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Foto: Sabine Brandl
Liebe Sabine,
zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Im März 2025 erschien Dein neues Buch „BeGeistert von dir“. Magst Du kurz erzählen, um was es geht?
Den Roman habe ich gemeinsam mit der Autorin Julia Dankers geschrieben. Es geht darin um zwei Journalistinnen, die sich auf Recherchereise in den Bayerischen Wald begeben, um dem mysteriösen Tod einer lesbischen Frau vor 60 Jahren nachzugehen. Angeblich spukt deren Geist seither auf dem Wanderweg zum Lusen. Die junge Volontärin Eva mag ihre erfahrene Kollegin mehr als ihr lieb ist, während Karin sich ihr gegenüber schroff und abweisend zeigt. Es kommt zu Spannungen, Konflikten und bald auch zu Herzknistern. Plötzlich tauchen Drohbriefe auf, die die Journalistinnen in die Flucht treiben sollen. Die Lage eskaliert … und es kommt am Ende zu einigen überraschenden Wendungen, so viel kann ich schon mal verraten. Man könnte sagen, es ist eine spannende, abenteuerliche und humorvolle Liebesromanze (enemies to lovers) mit Geist.

Herausgeber : muc Verlag (31. März 2025)
Sprache : Deutsch
Broschiert : 258 Seiten
ISBN-10 : 3982088682
ISBN-13 : 978-3982088686
Du schreibst lesbischen Liebesromanen, Kurzgeschichten und Lyrik. Würde Dich auch ein anderes Genre reizen?
Ja, absolut. Ich spiele, v.a. in meinen letzten drei Romanen, gerne mit Genregrenzen. Grundsätzlich interessieren mich neben tiefsinnigen Liebesgeschichten auch Krimi, Thriller, Horror – und diese Vorliebe lebe ich beim Schreiben auch aus. Mein Roman „Das Rätsel um Cecile“ (Main Verlag 2022) ist eine lesbische Liebesgeschichte und gleichzeitig ein Psycho-Krimi bzw. Thriller mit Mystery-Anteilen. In „BeGeistert von dir“ spielt ein Waldgeist eine Rolle, in einem anderen Roman, der gerade im Lektorat beim Verlag ist, geht es um einen Burggeist, der durch seinen Spuk eine Hochzeit verhindern will. In meinen Kurzgeschichten bewege ich mich, bezüglich Genre und Stimmung sehr frei, ich schreibe romantische und lustige Texte, Horrorstorys, Geschichten über ernste und sozialkritische Themen und manchmal Krimis und Satiren. Aber auch in meiner Lyrik experimentiere ich mit verschiedenen Inhalten und Formen.
Mit deinen Geschichten möchtest Du unterhalten und zum Nachdenken anregen, eine spannende und nicht immer leichte Kombination, oder?
In meinen Romanen steht die Unterhaltung im Vordergrund, wenngleich auch Themen wie Outing, Familienkonflikte, Homophobie, Ausgrenzung und Scheinheiligkeit behandelt werden. Grundsätzlich soll es aber nie zu düster und ernst werden, ich möchte, dass meiner Leser*innen Spaß haben … na gut, ich will auch, dass sie sich manchmal ärgern und mit den Figuren mitfiebern und um sie bangen, aber sie sollen – zwischendrin immer wieder und vor allem am Ende – happy und zufrieden sein. Deshalb spiele ich gerne humorvoll mit Klischees und Vorurteilen und nutze öfters Situationskomik, um Szenen aufzuheitern. Gute Romane brauchen eine gewisse Tiefe, sie sollten nie seicht und oberflächlich sein. Es darf also manchmal auch ein bisschen wehtun und herausfordernd sein, aber zu schwere Kost mag ich nicht. Humor ist ein gutes Mittel, um mit gewissen Problemen, Begrenzungen und Engstirnigkeiten auf der Welt – und in sich selbst – besser umgehen zu können.
Beunruhigt die aktuelle weltweite Entwicklung Dich als Autorin lesbischer Liebesromane?
