Interview mit Inge Merkentrup

 

Inge Merkentrup
Foto: Inge Merkentrup

Liebe Inge,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Wir haben uns 2023 in Ingolstadt auf der Verleihung des HOMER Literaturpreises kennengelernt. Damals hattest Du Dein aktuelles Buch „Eines Tages werde ich berühmt sein: Die Oldenburger Marlerin Emma Ritter und die Brücke-Künstler in Dangast“ vorgestellt. Magst Du kurz erzählen, um was es darin geht?

Der Titel dieses Buches gibt eine frühe Äußerung der expressionistischen Malerin Emma Ritter wieder. Sie hat an sich geglaubt, an ihre Zukunft als Künstlerin. Warum wird sie dennoch nicht in einem Atemzug mit Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel oder Lyonel Feininger genannt? Dieses Buch will Antworten geben. Die Dialoge sind fiktiv, aber leiten sich aus realen Situationen ab. Zeitlich versetzt ist die erste Begegnung zwischen Emma Ritter und Karl Schmidt-Rottluff vom September auf den Sommer 1909. Damit wird unterstrichen, dass dieses Buch ein Kunstroman und keine Biografie ist.

 

Eines Tages werde ich berühmt sein: Die Oldenburger Malerin Emma Ritter und die Brücke-Künstler in Dangast – Inge Merkentrup
Herausgeber ‏ : ‎ Isensee, Florian, GmbH; 1. Edition (1. Februar 2022)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 120 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3730818627
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3730818626

Wie findest Du Deine Themen?

Meine Themen finde ich durch Zufall oder durch Anregungen. Zufall war es, als ich eine Zeitungsnotiz über die OLdenburger Malerin Emma Ritter las; daraus entwickelte sich mein letztes Buch „Eines Tages werde ich berühmt sein“  Die Oldenburger Malerin Emma Ritter und die Brücke-Künstler in Dangast, erschienen 2022. Der Bezug zu den Brücke-Künstlern führte mich nach Zwickau und Chemnitz.

Für mein aktuelles Projekt ist eine Buchhändlerin auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mich für das Frauen-Thema Bäuerin, Magd, Heuerlingsfrau interessieren könnte. Zudem hat mich der Mitherausgeber zum Thema „Heuerlingswesen“ animiert, über die Frauenschicksale zu schreiben, da die Rolle der Frauen auf dem Lande eine zu geringe Beachtung fände.

 

Könntest Du Dir vorstellen, ein anderes Genre auszuprobieren?

Eher nicht, denn das große Thema „Frauenleben in verschiedenen Jahrhunderten“ ist umfangreich genug und macht mir Freude.

 

Wie sehen Deine Recherchen aus?

Archive, Bücher, Internet, „Oral History“

 

Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?

„Wer viel liest, kann schreiben“ hat mal jemand gesagt, d.h. auch bei mir ist der „Motor“ fürs Schreiben das Lesen.

Ich beobachte gerne Menschen, nehme sie in ihrer Umwelt wahr oder versetze mich in die Personen zu ihrer Zeit. Das habe ich z.B. getan bei dem Buch „Charlotte von Stein lädt zum Tee“, wo die Gastgeberin Charlotte in Weimar Ingeborg Bachmann und Rosa Luxemburg als Gäste hat, was ja nur fiktiv möglich ist – und mich zu einer Lesung nach Weimar führte.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Die Diskussionen nach Lesungen gefallen mir besonders und geben auch mir Anregungen, z.B. bei meinem Buch über Gewalt in Beziehungen „Schatzmutter schießt scharf“ (2009). Die Kapitel sind eingeteilt in A (Tobias) und B (Ilona). Im Publikum kam die Idee auf, zunächst nur die A-Kapitel und danach die B-Kapitel zu lesen statt im Wechsel. Daraus entspann sich eine gute Diskussion.

Schön ist jedes Mal, wenn ich das neue Buch (endlich fertig) in der Hand habe.

 

Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?

Klara – „Kein Leben wie meine Mutter“  soll der Titel meines neuen Projekts sein. Die Mutter Hedwig lebt mit der Famile im Nordwesten Deutschland und steht – wie auch die Tochter – beispielhaft für die Härte des ländlichen Lebens als Heuerlinge. Das Heuerlingswesen gab es bis 1950, doch auch danach sind Menschen noch in einer Heuerlingskate aufgewachsen. Mit einem von ihnen habe ich telefonischen Kontakt. Grob betrachtet erstreckt sich das Heuerlingswesen von Holland bis Paderborn, von Papenburg bis zum nördlichen Ruhrgebiet.

 

Liebe Inge, vielen Dank für das interessante Interview.

 

Inge Merkentrup

studierte nach ersten literarischen Arbeiten als Jugendliche Germanistik, Geschichte und Sozialwissenschaften in Münster. Es folgten weitere Studien in Berlin.

Seit 2008 veröffentlichte sie mehrere Erzählungen in „Ganz nebenbei“ und „Alltagsironien nicht nur im Waschsalon / nich bloot in de Waschstuuv“ Hochund Plattdeutsch (Rita Kropp). In ihrem Roman „Schatzmutter schießt scharf“ geht
es um Gewalt in Beziehungen, aufgenommen in die BÜCHERLISTE DES WEISSEN RINGES.
Nach „Charlotte von Stein lädt zum Tee“ (2016) und „Ein bisschen Marilyn und immer Frau“ (2019) widmet sie sich erneut einer bemerkenswerten Frau in ihrem aktuellen Roman „`Eines Tages werde ich berühmt sein` Die Oldenburger Malerin Emma Ritter und die Brücke-Künstler in Dangast“ (2022). In einer Mischung aus realen Situationen und fiktiven Dialogen wird die expressionistische Malerin begleitet bei ihren Begegnungen u.a. mit den BrückeKünstlern Heckel, Schmidt-Rottluff, Pechstein.

Ein Kapitel aus dem Roman ist abgedruckt in „Der Oldenburgische Hauskalender
2024“, dem Kulturmagazin für Stadt und Land. Die Oldenburger Schriftstellerin hat auf Lesereisen in neun Bundesländern ihre Bücher vorgestellt, mehrmals im Rundfunk und auch im NDR-TV und im Oeins-TV.
Sie war 2014 Gründungsmitglied des Oldenburger Leseforums, seit 2016 ist sie Mitglied des FDA (Freier Deutscher Autorenverband) – Nord und seit 2023 Mitglied der Autorengruppe HOMER

 

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