
Foto: Bernhard Kürzl
Lieber Bernhard,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Du schreibst aktuell an dem dritten Teil Deiner Reihe „Die Pegasus-Schwestern“. Magst Du kurz erzählen, um was es in dieser Reihe geht?
Vielen Dank für die Einladung! In „Die Pegasus-Schwestern“ geht es um die beiden pferdebegeisterten Teenager Bella und Nora. Die Schwestern reiten auf einem Hof im Jena. Die 13-jährige Bella träumt von einem weißen Großpferd und ist um die Anerkennung durch ältere Reiterinnen bemüht, selbst wenn es arroganten Zicken sind, die sie bei jeder Gelegenheit ärgern. Der 11-jährigen Nora, mit der Fähigkeit als Pferdeflüsterin, ist die Meinung anderer egal. Sie tut das, was sie für richtig hält.
In den Ferien reiten die beiden bei ihrem Vater auf Amrum, da ihre Eltern geschieden sind. Dort steht auch das vierzig Jahre alte, ehemalige Springpferd Pegasus. Nora liebt ihn und sieht mehr als andere. Bella findet ihn süß, aber auch hässlich. Als Bella sich zu ihrem Geburtstag ein Pferd aussuchen darf, überredet Nora sie zu Pegasus. Da er das einzige Großpferd im Stall ist, nimmt sie ihn, will ihn aber in Jena nicht reiten, weil es ihr zu peinlich ist.

– Bernhard Kürzl
ASIN : B0BWGDMN3S
Herausgeber : tredition; 1. Edition (17. Januar 2022)
Sprache : Deutsch
Bei dem ersten Reitturnier, für das eigentlich Nora gemeldet ist, muss sich Bella entscheiden. Will sie die Anerkennung durch die älteren Reiterinnen und steigt in die Zickenclique auf oder steht sie zu ihrer Schwester und Pegasus und bleibt bei den Loosern? Bellas Entscheidung verändert alles, auch Pegasus! Der Vollblutaraber zeigt seine wirkliche Gestalt.
Ab hier beginnt das eigentliche Abenteuer um den griechischen Halbgott, der aus einer Notlage heraus verkauft wird und damit fast Pegasus‘ und Noras Leben kostet.
Nach einer wilden Geburtstagsparty in der verlassenen Tempelanlage auf dem Olymp bricht diese zusammen. Der Olymp beginnt sich aufzulösen. Die Gäste entkommen nur knapp mit Pegasus, doch Bella bleibt unter den Trümmern verschüttet. Nora startet mit Pegasus eine Rettungsaktion, um ihre Schwester zu retten, bevor sich die Götterwelt ganz aufgelöst hat.
Band 2 spielt zwei Jahre später. Der inzwischen 6 Millionen Euro wertvolle Pegasus soll gestohlen werden. In Panik löst sich Pegasus vor den Augen der Diebe auf und bleibt verschwunden. Nora plagen Alpträume, bis sie sie endlich entschlüsseln kann. Pegasus hat die Götterwelt aus seiner Erinnerung neu erschaffen und sich dorthin geflüchtet. Dort wird er aber von den Gorgonen in einer Höhle festgehalten. Bella und Nora machen sich mit Freunden über das Portal auf dem Olymp in die neue Götterwelt Armonas. In einer eisigen Winterwelt müssen sie riesige Wasserfälle überwinden, gegen Eisharpyien kämpfen und in den Hades hinabsteigen.
Darfst Du schon etwas zum dritten Teil verraten?
Im 3. Band tauchen in der realen Welt plötzlich Eisharpyien auf, greifen Menschen an und versuchen Pegasus zu töten, weil er nicht in die Menschenwelt gehört. Die Schwestern und ihre Freunde erfahren, dass sie die Harpyien nur in deren Welt, also Armonas, vernichten können. Sie finden das Portal und gelangen wieder in die Götterwelt, bereit, den schlimmsten Kampf ihres Lebens zu führen: den gegen ihre eigenen Ängste. Die Eisharpyien sind materialisierte Ängste.
In dem Buch geht es aber nicht nur um Fantasy, sondern auch um die Brutalität des Reitsports. Als sich in Bella immer mehr die Fähigkeit entwickelt, das Leiden der Pferde zu spüren, kehrt sie dem Turniersport den Rücken zu.
Wie kamst Du auf die Thematik?
In einer schwierigen Zeit mit meinen Kindern empfahl mir eine Bekannte, doch mal ein Buch für meine Kinder zu schreiben. So wurden meine Kinder zu den Protagonistinnen in einer Pferdegeschichte, weil sie ebenfalls Pferde lieben. Dieses Geheimprojekt zog sich aber in die Länge, sodass ich sie einweihte. Von da an arbeiteten sie an der Geschichte des ersten Bandes mit, brachten eigene Ideen ein und legten die Namen der Pro- und Antagonistinnen fest. Aus dem Buch für meine Kinder wurde ein Buch mit meinen Kindern. Es sollte ursprünglich eine klassische Ponyhofgeschichte werden, aber als Fantastik-Autor war mir das viel zu normal. Also wurde aus dem Pferd Pegasus der echte Pegasus und beschert nun einen Streifzug durch die griechische Mythologie ergänzt mit einer kräftigen Portion Fantasy und dem realen Leben in Jena und auf Amrum.
