Interview mit Luis Sellano

 

Luis Sellano
Foto: Oliver Kern

Lieber Luis,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Wir haben uns auf der 2. Stuttgarter Buchmesse getroffen, auf der Du mit einem eigenen Stand warst und Deine Lissabon-Krimis präsentiert hast. Jetzt erscheint im Mai bereits Dein 10. Lissabon-Krimi „Portugiesisches Schweigen“. Magst Du kurz erzählen, um was es gehen wird?

 Diesmal rückt die berühmte historische Straßenbahn Lissabons, die Eléctrico, in den Mittelpunkt. Rätselhafte Todesfälle auf der Linie 28 sorgen für Aufsehen und beschäftigen mein Ermittlerduo Helena und Henrik. Spätestens als Henrik in den Kreis der Verdächtigen rückt, wird es ein Rennen gegen die Zeit, um weitere Morde zu verhindern.

 

Portugiesisches Schweigen: Ein Lissabon-Krimi (Lissabon-Krimis 10) – Luis Sellano
Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag; Originalausgabe Edition (14. Mai 2025)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 272 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3453442369
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453442368

Hast Du eine besondere Verbindung zu Portugal und speziell zu Lissabon?

Nach nun mehr 10 Lissabon-Krimis fühle ich mich natürlich äußerst vertraut mir der Stadt am Tejo. Man könnte auch sagen, die Zuneigung zu Lissabon ist tiefgründig geworden, nach der ersten Verliebtheit, die mich bei meiner Besucht dort vor 10 Jahren befallen hat. Damals hat mich auch die Inspiration für die Rahmenhandlung ereilt, aus der meine erfolgreiche Krimi-Reihe erwachsen ist.

 

Wie sehen Deine Recherchen zu der Krimireihe aus? Bist Du oft in Lissabon unterwegs?

Ich verbringe jedes Jahr ein paar Tage in Lissabon, um zu recherchieren, was immer großen Freude macht. Für mich ist es immer sehr wichtig, das Flair und den Puls der Stadt zu spüren, um eine gute Basis fürs Schreiben zu schaffen. Zudem lege ich Wert darauf, dass die Orte, die Straßen und Plätze, an denen meine Protagonisten agieren, echt und identisch sind. Man kann sich so gesehen, anhand meiner Bücher in der Stadt orientieren und die sich den Spaß machen, die Tatorte aus den jeweiligen Krimis aufzusuchen.

 

Da es bereits der 10. Band ist, stellt sich natürlich die Frage, kann man die Bücher auch unabhängig voneinander lesen, bzw. ist ein Quereinstieg möglich?

Jedes Buch behandelt einen Kriminalfall, der mit Ende des Buchs abgeschlossen ist. Man kann also durchaus quer einsteigen. Wer jedoch Wert darauf legt, die Entwicklung der Figuren Helena und Henrik mitzuerleben, der sollte tatsächlich mit „Portugiesisches Erbe“, dem Start der Reihe beginnen.

 

Wie viel von Dir steckt in Henrik Falkner?

 Henrik lebt das ganze Jahr in Lissabon, worauf ich schon etwas neidisch bin. Angefangen vom guten Wetter, über das leckere Essen und die Nähe zu Meer und Strand. Dass er dabei in seiner Funktion als Privatermittler gelegentlich in lebensgefährliche Situationen gerät, darauf kann ich gerne verzichten. Grundsätzlich wage ich mal zu behaupten, dass jeder Autor ein bisschen was von sich in seine Romanfigur hineinschreibt.

 

Könntest Du Dir vorstellen, noch ein anderes Genre auszuprobieren?

Spannungsliteratur ist schon das, was ich am liebsten schreibe, zumal ich es auch gerne lese. Ich habe mich auch schon an Horror und Fantastik versucht. Womit ich noch liebäugle, ist etwas Historisches. Unter meinem Pseudonym Max Korn ist vor zwei Jahren meine Talberg-Trilogie erschienen. Der erste Teil davon spielt 1935 und es hat großen Spaß gemacht, während des Schreibens in diese Zeit einzutauchen. Doch ich würde gerne noch weiter in die Vergangenheit gehen, zurück bis ins Mittelalter.

