Interview mit Felix Söring

 

Felix Söring
Foto: Felix Söring

Lieber Felix,

zunächst einmal vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Im Dezember ist dein neues Buch „Musik über den Wassern“ erschienen. Magst du kurz erzählen, um was es geht?

Musik über den Wassern“ ist ein utopischer, fiktionaler Roman, der in einem postapokalyptischen Hamburg spielt, nachdem ein tödliches Virus die meisten Menschen vom Erdball gespült hat. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Erik Pohlmann, der nach fast zweijährigem Koma in einem Hamburger Krankenhaus erwacht – ohne zu wissen, wie er dort hingekommen und wer er ist. Um das herauszufinden flieht er aus dem Krankenhaus. Doch die Welt, die er draußen vorfindet, ist verstörend: Die Straßen sind leer, die Stadt weitestgehend zerstört und die wenigen Menschen, denen er begegnet feindselig. Es folgt ein Überlebenskampf – sowohl psychisch wie auch physisch. Dabei geht es vor allem auch um seine Identitätsfindung: Wer ist er? Was ist während seines Komas geschehen? Zudem wird er in seinen Träumen immer wieder von einer mysteriösen Unbekannten aufgesucht. Ohne zu viel zu verraten, spielt sie bei der Suche nach seiner Vergangenheit eine wesentliche Schlüsselrolle, insbesondere auch in Puncto Herzensangelegenheiten …

 

Hamburg steht in deinem Buch im Vordergrund, jedoch in einer düsteren Zukunft. Wie kamst du auf die Thematik? Gab es hierfür einen besonderen Anlass?

Die Idee für das Buch ist während der Corona-Pandemie entstanden. Eigentlich habe ich an einem völlig anderen Projekt gearbeitet, aber das Virus hat damals ja unseren gesamten Alltag bestimmt. Die menschenleeren Straßen, die Ausgangssperren, die ständigen Lockdowns, aber auch der teilweise doch recht fragwürdige, nicht immer ganz nachvollziehbare Umgang unserer Politik mit der Pandemie haben natürlich auch bei mir Spuren hinterlassen – andererseits zu kreativen Prozessen angeregt. Als ich mit dem Schreiben an dem Buch begann, war noch ziemlich offen, in welche Richtung die ganze Sache laufen würde. Ich denke, dass die meisten von uns damals recht sorgenvoll in die Zukunft geblickt und sich ähnliche Fragen gestellt haben: Was passiert, wenn die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen ist? Wird es noch mehr Kranke und Tote geben? Werde ich selber vielleicht todkrank? Gibt es weitere politische Restriktionen zu befürchten, die gar in einen totalitären Staat münden? Werde ich noch meinen Unterhalt bestreiten können? Dazu die sich wiederholenden, verstörenden Fernsehbilder von Menschen in Schutzanzügen, überlaufenden Krankenhäusern und gestapelten Särge von Bergamo. Eine äußerst prägende, für die meisten von uns sicher auch traumatische Zeit. In meiner schon immer recht ausgeprägten Fantasie habe ich die ganze Sache weitergesponnen, mir mögliche Eventualitäten ausgedacht, welche Ausmaße das Ganze noch annehmen könnte. Wir hatten zum Herumgrübeln ja jede Menge Zeit. Insofern war das Buch neben der Verarbeitung der Geschehnisse vor allem auch Beschäftigungstherapie. Doch auch die im Buch thematisierte Liebesgeschichte hat in gewisser Weise eine autobiographische Komponente. Eine frische Beziehung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie war nicht so leicht auszuleben, wie ich auch persönlich feststellen musste …;))

 

Du selbst bist auch Musiker. Spielt diese Erfahrung in deinem neuen Buch eine Rolle?

Musik über den Wassern – Felix Söring
Herausgeber ‏ : ‎ BoD – Books on Demand; 1. Edition (1. Dezember 2024)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 354 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3769314050
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3769314052
Foto: Felix Söring

Musik nimmt in meinem Leben eine zentrale Rolle ein, und das wird bestimmt auch immer so sein. In diesem Buch jedoch –insbesondere im Hinblick auf den vielleicht zunächst etwas irreführenden Titel – dient Musik vielmehr als eine Art Metapher. Zwar hat mein Protagonist Erik eine Musiker-Vergangenheit als Barpianist, doch spielt Musik im eigentlichen Roman eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr lag es mir am Herzen, einem grundsätzlich negativ behafteten Thema bereits im Titel eine positive Perspektive zu verleihen und zu zeigen, dass selbst in der ausweglosesten Situation am Horizont ein Lichtstreifen erkennbar ist. Ein Hoffnungsschimmer, der Orientierung bietet und die Kraft gibt, aufzustehen und weiterzumachen. Eine Maxime, nach der ich selbst zu leben versuche – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Was könnte also passender sein, als einen dystopischen Roman mit einer Musik-Metapher als Gegenpol zu überschreiben? Auch die Elphie auf dem Cover – als Hamburger Sinnbild für Musik – passt dafür doch hervorragend. Im Übrigen: Was waren die positiven Aspekte der Corona-Krise, an die wir uns heute erinnern? Sicherlich doch auch das nachbarliche Singen und Musizieren auf den Balkonen. Da spielten sich ja teilweise herzzerreißende Szenen ab. Auch ich habe damals jeden Abend um Punkt 18:00 Uhr meine Boxen auf den Balkon geschleppt, um mit einem Song oder klassischen Musikstück den fleißigen Krankenpfleger/innen für ihre aufopferungsvolle Arbeit zu danken. Musik gibt uns allen Hoffnung! Und das möchte ich auch meinen Lesern mitgeben: etwas Hoffnung und eine positive Perspektive.

 

Könntest du dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?

Wenn du damit die verschiedenen Buchgenres meinst, dann habe ich das bereits. „Musik über den Wassern“ ist schließlich schon mein fünftes Buch – eigentlich sogar das für mich genretechnisch untypischste. Ein postapokalyptischer Zukunftsroman war für mich absolutes Neuland, zumal mir dieses Genre bislang auch als Leser eher fremd war. Angefangen habe ich mal als Kinderbuchautor, mit einem zweibändigen Roman über ein äußerst rüpelhaftes und freches Bergmonster. Mein vorletzter Roman „Auf deinem Mond ein Feigenbaum“ enthält dagegen vor allem zwischenmenschliche, familiäre und auch tragische Elemente, ebenso wie mein autobiographischer Romanbericht „Penne auf Herz!“. Grundsätzlich bin ich genretechnisch also nicht wirklich festgelegt. Wichtig ist mir allerdings, dass sich mit dem Plot eine atmosphärische Dichte und Tiefe erzeugen lässt. Ebenso lege ich Wert auf Authentizität und psychologisch kantig angelegte Charaktere – eine durchaus in meinen Romanen erkennbare Handschrift. Zudem müssen meine Geschichten zumindest in Ansätzen etwas mit mir persönlich zu tun haben. Schreiben ist für mich auch eine Art Therapie, um meine eigenen Lebensereignisse zu verarbeiten. Deshalb war für mich ein Dystopie-Roman wie „Musik über den Wassern“ zunächst eine eher abwegige Vorstellung. Wer den Roman liest, wird jedoch schnell feststellen, dass sich auch hier die eben genannten und mir wichtigen zwischenmenschlichen Komponenten finden lassen. Dennoch ist es sicher kein typischer Endzeit-Thriller. Mehr will ich an dieser Stelle aber auch nicht verraten …

Was mich jedoch tatsächlich in der Zukunft nochmal reizen würde, wäre eine niveauvolle Komödie zu schreiben. Das wäre ein für mich wirklich gänzlich neues Genre, an das ich mich bislang noch nicht herangetraut habe. Zwar finden sich in meinen Büchern durchaus auch humorvolle Elemente, aber eben nur sporadisch und nicht als durchgängiger Text. Mit Ausnahme der Kinderbücher, haben meine Romane doch eher einen ernsthaften Hintergrund. Dabei würde ich mich durchaus als lebensfrohen und spaßigen Zeitgenossen beschreiben. Aber eine wirklich gute, intelligente Komödie zu verfasse, ist ein höchst anspruchsvolles Unterfangen – zumindest, wenn man nicht ins Triviale abrutschen will. Als nacheifernswertes Vorbild sind für mich hier die französischen Filmkomödien zu nennen. Immer wieder schaffen sie es, ein scheinbar schweres, tiefgründiges Thema mit einer geradezu mitreißenden Leichtigkeit und Komik zu erzählen. Für mich äußerst imponierend. Sehr reizvoll, mich in meinem nächsten Roman diesbezüglich auszuprobieren. Mal sehen, ob es mir gelingt …

 

Wie sieht dein Schreiballtag aus? Hast du bestimmte Rituale?

