (Sachsen-Anhalt) erdrosselt aufgefunden. Dorfpolizistin Sabine Langkafel und ihre Kollegin Melanie Gierke von der Kripo Lüneburg tasten sich durch den nebulösen Fall und finden bald eine Verbindung zu einem Trabbi-Unfall mit einem Toten in der Nacht der Grenzöffnung über 30 Jahre zuvor. Mehr wird nicht verraten.
Nach dem Atommüll aus dem ersten Teil mit Dorfpolizistin Sabine Langkafel, steht bei diesem Fall die Grenzöffnung 1989 im Fokus. Was verbindet Dich mit dieser Thematik?
Ich verbinde gerne reale Ereignis aus der Region mit meinen Geschichten. Das Wendland ist da eine sehr dankbare Region. Der Widerstand gegen Atommüll in Gorleben, jetzt die Öffnung der DDR-Grenze bei Bergen/Dumme im November 1989, das sind sehr spezielle Wendland-Themen. Die Verbindung der RAF zur DDR, die in „Akte Wendland“ auch eine Rolle spielt, ist ebenfalls Zeitgeschichte.
Dein Krimi spielt in der schönen Heide. Wie kam es zur Wahl des Schauplatzes für deinen Krimi?
In Gartow, kurz vor der Elbe, ist die Heide eigentlich schon zu Ende. Dieses Gebiet ist sehr waldreich und abwechslungsreich. Das Wendland ist für mich gentrifizierte Provinz. Immer noch ländlich, vom bäuerlichen und kleinbürgerlichen Leben und einem reichen Schatz an Mythen und Sagen geprägt, haben mit der Anti-AKW-Bewegung und später mit den Zugezogenen aus den Großstädten Kulturen und Ideen Niederschlag gefunden, die für Spannung im positiven Sinne sorgen.
Wird es weitere Bände mit Sabine Langkafel geben?
Davon gehe ich aus. Erste Ideen habe ich schon.
Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?
Das habe ich bereits getan. Unter meinem Klarnamen Christoph Elbern sind zwei historische Krimis erschienen. „Hafenmörder“ (2022) und „Tödlicher Schlaf“ (2023) spielen im Hamburg von 1904 bzw. 1907. Die rechercheintensive Arbeit an den beiden Geschichten rund um einen jungen Bakteriologen haben mir viel Spaß gemacht und den Leserinnen und Lesern, soweit ich weiß, auch.
Wie sieht Dein Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?
Ich habe (noch) einen Fulltimejob als Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur. Da muss ich auf Lücke schreiben, also eher am Wochenende, im Urlaub, seltener abends. Ich muss in den Flow kommen. Da ist eine Stunde zu wenig. Ganze Tage sind da besser.
Was ist schwieriger zu schreiben? Der erste oder der letzte Satz?
Beide sind leicht. Schwieriger sind die Sätze dazwischen.
Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?
Ich habe immer schon geschrieben. Schülerzeitung, dann als Redakteur bei großen Zeitschriften, schließlich für Werbung und Content Marketing. Meinen ersten Krimi, Totenwald, habe ich 2017 veröffentlicht. Seitdem sind 10 Romane erschienen. Mich inspirieren Menschen und ihre Unzulänglichkeiten und wie sich ihre kleinen Dramen und Komödien mit dem großen Welttheater verbinden.
Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?
Ich liebe es, wenn bei Lesungen der Saal voll ist und die Leute begeistert folgen. Das durfte ich schon zweimal auf dem Hamburger Krimifestival erleben, neulich auch auf dem Lüneburger Krimifestival. Und auch in Gartow, wo meine Wendland-Krimis spielen, hatte ich eine großartige Lesung im Kulturzentrum Herbsthausen. Dazu sei mir die Bemerkung erlaubt: Amazon veranstaltet keine Lesungen. Es sind die kleinen und großen Buchhandlungen, die hier mit Einsatz und Budget für eine lebendige Live-Literaturlandschaft sorgen. Das sollten wir als Buchkäuferinnen und Buchkäufer unterstützen.
Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?
Tatsächlich an ersten Ideen für einen neuen Wendland-Krimi. Ein weiterer Krimi, bei dem es um Künstliche Intelligenz geht, sucht gerade einen Verlag. Ich habe immer ein paar viertel- bis halbfertige Stücke auf der Werkbank liegen.
Lieber Klaas, vielen Dank für das interessante Interview.
Ich danke für dein Interesse und für die inspirierenden Fragen.
Klaas Kroon
Klaas Kroon ist das Pseudonym eines 1960 in Düsseldorf geborenen Journalisten und Marketingmanagers. Seit 2017 schreibt Kroon Krimis, die in Hamburg, Lüneburg und dem Wendland spielen. Kroon hat ein Faible für originelle Figuren und verzwickte Fälle mit Bezug zu historischen Ereignissen und gesellschaftlichen Themen. Er lebt in Hamburg. Das Wendland und die Lüneburger Heide bereist er seit Jahren intensiv mit Rennrad und Motorrad.
Unter seinem Klarnamen Christoph Elbern hat er die historischen Krimis „Hafenmörder“ und „Tödlicher Schaf“ im Aufbau-Verlag veröffentlicht.