Könntest Du Dir vorstellen, ein anderes Genre auszuprobieren?
Ja! Vor einigen Jahren hatte ich die Idee zu einem Psychothriller. Eigentlich nichts, was ich lesen oder schreiben würde, aber die Idee hat mich fasziniert, genauso meine Lektorin, die daran mitarbeiten will. Meinen ersten Versuch hatte ich im vergangenen Jahr nach etwa siebzig Seiten abgebrochen, weil ich mich total verzettelt hatte und die Spannung plötzlich raus war. Ich plotte normalerweise nicht, aber einen Thriller aus dem Bauch heraus zu schreiben, funktioniert nicht. Jedenfalls nicht bei mir. In meinen fiktiven Welten ist es umgekehrt. Da funktioniert das Plotten nicht und bremst mich nur aus. So ist nun ein Neustart des Projektes geplant. Ob direkt nach Pegasus 3 oder erst einen Roman später, weiß ich noch nicht.
Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?
Ich habe als Teenager John Sinclair Romane verschlungen und mit zwölf Jahren selbst angefangen, Horrorgeschichten in diesem Stile zu schreiben. Erst mit der Hand und dann auf der Schreibmaschine meines Großvaters. Eigentlich wollte ich meine Ideen gerne auf der großen Leinwand sehen und habe daher versucht einen begehrten Studienplatz für Filmregie zu bekommen, was mir aber nicht gelang. Daher blieb ich dabei, meine Ideen als Buch herauszubringen. Als das erste veröffentlicht wurde, war ich allerdings schon 34.
Die Ideen zu den Geschichten kommen einfach und entfachen in mir das Bedürfnis, sie aufzuschreiben. Wie bei vielen Autoren ist dann nach einigen Kapiteln die Luft raus und Ideen zu ganz anderen Geschichten tauchen auf. Und dann heißt es dranbleiben und die erste Idee bis zum Ende durchziehen. Für die neuen Ideen nur Notizen machen, aber nicht weiterverfolgen. Ich habe schon drei Romane über eine bestimmte Zeitspanne parallel geschrieben. Grundsätzlich geht es, aber man wird nicht wirklich fertig, und die Qualität leidet darunter.
Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?
Mein schönster Moment als Autor war, als ich mein erstes gedrucktes Buch in den Händen gehalten hatte. Das war noch kurz vorm Selfpublishing, also etwas ganz Besonderes. Da war ich noch voller Euphorie und dachte, es endlich geschafft zu haben. Dass die Welt nicht auf mich gewartet hatte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht so klar 😊.
Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?
Wie schon Anfangs erzählt, bin ich am dritten Band von „Die Pegasus-Schwestern“ mit dem Untertitel „Pferdeblut“. Das Manuskript ist in der ersten Fassung fertig und wird zur Zeit von mir überarbeitet, bevor es ins Lektorat geht. Und dann schwirren drei Ideen durch meinen Kopf. Mache ich mit „Pegasus 4“ weiter, der auch den Abschluss der Reihe werden soll, oder versuche ich es doch mit dem Thriller? Es stehen auch überarbeitete Versionen früherer Romane mit Fortsetzungen an, genauso wie ein Mystery-Thriller, der als Kurzgeschichte in einer Chiemgau-Anthologie, wegen seiner „Action“ abgelehnt wurde, weil er Touristen abschrecken würde. Die Idee, daraus einen längeren Roman zu basteln, begeistert mich momentan am meisten.
Lieber Bernhard, vielen Dank für das interessante Interview.
Vielen Dank für die Möglichkeit, meine Arbeit und mich vorstellen zu dürfen.
Bernhard Kürzl
Bernhard Kürzl wurde in Frankfurt am Main geboren und lebt heute in Oberbayern. Sein Debüt-Roman, das Pferde-Fantasy-Abenteuer Mac Mountain, erschien 1997. Erst zehn Jahre später veröffentlichte er die Fantasy-Geschichte Prinzessin Sina als Hochzeitsgeschenk für seine Frau. 2010 folgte das spirituelle Abenteuer Der Lichtgarten von Helgoland, das nach einer kompletten Überarbeitung 2016 in einer neuen Version herauskam. Mit der Kurzgeschichte Mein zweites Leben beteiligte sich Bernhard Kürzl 2018 an der Weihnachtsanthologie der Rosenheimer Autoren. 2019 erschien der 1. Teil der Science-Fiction-Reihe Rebekkas Erbe mit dem Untertitel Das Luftschiff, 2021 die Fortsetzung Verlorener Planet.
2022 erschien der erste Band der Reihe Die Pegasus-Schwestern mit dem Untertitel Das Rätsel des Schimmels von Amrum, 2023 kam die Fortsetzung Flucht in die Unterwelt heraus, und voraussichtlich Ende 2024 der dritte Band Pferdeblut.