Sehr gute Frage, die so manchen Schreiberling bestimmt in die Klischeefalle tappen lässt. Um es jedoch gleich vorwegzunehmen: Die eingefahrene, bisweilen romantische Vorstellung von einem kettenrauchenden Misanthropen, der seine Bücher nur zurückgezogen in einer einsamen Berghütte oder einem Haus am Meer verfassen kann, erfülle ich sicher nicht – auch wenn ich mir ein solches Setting durchaus mitunter wünsche. Auch besondere Rituale habe ich beim Schreiben nicht – außer vielleicht, dass dabei durchaus etwas klassische Musik (insbesondere Opern) im Hintergrund laufen darf.

Grundsätzlich aber schreibe ich an jedem sich mir bietenden Ort: auf dem Sofa, am Schreibtisch oder im Bett. Hauptsache es ist – mit Ausnahme der Musik natürlich – einigermaßen ruhig um mich herum. Auch bestimmte Tageszeiten zum Schreiben habe ich keine, wenngleich ich mich in letzter Zeit dabei ertappe, den Vormittag zu präferieren, da mein langsam ergrauendes Gehirn hier offenbar noch am besten funktioniert. Wichtig ist jedoch eine gewisse Kontinuität und Disziplin. Wenn ich schreibe, dann schreibe ich – möglichst ohne zeitliche Einschränkung. Manchmal braucht es einfach, bis ein gewisser Flow entsteht oder sich die gefürchteten Schreibblockaden verflüchtigen. Es gibt allerdings auch Tage, da tut sich rein gar nichts. Das merke ich jedoch relativ schnell, sodass ich mich dann anderen Dingen zuwende.

Insgesamt sind die Schreibphasen in einem wuseligen Patchwork-Haushalt jedoch nicht immer leicht zu realisieren. Häufig schwirren aufgeregte Kinder um mich herum, deren Bedürfnisse dringlicher erscheinen, als die künstlerische Selbstverwirklichung eines um Worte ringenden Texters. Ein Umstand, der mich bisweilen in die umliegenden Cafés oder Coffee-Shops treibt. Insofern vielleicht doch ein wenig Klischee, gleichwohl ich das nicht unbedingt als Ritual bezeichnen würde, sondern eher als friedenserhaltende Emigration.

 

Was ist schwieriger zu schreiben: der erste oder der letzte Satz?

Das ist einfach zu beantworten: Ganz klar der letzte! Und wer das anders sieht, hat vermutlich noch nie ein Buch geschrieben;) Ich jedenfalls brüte für gewöhnlich tagelang über den letzten Satz. Ist es doch der Satz, mit dem man seine Leser/innen verabschiedet, sozusagen die hinterlassene Visitenkarte eines Autors oder drastischer formuliert: der entscheidende rechte Haken, den man seinen Leser/innen unters Kinn haut, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Versäumt man diese Chance, ist zu befürchten, dass alles zuvor Geschriebene binnen einer Sekunde zunichtegemacht wird. Du kannst den schönsten Liebesroman aller Zeiten geschrieben haben, aber beendest du ihn bspw. mit „Hans-Peter Brösig ist eine alte Knackwurst“ hast du verloren und einen möglichen Platz auf der Bestsellerliste verspielt. Der gleiche Satz am Anfang dagegen wird weitaus weniger schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Es ist wie in einer frischen Beziehung, wo man sich noch alles verzeiht. Außerdem lässt sich eine derartige Stilblüte auf den nachfolgenden 350 Seiten durchaus noch korrigieren. Der letzte Satz aber ist ein Statement, ein in Stein gemeißeltes Monument: unwiderruflich und für die Ewigkeit. Insofern lohnt es sich allemal, diesbezüglich ein wenig Zeit zu investieren. Dass ich hunderte von Seiten schreibe und diesen letzten Satz verschenke, das wäre wirklich grausam.