 

Wie sieht Dein Schreiballtag aus? Hast Du bestimmte Rituale?

Es gelingt mir, eigentlich immer und überall zu schreiben, weshalb ich keine bestimmte Routine habe. Beispielsweise schreibe ich gerne im Zug oder bei gutem Wetter im Garten. Ansonsten versuche ich diszipliniert jeden Tag zu schreiben, was den vertraglich geregelten Abgabeterminen geschuldet ist.

 

Was ist schwieriger zu schreiben? Der erste oder der letzte Satz?

Der erste Satz überrascht mich gerne mal spontan, sobald das Konzept für die Story ausgearbeitet ist. Wenn man wie ich auf eine Fortsetzung spekuliert, ist der letzte Satz sicher auch entscheidend, um die Leser auf das nächste Buch neugierig zu machen. So gesehen hält sich bei mir die Herausforderung zwischen ersten und letzten Satz die Waage.

 

Wie kamst Du zum Schreiben? Was inspiriert Dich?

Ich habe schon immer viel gelesen, schon als Kind. Und mir gerne eigene Geschichten ausgedacht. Angefangen habe ich mit Comics, später wurden die Sprechblasen immer größer und haben die Zeichnungen irgendwann verdrängt. So sind erste Kurzgeschichten und irgendwann das erste Buch entstanden. Woher die Inspiration kommt, lässt sich schwer konkretisieren. Sicher geht jeder Buchidee ein bestimmtes Ereignis voraus, dass den Startschuss für das neue Projekt gibt.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Das auf ein Ereignis zu reduzieren ist unmöglich, denn seitdem ich als Autor unterwegs bin, gab es schon so viele tolle, denkwürdige Momente. Natürlich zählt der Anruf meines Agenten dazu, als er mir damals 2016 mitteilte, dass mein erster Lissabon-Krimi auf der Spiegel Bestsellerliste gelandet ist. Aber dem voraus gingen ja die ersten Verlagsverträge, die mich überhaupt dorthin gebracht haben. Außerdem gibt es da die zahlreichen Begegnungen von vielen lieben Menschen, die meine Bücher lesen und meine Lesungen besuchen, was mich immer wieder aufs Neue sehr freut und glücklich macht.

 

Und zu guter Letzt: An was arbeitest Du gerade?

Auf Helena und Henrik wartet das nächste Abenteuer in Lissabon, das mich dieses Jahr beschäftigen wird. Zudem bastle ich an ein paar neuen Konzepten, die auf Ideen basieren, die ich gerne noch in Buchform bringen möchte. Nicht, dass es meinen anderen Pseudonymen noch langweilig wird, was die Schreiberei angeht.

 

Lieber Luis, vielen Dank für das interessante Interview.

Sehr, sehr gerne. Ich habe mich sehr über unser Treffen auf der Stuttgarter Buchmesse gefreut!

 

Luis Sellano

Oliver Kern, 1968 in Esslingen am Neckar geboren, wuchs in der beschaulichen Idylle des Bayerischen Waldes auf. Nach Abitur und Ausbildung zog es ihn zurück ins Schwabenland. Seit rund 30 Jahren arbeitet er als Art Director und Illustrator. Neben seinem visuellen Schaffen widmet er sich mit Leidenschaft dem Schreiben. Unter dem Pseudonym Luis Sellano erscheint seit 2016 bei HEYNE seine erfolgreiche, in Lissabon angesiedelte Krimi-Reihe, die ihn zum Spiegel Bestseller-Autor machte. In einer Krimireihe, die im Bayerischen Wald handelt, lässt er seit 2018 den kauzigen Lebensmittelkontrolleur Fellinger ermitteln. Düstere Hochspannung gibt es seit November 2021 mit der Talberg-Trilogie, die unter dem Pseudonym Max Korn erscheint. Mit der Reihe um die Detektivin Emma startete er beim Thienemann-Esslinger Verlag 2022 erstmals als Kinderbuchautor, deren erster Band für den Friedrich-Glauser-Preis 2023 nominiert wurde. www.kernmachtkunst.de

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert