Interview mit Monja Luz

Monja Luz
Foto: Studioline

Liebe Monja,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Wir haben uns auf der Frankfurter Buchmesse getroffen, wo Du mir von Deinem neusten Krimi „Wer Vertrauen schenkt“ erzählt hast. Magst Du kurz erzählen, um was es geht?

Der Titel gibt bereits das Grundthema vor. Es geht um Vertrauen, Vertrauensbruch, Misstrauen und darum, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Das Ermittler-Team um Chris Muth muss den Tod einer Studentin aufklären und stößt bei den Befragungen in ihrem Umfeld auf Unstimmigkeiten. Und es stellt sich die Frage, war sie die verzogene Tochter reicher Eltern oder eine junge Frau, die das Wohl anderer im Blick hatte. Und dann gibt es noch die Schwester des Hauptverdächtigen Amanda, die den Ermittler Fred Feldig an seine persönlichen Grenzen bringt.

Wer Vertrauen schenkt: Ein Mainz Krimi – Monja Luz
Herausgeber ‏ : ‎ tolino media (25. September 2024)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 272 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3759252648
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3759252647

Es handelt sich um den zweiten Band. Muss man den ersten kennen oder kann man auch quer einsteigen?

Nein, auf keinen Fall. Es gibt ein paar private Hintergründe des Ermittler-Teams aus dem ersten Teil, aber die Fälle haben nichts miteinander zu tun. Mir war es wichtig, meine Fan-Leser auf dem Laufenden zu halten, wie sich die Hintergrundgeschichte der Figuren entwickelt hat. Mir als Leser wachsen die Protagonisten oft so ans Herz, dass mir es wichtig ist, weiter von ihnen zu hören. Das ist mir bei meinem Lieblingsbuch Outsiders passiert. Susan E. Hinton hat Ponyboy zwei Jahre älter in einem anderen ihrer Bücher auftreten lassen. Ich habe die halbe Seite über ihn zig Mal gelesen und dabei vor Glück geweint.

Dein Krimi spielt in Mainz. Wie kam es zur Wahl des Schauplatzes für deinen Krimi und verbindet Dich etwas mit Mainz?

Mit Mainz verbindet mich sehr viel. Ich bin im Kreis Mainz-Bingen aufgewachsen und habe bis zu meinem Umzug dieses Jahr immer in der Nähe von Mainz gewohnt und größtenteils dort gearbeitet. Ursprünglich sollte die Geschichte in Stuttgart spielen, weil mir die Tatort-Ermittler Lahnert und Bootz als Vorlage für meine Ermittler Jake Imhof und Chris Muth dienten. Die Entscheidung alles nach Mainz zu verlegen, lag einfach daran, dass mir bei einem Schreibcoach genau diese Frage nach dem Warum gestellt wurde und ich keine Antwort hatte. Weil ich Mainz viel besser kenne und dort einfacher Recherche machen konnte, u. a. auch bei der Mainzer Polizei, habe ich den Handlungsort verlegt. Kleiner Fun-Fact: ich wohne jetzt in Stuttgart.

Wird es weitere Bände mit Kommissar Chris Muth und seinem Partner Fred Feldig geben?

Der nächste ist bereits in Planung. Wobei ich Chris immer einen anderen Partner / Partnerin zur Seite stelle. Ich möchte mich da nicht festlegen und in Band drei wird sicher eine Frau eine der beiden Erzählperspektiven haben. Vielleicht werden auch zwei Frauen ermitteln und Chris eine Nebenrolle einnehmen. Denn der Teenager-Sohn seiner neuen Partner wird im Fokus stehen.

Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?

Auf alle Fälle und meine Kurzgeschichten sind meistens in anderen Genre. Zwar sind sich auch eher spannend als lustig und selbst bei Liebesgeschichten tue ich mir schwer mit einem Happy End. Ich sag immer, jeder Zuckerguss bekommt mit der Zeit Risse. Aktuell drängen sich zwei Protagonisten aus Schreibkurse immer wieder in meinen Kopf, Ni’ino, den ich vor Jahren in einer Facebook Aktion zu den Raunächten erdacht habe. Er ist halb Inuit und der Vater war Deutsch-Hawaiianer. Eine Mischung aus Feuer und Eis. Und Leila, eine junge Frau, die auf dem völlig zerstörten Planet Erde lebt und versucht den Weltherrscher, der ihr Vater ist, auszulöschen. Vor ein paar Wochen kam mir die Idee, beide in einem Roman zusammen zu führen. Dazu muss Ni’ino in die Zukunft reisen und sich dort erst einmal zurecht finden.

Wie sieht Dein Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?

Hauptberuflich bin ich Bilanzbuchhalter, beschäftige mich also mehr mit Zahlen als mit Buchstaben. Aber ich versuche jeden Tag an meinen Projekten zu arbeiten. Aktuell mache ich Marketing für mein Buch und bereite ein Weihnachtsrätsel rund um Mainz auf Instagram vor. Zum Glück kann ich immer und überall schreiben, selbst im überfüllten Zug oder auf einer Parkbank. Natürlich suche ich mir gerne schöne Orte zum Schreiben aus, aber manchmal geht es nicht anders. Mittlerweile schreibe ich die Texte komplett erst mit der Hand und die Übertragung in den Laptop ist die erste Überarbeitung.