Im Übrigen ist der letzte Satz nicht nur für mich als Autor wichtig. Tatsächlich gehöre ich zu der Sorte Mensch, für den der letzte Satz sogar darüber entscheidet, ob ich ein Buch überhaupt lese. So habe ich mir seit meiner Jugend angewöhnt, beim Stöbern im Buchladen neben dem Klappentext auch die letzte Seite aufzuschlagen. Ist der letzte Satz bzw. Absatz zu durchsichtig, zu schnulzig oder auch zu trivial, lege ich das Buch für gewöhnlich wieder weg. Mit Sicherheit habe ich mich damit schon häufig ums Lesevergnügen gebracht, aber diese Unart werde ich schon aufgrund meiner Neugier schwer sein lassen können.

In diesem Zusammenhang fällt mir nun doch noch ein Schreibritual ein, dass ich eben ganz vergessen habe. So ist der letzte Satz bzw. Absatz für gewöhnlich das Erste, was ich textlich aufschreibe – sozusagen als eine Art richtungsweisende Zielformulierung. Ohne zu wissen, wo die Reise hingeht und wie sie enden wird, brauche ich einen Roman gar nicht erst beginnen. Ich würde mich völlig verzetteln und in schwulstigen Formulierungen verlieren. Ein Makel, dem ich ohnehin häufig erliege. Gewiss es gibt Autoren und Autorinnen, die sich lediglich mit der vagen Vorstellung einer Geschichte an den Schreibtisch setzen, ihre Handlungsstränge und Charaktere erst beim Schreiben entwickeln. Eine bewundernswerte Gabe, um die ich sie durchaus beneide. Für mich wäre ein solches Vorgehen jedoch undenkbar. Bevor die eigentliche Schreibarbeit beginnt, muss für mich zunächst der gesamte Plot stehen, inklusive aller Wendungen und Charaktere. Das ist für mich die Hauptarbeit und gleichzeitig auch das Schwierigste an der Schreiberei. Erst wenn die Geschichte komplett durchdacht ist, beginne ich mit dem Aufschreiben, was mir dann allerdings vergleichsweise leichtfällt. Insofern bin ich wohl eher ein Technokrat, was das Schreiben betrifft.

 

Wie kamst du zum Schreiben? Was inspiriert dich?

Eigentlich war ich vor allem Musiker. Als Straßen- und Studiomusiker, Keyboarder oder Sänger spielte ich mich viele Jahre durch die Hamburger Musik- und Clubszene. Auf diese Weise kratzte ich mir das Geld für ein kleines Tonstudio zusammen, in welchem zahlreiche Musikproduktionen und CDs entstanden. Mit dem Schreiben hatte ich zunächst wenig am Hut. Im Gegenteil: waren Bücher für mich in meiner Kindheit und Jugend eher verhasst. Das lag sicher auch an meinem Vater – einem totalen Buchjunkie – der seine literarischen Preziosen aufgrund von Platzmangel stapelweise in mein Kinderzimmer ausgelagert hatte, was mich in meinem Lebensraum stark einschränkte. Später in der Studentenzeit habe ich dann für verschiedene Hamburger Zeitungen Konzertberichte und CD-Rezensionen verfasst, um mir so den Eintritt für die teuren Konzerte zu sparen. Das war sicher die erste Annäherung mit dem Schreiben. Mit zunehmendem Alter, vor allem aber mit der Geburt meines Sohnes, begann ich dann eine deutlich stärkere Leidenschaft fürs Schreiben zu entwickeln. Das war sicher auch dem Umstand geschuldet, dass es für mich mit Familie immer schwieriger wurde, meine musikalischen Ambitionen auszuleben. Die Auftritte am Wochenende mit meiner Band oder die Arbeit im Studio waren sowohl zeitlich als auch kräftemäßig äußerst herausfordernd. Dennoch war es mir wichtig, einen Weg zu finden, mich auch weiterhin künstlerisch auszudrücken. Und so habe ich angefangen, Geschichten zu schreiben. Eine kreative Tätigkeit, die sich im Vergleich zur Musik deutlich einfacher organisieren lässt, da sie ohne aufwendige Technik und Publikum auskommt. Irgendwann habe ich das Klavier schließlich ganz gegen den Schreibblock getauscht. Heute weiß ich, dass es letztlich nicht das Medium oder die Kunstform ist, die im Vordergrund steht. Entscheidender für mich ist, dass das, was in mir schwelt auch raus kann – ganz gleich, ob es nun Töne oder Wörter sind.

Und auf die Frage, was mich beim Schreiben inspiriert, kann ich nur sagen: Es ist das Leben selbst – mit all seinen Facetten, Widersprüchen, leisen und lauten Momenten, die in mir nachklingen. Insofern ist Schreiben für mich ein ständiger Dialog mit der Welt, und zugleich mit mir selbst.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Oh, davon gab es sicher viele. Besonders hervorzuheben ist jedoch die Zeit nach meiner Nominierung für den Deutschen Selfpublishing-Preis 2019. Die Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die mir damals für mein Schreiben, insbesondere für meinen Roman „Auf deinem Mond ein Feigenbaum“ entgegengebracht wurden, waren überwältigend. Ich hatte sogar die Möglichkeit, bei internationalen, sehr namhaften Verlagen zu unterschreiben. Doch ich entschied mich bewusst dagegen, um meinen eigenen Weg zu gehen und mir meine kreative Freiheit zu bewahren. Außerdem bin ich als Berufsschullehrer nicht wirklich darauf angewiesen, mit der Schreiberei meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Eine Entscheidung, die durch die positive Resonanz meiner Leserinnen und Leser mehr als bestätigt wurde – ihre Wertschätzung ist mein größtes Geschenk. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass ich mich in der Zukunft verlagstechnisch wieder etwas stärker binden werde, da ich merke, dass mir die Marketingarbeit ein wenig zu viel wird und ich meinen Schwerpunkt lieber wieder mehr auf das Schreiben selbst verlagern möchte. Mal sehen, was die Zukunft so bringt …

 

Und zu guter Letzt: An was arbeitest du gerade?

Wie schon erwähnt, schwebt mir seit längerem die Realisierung eines humorvollen Romans, einer Komödie vor. Tatsächlich habe ich sogar schon eine ziemlich konkrete Vorstellung davon. Auch wenn ich an dieser Stelle noch nicht allzu viel verraten möchte, kann ich immerhin sagen, dass sich die Geschichte im weitesten Sinne um das Thema Hypochondrie drehen wird. Ein durchaus verbreitetes Volkleiden, das – zugegeben – auch mir nicht völlig fremd ist. Darauf gekommen bin ich übrigens durch eine ziemlich absurde Anekdote. Ich lag bei meinem Urologen auf der Liege und wartete darauf, dass der Arzt endlich reinkommt, um an mir die jährliche Vorsorgeuntersuchung durchzuführen. Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb schließlich am Sonografie-Gerät hängen. Warum warten, dachte ich, und hielt mir das Ding einfach selbst an den Bauch, in der feste Überzeugung, ein Magengeschwür bei mir erkannt zu haben. Genau in diesem Moment kam der Arzt rein – sein Blick, eine Mischung aus Schock und Fassungslosigkeit. In diesem Moment dachte ich nur: Wie skurril ist das eigentlich? Und genau da wurde mir klar, dass solche Situationen geradezu danach schreien aufgeschrieben zu werden. Und glaub mir, ich habe inzwischen eine Menge davon …

 

Lieber Felix, vielen Dank für das interessante Interview.

 

Felix Söring

Felix Söring, geboren 1967 in Hamburg, arbeitete nach seinem Studium der Betriebswirtschaft und Soziologie bis 2005 für verschiedene Großunternehmen als Führungskraft. Daneben betrieb er ein Tonstudio in Hamburg, in welchem zahlreiche Musikproduktionen entstanden. Als freier Musikjournalist schrieb Söring für diverse Zeitungen und Zeitschriften. Inzwischen arbeitet er als Berufsschullehrer. 1999 erschien sein Kinderroman »Wammeltin Wammel – Abenteuer eines Bergmonsters«, 2014 der autobiographische Romanbericht »Penne auf Herz!« Für seinen Roman »Auf deinem Mond ein Feigenbaum« wurde er 2019 für den Deutschen Selfpublishing-Preis nominiert. Felix Söring lebt in einer bunten Patchwork-Familie in Hamburg.

 

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