Natürlich beunruhigt mich die aktuelle weltweite Entwicklung – als Mensch und Autorin gleichermaßen – weshalb ich mich in meinen kurzen Texten und Gedichten des Öfteren sozialkritisch und politisch äußere. In meinen Romanen steht weiterhin die Unterhaltung im Vordergrund, aber es dürfen auch aktuell schwierigere Themen hineinschwingen. Ich halte es in der momentanen politischen und gesellschaftlichen Lage für wichtig, zur lesbischen Sichtbarkeit beizutragen und immer wieder für Vielfalt und Akzeptanz zu werben. Deshalb werde ich mich weiterhin gerne als lesbische Autorin lesbischer Romane in der Öffentlichkeit zeigen.
Wie sieht Dein Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?
Ich schreibe meist vormittags, da ist mein Kopf noch unbelastet vom Tag, selten abends, diese Zeit nutze ich eher mal für Notizen. Rituale habe ich keine und ich kann eigentlich überall schreiben. Wichtig ist nur, dass ich Ruhe habe und möglichst wenige Ablenkungen. Länger als 2-3 Stunden am Stück schreibe ich nicht, weil ich manches gerne überdenke und über Nacht wirken lasse. Außerdem ist Schreiben zwar wunderschön, kostet aber auch Energie.
Was ist schwieriger zu schreiben? Der erste oder der letzte Satz?
Ganz klar der erste Satz. Der letzte kommt meist von ganz allein.
Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?
Ich habe schon als Kind und Jugendliche Geschichten geschrieben, weil ich schon damals ungemein viel gelesen habe und das meine Tagträumereien angeregt hat. Heute inspirieren mich weiterhin Bücher, aber auch Begegnungen mit verschiedenen Menschen und Beobachtungen, die ich im Alltag mache. Zwischenmenschliches interessiert mich sehr, aber auch das individuelle Innenleben von Personen. Manchmal wird meine Fantasie durch einen Film an oder einen Songtext angekurbelt, bzw. durch eine ausdrucksstarke Melodie.
Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Die Zusage zu meinem ersten Roman, das war Anfang 2010. Ich habe getanzt und gesungen vor Freude, das war eine wahnsinnig großartiges Gefühl. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an den Moment denke. Besonders schön ist, dass mein Debüt „Und täglich grüßt die Erinnerung“ Ende 2024 in einem „frischen Outfit“ neu veröffentlicht wurde. Herzlichen Dank an dieser Stelle an den wunderbaren Main Verlag.
Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?
Aktuell mache ich mir einige Notizen und bastele am Exposé für meinen nächsten Roman. Auch darin wird es übrigens spuken. Dann warte ich noch das Lektorat von einem Manuskript ab, das gerade beim Verlag liegt. Nebenher schreibe ich an verschiedenen kurzen Texten und bin auch als Herausgeberin aktiv. Es gibt bei mir immer was zu tun.
Liebe Sabine, vielen Dank für das interessante Interview.
Sehr gerne. Vielen Dank für die interessanten Fragen.
Sabine Brandl
geboren 1977, interessieren insbesondere die Schattierungen zwischen Liebe und Freundschaft, erotischer Anziehung und tiefer innerer Verbundenheit sowie das Menschliche und Zwischenmenschliche im Allgemeinen. Außerdem beschäftigt sie sich gerne humorvoll mit Klischees und Vorurteilen, um einige Schubladen zu öffnen und damit ein positives Zeichen für die Vielfalt zu setzen. Sie hat zahlreiche Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht und 2021 den Wortrandale-Literaturpreis in der Kategorie »charmant« gewonnen. Zudem arbeitet sie als Herausgeberin für verschiedene Buchprojekte.
Ihr fünfter Roman »Das Rätsel um Cecile« erschien 2022 im Main Verlag, im Frühjahr 2025 veröffentlichte sie den Roman »BeGeistert von dir« (Kooperation mit Julia Dankers) im muc Verlag. Auf der Website www.sabinebrandl.net finden sich weitere Informationen zur Autorin und zu ihren vorhergehenden Romanen.