Interview mit Joachim H. Peters

 

Joachin H. Peters
Foto: Joachin H. Peters

Lieber Joachim,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Auf der Frankfurter Buchmesse haben wir uns über Deinen neuen Krimi On the Road to Dingsbums“ unterhalten, der nicht nur einen lustigen Titel hat, sondern auch ein Krimi ohne Mord ist.

Magst Du kurz erzählen, um was es geht?

Es geht darum, dass ein junger Mann auf der Flucht vor Geldeintreibern, in einen mit laufendem Motor wartenden VW Bus springt und als er losfährt feststellt, dass außer ihm noch sechs alte Leute im Bus sitzen. Die glauben, dass sie sich auf einer Fahrt in ein Wellnesshotel befinden, aber in Wirklichkeit sollen sie in ein Altersheim in Polen abgeschoben werden. Zu den Insassen gehört auch noch die Altenpflegerin Alina und später besagter Hund, aber mehr will ich gar nicht verraten. Vielleicht noch so viel, dass es aufregender Roadtrip Ü 70 wird, eine Reise voller Überraschungen, Pleiten, Pech und Pannen. Aber auch mit neuen Erkenntnissen, unerwarteten Begegnungen und viele Abenteuern. Autor und Schriftseller Sky du Mont sagte dazu: „Ein Roman voller Herz und Hoffnung.“

 

On the Road to Dingsbums: Oder wie man aus Versehen sechs alte Leute und einen Hund entführt- Joachim H. Peters
Herausgeber ‏ : ‎ KBV (7. August 2024)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 312 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3954416980
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3954416981

Wie kamst Du auf die Idee, einen Krimi ohne Mord zu schreiben?

Nach 21 Krimis stand mir der Sinn mal nach etwas Anderem. Wenn du Serien schreibst, dann bist du nach etlichen Büchern in deinen Protagonisten „gefangen“. Hier war es mal wieder erfrischend, neue Charaktere zu erfinden und mal auszuprobieren, ob ein Krimi auch ohne Mord funktioniert. Ich habe ja nicht gesagt, dass er ohne Leiche auskommt…

 

Wie viel von Deiner eigenen Erfahrung als Polizeibeamter fließt in Deine Bücher?

Jede Menge aus dem Alltagsgeschäft. Es sollte schon realistisch sei, was man da über die Polizeiarbeit schreibt. Die Kollegen sind nicht so blöd, wie sie von manchen Autorinnen und Autoren dargestellt werden. Ich muss noch zusätzlich aufpassen, weil ja auch meine ehemaligen Kollegen die Bücher lesen und da soll es nicht heißen: „Was für einen Mist hast du dir denn da zusammengeschrieben?“ Außerdem hat man nach 45 Jahren Dienst gelernt, Sachverhalte strukturiert zu Papier zu bringen, alle losen Fäden zusammenzuknüpfen und zum Schluss alles möglichst gerichtsfest zu machen. Aber Fälle aus dem realen Leben verarbeite ich nicht, denn die sind meist nicht so spektakulär, wie die Krimis. Morde sind häufig Beziehungstaten und die Täter oft nicht die hellsten Kerzen auf der Torte, weswegen sie oft schnell überführt werden.

 

Neben dem Schreiben, bist Du auch auf der Bühne aktiv. Magst Du etwas darüber berichten?

Ich liebe es auf der Bühne in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Sei es bei meinen Lesungen, beim Kabarett oder auch mal als Schauspieler. Für die Lesungen habe ich Unterricht bei einem Schauspieler und bei einer diplomierten Sprechtrainerin genommen. Lesungen sollten abwechslungsreich und unterhaltsam sein. Es macht sie lebendiger, wenn man die Rollen spielt und nicht nur stumpf vorliest. Außerdem wollen die Leute viel drum herum wissen. Wie schon so mancher Besucher in anderen Lesungen: „Lesen kann ich selber, ich hätte lieber mehr über die Entstehung oder den Autor erfahren.“

Ich moderiere aber auch Veranstaltungen oder lese Texte anderer Autoren, wie z.B. die von Edgar Allan Poe und andere Klassiker. Der Kontakt mit und die Rückmeldung vom Publikum sind mir sehr wichtig.

 

 Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?

Das mache ich bereits mit meinen Kabarettprogrammen, in denen mein Bühnenpartner Jörg Czyborra und ich „dem Affen richtig Zucker geben“ können. Mit seiner musikalischen Unterstützung mache ich auch sog. Überraschungslesungen. Die Besucher suchen Bücher aus und ich bekomme sie erst pünktlich zu Beginn zu sehen. Daraus muss ich dann was machen, also lesen, darüber sprechen oder mit dem Publikum darüber reden, wer es ausgesucht hat und warum. Ein Programm, welches sich besonders für Buchhandlung und Büchereien eignet. Zur Zeit versuche ich mich mal an einem historischen Roman, aber das Genre bleibt auch hier Krimi.

 

Wie sieht Dein Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?

Ich schreibe immer dann, wenn ich Zeit und Lust habe. Da gibt es keine festgelegte Zeit. Ich beginne aber jedes Buch auf Seite 1 und lasse die Personen dann entsprechend der Story agieren. Ich schreibe also bis zum Ende in einem durch. Da steht zwar grob fest, was passieren soll, aber es kann sein, dass ich auf Seite 156 noch jemand sterben lassen, der eigentlich bis zur letzten Seite dabei sein sollte. Aber weil er mir irgendwie beim Schreiben auf die Nerven gegangen ist…

 

Was ist schwieriger zu schreiben? Der erste oder der letzte Satz?

Das kann ich gar nicht mal sagen. Meist sind es die Sätze mittendrin, die dafür sorgen müssen, dass die Handlung weitergeht. Außerdem gibt es ja den absoluten ersten spannenden und intellektuellen Satz für Krimiautoren, der immer geht: „Es war Nacht!“

 

Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?

Ich habe ein Kinderbuch geschrieben, weil ich wissen wollte, ob ich es schaffe ein ganzes Buch zu schreiben. Natürlich in der dummen Annahme, dass ein Kinderbuch viel leichter zu schreiben ist. Zum Glück für die Kinder wurde meins nie verlegt. Ich bekam, als ich 2004 an meinen neuen Dienstort Detmold wechselte von meinem Chef, dem Landrat einen Lippe Krimi geschenkt und dabei kam mir eine Idee. Als ich die dem Autor des Krimis angeboten habe, forderte der mich auf es doch selber zu versuchen. 2009 erschien dann mein Debütkrimi, dem viele gefolgt sind.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Die Verleihung des Pultizer Preises in New York. Nein, Quatsch. Die schönsten Momente für mich sind die, bei denen Leute mir sagen, dass sie durch eines meiner Bücher wieder zum Lesen gefunden haben, ich ihnen mit meinen Auftritten einen unterhaltsamen Abend oder sogar Gänsehaut bereitet habe oder, wenn Sie mir sagen, dass der Roman so spannend war, dass sie ihn in einer Nacht durchgelesen haben. Wobei dann meist die Frage hinterher kommt: „Und wann kommt der Nächste?“

 

Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?

Der neue und dreizehnte Koslowski „Der Teufel tanzt auf Norderney ist soeben aus dem Lektorat zurück und wartet darauf das sich die Anmerkungen Lektorin einarbeite. Anfang Dezember beginne ich mit einem neuen Roman, der ein historischer Krimi werden wird, dafür laufen zurzeit die Recherchen. Außerdem war am 27. November 2024 die Premiere unseres neuen Kabarettprogramms „Deutsch: mangelhaft – Betrage: ungenügend.“ Und bis ins Jahr 2025 stehen noch etliche Auftritte und Lesungen an.

 

Lieber Joachim, vielen Dank für das interessante Interview.

Ich bedanke mich für dein Interesse.

 

Joachim H. Peters

Joachim H. Peters. Geboren? Ja, und zwar im Jahre 1958 im soeben noch westfälischen Gladbeck. Nach erfolgreicher Kindergartenverweigerung und Absolvieren diverser Volksschulen, Besuch der städtischen Mittelschule mit abschließender mittlerer Reife und logischem Wechsel in die mittlere Beamtenlaufbahn. Seit 1975 als Polizeibeamter, u.a. in Oberhausen, dem Kreis Recklinghausen, und bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2020 in Lippe tätig. Im Jahre 2009 erschien mit „Koslowski und der Schattenmann“ sein Debütkrimi um den skurrilen Ermittler, dem mittlerweile noch 12 weitere folgten. Seit 2014 schickt er zusätzlich noch ein recht ungleiches Ermittlerpaar aus den Reihen der Schutzpolizei auf die Paderborner Straßen. Aus seiner Feder stammen auch etliche Kurzgeschichten für verschiedene Anthologien. Er ist u.a. Herausgeber der Anthologie „Bier mit Schuss“.

Peters lebt mit seiner Frau in der Bergstadt Oerlinghausen, wenn er gerade mal keinen Krimi schreibt, aus seinen Büchern liest, oder als Kabarettist auf der Bühne steht, moderiert er u.a. Veranstaltungen, wie z.B., zusammen mit seinem Freund und Kollegen Dietmar Wunder, der deutschen Stimme von Daniel Craig, die 007-Show „Ein Quantum Bond“. Bei Lesungen mit Beststellerautor Martin Walker in Ostwestfalen ist er oft die deutsche Stimme von Bruno, Chef de Police.

Mit seinem Bühnenkollegen Jörg Czyborra bietet er u.a. auch sog. Überraschungslesungen an. Dabei sucht das Publikum 30 Minuten vor Beginn der Lesung Bücher aus, die Peters bis zum Beginn nicht kennt und aus denen er lesen oder über sie sprechen soll.

Peters kann mittlerweile auf über 100 Lesungen zurückblicken, für die er bei einem Schauspieler und Dramaturgen des Detmolder Landestheaters, sowie einer Sprechtrainerin der Hochschule für Musik Unterricht genommen hat.

Als Darsteller trat er sowohl als Kardinal Richelieu, Bruder Tuck oder Onkel Fester in den Aufführungen der Dance Company der Polizei NRW auf, als auch in der Rolle des Edgar Allan Poe in seinem eigenen Ein-Personen-Stück.

Mehr unter: www.koslowski-krimis.de

 

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