Interview mit Desiderius M. Rainbow

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Desiderius M. Rainbow
Foto: Desiderius M. Rainbow

Lieber Desiderius,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Dein aktuelles Buch „Mânil – Einfach nur der Anfang“ bezeichnest Du selbst als Contemporary-Fantasy.  Magst Du erzählen, um was es geht?

Im Zentrum steht der verpeilte, renitente Jungmagier Mânil, der sich mit seinen Kräften herumschlägt und herauszufinden versucht, wer er ist und wo er hingehört. Er landet bei dem misanthropischen, sadistischen Suketo, einem Magielehrer mit düsterer Vorgeschichte und rabenschwarzem Humor. Dieser unterrichtet noch eine Handvoll weiterer chaotischer Jungmagier und versucht zunächst mit allen Mitteln, Mânil wieder loszuwerden, hat aber nicht mit dessen Sturheit gerechnet. Der Fokus liegt immer wieder auf der schrägen und explosiven Dynamik zwischen den beiden.

Währenddessen lernt Mânil auch die magische Seite seiner Welt kennen und findet endlich Freunde, wie zum Beispiel die unbeirrbare, neugierige Lilian. Natürlich kommt er bei seiner großen Klappe nicht mit allen in der Gruppe gut aus und Tyrone, ein Prinz mit einigen üblen Geheimnissen, entpuppt sich als besonders hartnäckiger Gegner.

Darüber hinaus gibt es Stimmen im Kopf, Regen aus Messern, dubiose Fesselmagie, eine Kristallkugel, die sich nicht benehmen kann, angriffslustige Rosen, etwas zu selbständige, dreiste Träume und vieles mehr – Chaos garantiert. Doch auch wenn einige der Figuren noch jünger sind, richtet sich das Buch an Erwachsene – der im ersten Teil noch etwas subtilere Subtext, einige schwerere Themen, sowie der Sarkasmus ist nicht für Kinder gedacht.

 

Was verstehst Du unter Contemporary-Fantasy?

Wir befinden uns in einer modernen Welt namens Mehrleben, die in vielem der unseren gleicht. Lediglich mit dem Unterschied, dass man vor ein paar Jahren erfahren hat, dass Magie und diverse magische Völker realer sind als man bislang dachte.

Es bedeutet also, dass man eine Welt wie die unsere mit Fantasy-Elementen mixt.

 

Es handelt sich bereits um den ersten Teil einer Fantasy-Reihe – Im November geht es weiter, darfst Du dazu schon etwas verraten?

Aber klar, hier kommt der Klappentext:

Diese Verwandlung war ein Fehler! Keiner ahnt, was der chaotische Jungmagier Mânil angestellt hat und WAS er nun ist!

Suketo könnte ihm helfen oder weiter seinem Sadismus freien Lauf lassen…

Doch niemand hätte vorhersehen können, wie dieser Unfall Mânils – und auch Suketos Leben auf den Kopf stellen wird! Suketo aber bleibt trotzdem der miese Mistkerl mit dem fiesen Humor, der er ist – selbst, wenn Mânils Gegenwart ihn nicht mehr grundsätzlich aggressiv macht – wie er es formuliert.

Währenddessen wartet auf Mânil die offene Rechnung mit Tyrone…

Im neuen Jahr darf Mânil dann endlich die Magierstadt Katurath’ka besuchen und schafft es auch dort, sich Ärger einzuhandeln – und nicht von einem Turmkobold verprügelt zu werden!

Zudem wirbeln Allegra und Ryan Suketos chaotische Gruppe gründlich auf… wie oft kann man nun eigentlich unbeabsichtigt Suketos Haus anzünden, bis dessen Geduldsfaden reißt?

Letztendlich ist es dann doch wieder eine Verwandlung, die Mânil in ernste Schwierigkeiten bringt. Kann er sich aus diesen auch diesmal noch herauswinden?

Was dich erwartet:

Magie, Academy, Enemies to… something else, absurde Dialoge, magische Duelle, Bisexualität, Verwandlungsmagie, Turmkobolde, Machtgefälle, gespaltene Persönlichkeit und viel Subtext!

 

Könntest Du Dir vorstellen, auch in einem anderen Genre aktiv zu werden?

Ganz klar nein. Seit ich begann meine Geschichten aufzuschreiben war Contemporary-Fantasy schon immer mein Zuhause – auch wenn ich damals keine Ahnung hatte, wie man das nennt. Es liegen noch einige Manuskripte in meiner Schublade und warten, dass ich neben Mânil Zeit für sie habe und die gehören alle auf die ein oder andere Art in dieses Genre. Lediglich eins, an dem ich zwischendurch bastle, wäre wohl ein Mix aus Dark Romance und Contemporary-Fantasy – natürlich auf meine seltsame Desiderius-Art. Meinem Stil bleibe ich natürlich auch treu, wenn (mein persönliches Verständnis von) Romantik mal etwas mehr im Mittelpunkt steht als in der Mânil-Reihe (Mein Mann sagt, ich sei romantisch wie ein Häuserbrand).

 

Wie sieht Deine Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?

Ich bin Autist, ich bin ein wandelndes Ritual…

Im Augenblick stehe ich meist zwischen halb acht und neun auf und das erste, was ich tue, ist Schreiben. So komme ich gut in meinen Tag und die Wahrscheinlichkeit morgendlicher Muffeligkeit ist deutlich geringer. Dafür sitze ich mit meinem Laptop in meiner Sofaecke voller Kissen (mein Mann bezeichnet es als mein „Katernest“) und tauche völlig ab. Du könntest neben mir ein Feuerwerk entzünden, ich bekäme es nicht mit, weil ich völlig in meiner Geschichte bin.

Was dann ansteht, variiert stark. Ich mache mein Marketing und meine Illustrationen ja auch komplett selbst – also sehr viel Schreibtischarbeit und Design. Zusätzlich leite ich auch eine Tanzschule – also noch mehr Schreibtischarbeit, viel Organisation und Papierkrieg, aber natürlich auch die Tanzschule in Ordnung halten, Kurse geben und Auftritte vorbereiten. Mein Alltag ist also sehr bunt und nie gleichbleibend. Dadurch, dass ich meine beiden Hobbies zum Beruf gemacht habe, bleibt nur wenig Zeit für anderes, da ich ja auch noch einen Partner habe, einen Bruder und Freunde, die mich auch alle ab und an zu Gesicht bekommen wollen und einen Haushalt, der Aufmerksamkeit will, habe ich auch noch…

Dennoch bastle und male ich viel und mein Partner und ich leiten einen BDSM-Stammtisch.

 

Wie kamst Du zum Schreiben?

Schwierig. Ich hab mir schon als Kind immer Geschichten ausgedacht und mit vierzehn, fünfzehn begonnen, die auch aufzuschreiben. Sehr lange habe ich das nur für mich und meinen Bruder getan, denn von meinen Eltern wurde das leider nicht akzeptiert, obwohl das Schreiben schnell zu meiner ultimativen Kraftquelle wurde, ohne die ich heute schon lange nicht mehr hier wäre. Die ersten Rohfassungen meiner „Mânil“-Reihe habe ich mit achtzehn geschrieben, aber damals war ich dank meiner Mutter davon überzeugt, dass mein Stil komisch ist und dass das keiner lesen will. Erst mein Partner konnte mich sehr viel später ermutigen, mich endlich raus zu trauen, denn ich habe schon immer davon geträumt, Autor zu sein, Lesungen zu machen und meine Geschichten mit der Welt zu teilen. Ich bin so froh, dass ich das nun getan habe, denn wenn ich mir all das wundervolle und überwältigende Feedback anschaue, sehe ich, dass sehr wohl Leute lesen möchten, was ich schreibe und das ist ein wahnsinnig schönes und beflügelndes Gefühl. Leute mit meinen Worten glücklich machen zu können, fühlt sich an wie eine Superkraft – oder wie Magie! Deshalb habe ich Stifte auf meiner Hand tätowiert, die dort als „meine Zauberstäbe“ deklariert sind.

Was inspiriert Dich?

Mich kann alles jederzeit inspirieren! Ideen sind schließlich in Wirklichkeit eine riesige, komplexe Organisation und sie wissen, wo ich wohne. Sie finden immer einen Weg in mein Haus und überraschen mich in jeder Lebenslage: Ob ich gerade koche, bastle, Tanzunterricht vorbereite, putze, dusche, Sex habe oder male – sie finden mich, fallen über mich her, werfen in meinem Kopf alles durcheinander und verlangen alle gleichzeitig umgesetzt und zu Papier gebracht zu werden. Ideen kommen grundsätzlich in Horden, sind unfassbar hartnäckig, nehmen keine Rücksicht darauf, ob ich auch mal schlafen oder essen muss und benehmen sich, als ob sich alles um sie dreht – und irgendwie tut es das ja auch und ich genieße das auch noch!

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Das ist schwer zu beantworten, da war so viel! Das erste Mal das eigene Buch in der Hand zu halten natürlich. Jede Lesung, die ich je gegeben habe und so viele schöne Begegnungen und intensive Gespräche mit Leser*innen. Oder wenn ich einfach aus dem Feedback herauslese, dass der Subtext funktioniert und in den Köpfen meiner Leser*innen genau das passiert, was ich wollte. Oder als bei meiner Lesung im Mai auf der Flensburger Campus-Con über 50 Leute nach und nach dasaßen und ich einfach völlig platt von dieser Menge an Leuten war. Und die erste Leserunde bei Lovelybooks: es waren 20 Teilnehmende und rund 15 haben letztendlich aktiv mitgemacht und Rezis geschrieben und es war einfach der Wahnsinn über Wochen hinweg jedes Mal mit krasser Begeisterung überhäuft zu werden, wenn ich da reingeschaut habe. Ich wusste nicht, wie mir geschah, das war total surreal! Eine der Teilnehmenden zählt inzwischen zu meinen engsten Freunden.

Keine Ahnung, ich kann keine einzelne Sache rauspicken, es war noch so viel mehr und das alles ist immer noch einfach total überwältigend! Meine Leserschaft ist noch klein, aber die haben es einfach in sich!

Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?

Einerseits bereite ich gerade den Release von „Mânil 2 – Keine Leinenpflicht in Katurath’ka“ vor (1.11). Dann überarbeite ich auch schon „Mânil 3 – Irgendwas mit neuen Jacken“ und in der Rohfassung schreibe ich schon am sechsten Teil. Nebenbei habe ich noch ein Pausenprojekt, wenn ich bei Mânil mal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe: ein skurriler Dark Romance/ Contemporary-Fantasy Mix, aber das ist noch lange nicht spruchreif.

 

Lieber Desiderius, vielen Dank für das interessante Interview.

Ich danke dir von Herzen für deinen Support.

Desiderius M. Rainbow

Mein Name ist Desiderius M. Rainbow, ich bestehe zur Hälfte aus Tinte und Papier und habe mein Herz schon vor langer Zeit an die Contemporary-Fantasy verloren. Ich schreibe ausschließlich das, was ich auch selbst gern lesen wollen würde, und kümmere mich, wie in jedem Bereich meines Lebens, nicht darum, was andere erwarten. Bei mir gibt es absurde Dialoge, Wortspielereien, Situationskomik und schrullige Protagonisten, gemixt mit überraschender Tiefgründigkeit und ernsten Themen. Mir gefällt der Kontrast zwischen Happyplace und Psychochaos, ich liebe Subtext und das Thema Machtgefälle. Außerdem lege ich ebenso viel Wert auf die persönliche Entwicklung der Charaktere wie auf die eigentliche Handlung.

Ich bin Selfpublisher und neben der vollen Entscheidungsgewalt über meine Geschichte ist mir ebenfalls wichtig, dass ich meine gesamten Illustrationen, sowie das Coverdesign ebenfalls komplett selbst mache.

Wenn ich nicht gerade schreibe, bin ich Tänzer mit Tanzstudio und eigener Show aus Flensburg. Zeitgenössische Fantasy Geschichten habe ich jedoch schon geschrieben, ehe ich auch nur übers Tanzen nachgedacht habe.

Ich bin trans und das Schreiben war für mich lange Zeit der einzige Ort, an dem ich der sein konnte, der ich wirklich bin. Besonders habe ich mich mit den beiden Hauptcharakteren dieser Buchreihe identifiziert, weshalb ich 2020 bei meiner Vornamens- und Personenstandsänderung Mânil als meinen privaten neuen Rufnamen habe eintragen lassen (Wobei Mânil im Buch zwar queer, aber nicht trans ist). Um Verwirrung zu vermeiden, lasse ich mich in der Öffentlichkeit trotzdem lieber Desiderius nennen – die Grenzen zwischen mir und der Geschichte sind ohnehin schon sehr verschwommen…

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