Was ist schwieriger zu schreiben? Der erste oder der letzte Satz?

Das reine „aufs Papier“ bringen, ist bei beiden gleich schwer oder leicht. Ich kann zum Glück einfach losschreiben, ohne mir Gedanken zu  machen, ob der Satz, der Abschnitt oder das Kapitel stimmig sind. Ich schreibe und ändere dann eben, bis es für mich passt. Der letzte Satz wird weniger häufig angepasst, als der erste. Am Anfang kann ein ganzer Absatz gestrichen werden oder er wird komplett neu geschrieben. Da ich schon beim Schreiben neue Idee habe oder Plotlöcher entdecke, ergeben sich für den Anfang neue Voraussetzungen. Das Ende kommt meistens nach diesen ganzen Anpassungen und bleibt dann auch oft so wie im ersten Entwurf.

Fällt es Dir schwer, zu schreiben?

Nein, gar nicht. Dadurch, dass meine Schreibzeit begrenzt ist, füllt sich mein Kopf wie von selbst mit Ideen, Dialogen, Cliffhangern und Twists. Die kommen dann beim Schreiben wie von selbst auf das Papier. Manchmal weiß ich selbst nicht, wie das alles so kommt und sich aus einer Bemerkung plötzlich ein völlig neues Bild ergibt. Bei meinem aktuellen Roman wollte mein Mörder nicht mehr der Mörder sein. Das hört sich jetzt seltsam an, aber ich rede mit meinen erdachten Figuren und sie mit mir. Da bin ich nicht alleine, du musst dir keine Gedanken um mich machen. Aber so stand ich mitten im Schreiben plötzlich ohne Täter da. Ich habe natürlich weitergeschrieben, in der Hoffnung “er” würde noch zu „Vernunft“ kommen. Aber dann hat einer der anderen in einer Befragung eine Bemerkung gemacht und ich habe die im Schreibfluss hingeschrieben und dann kam mir die Erleuchtung und auch noch die Idee zu einem weiteren Twist.

Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?

Geschichten habe ich mir schon immer ausgedacht, wie meine Mutter und ihre Mutter. Zu meinem vorher erwähntes Lieblingsbuch habe ich das Spin-off geschrieben, weil ich mich nicht von Ponyboy und seiner Clique trennen wollte. Vor rund zehn Jahren habe ich nach eine Hobby gesucht, dem ich ohne großen Aufwand überall nachgehen kann. Da fiel die Wahl auf einen Schreibkurs. Dort habe ich bemerkt, dass mir zu jedem Impuls, der gegeben wurde,  immer Geschichten einfallen. Das war bei den anderen nicht immer so. Und ich habe gesagt bekommen, dass das eine Gabe ist. Im Grunde war das der Ruf zur Autorin, dem ich gefolgt bin. Woher die Inspiration kommt, kann ich nicht sagen. Aber ich habe zum Beispiel bei einer Übung, bei der man drei Worte vorgibt, eine wunderbar schrullige Protagonistin gefunden, der ich unbedingt einen ganzen Roman widmen möchte, die Worte waren: Sahneschnitte, schwarzes Einhorn und Deichlamm.

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Ganz klar, als ich meinen ersten Roman gedruckt in Händen gehalten habe. Ich habe fünf Verlage angeschrieben und nach drei Wochen von einem die Zusage bekommen. Es war ein kleiner Verlag, den es mittlerweile nicht mehr gibt. Es ist immer wieder aufregend, ein Projekt abzuschließen, das gilt auch für Kurzgeschichten in Anthologien. Ganz besonders sind auch die Begegnungen mit andern Schreibenden und Buchmenschen wie dir. Ich liebe den Austausch mit anderen. Wenn ich das Gemälde “Der arme Poet” sehe, denke ich immer, er ist “arm”, weil er mit verkniffendem Gesicht im Bett liegt und einsam nach Worten ringt. Und draußen scheint die Sonne und wartet darauf, mit seinen Augen gesehen zu werden.

Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?

Ganz viel an Marketing. Ein Kurzgeschichte für eine Anthologie der Mörderischen Schwestern habe ich gerade zurück ans Korrektorat gegeben. Und ein Kurzgeschichten-Band, bei dem ich Mitherausgeberin bin, wird gerade die Druckfahne nach meinen Anmerkungen im Layout überarbeitet. Ansonsten plotte ich am dritten Band meiner Main-Krimi-Reihe.

Liebe Monja, vielen Dank für das interessante Interview.

Dir lieben Dank für die tollen Fragen.

Monja Luz

Monja Luz verbringt ihre krimifreie Zeit hauptberuflich mit Buchhaltung. Dabei ordnet und schiebt sie die Zahlen so lange hin und her, bis sie stimmig sind. Genauso verfasst sie ihre Krimis. Nach und nach wird das Knäuel aus Verdächtigen und Motiven entwirrt, und am Ende wird das Lügengeflecht des Täters entlarvt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert