Interview mit Marlene Bach

 

Marlene Bach bei einer Lesung in der Bücherstube an der Tiefburg, Handschuhsheim
(c) Carmen Vicari

Liebe Marlene,

soeben ist Dein neuster Krimi „Heidelberger Hexen“ im Emons-Verlag erschienen. Magst Du uns erzählen, worum es darin geht?

Im „Heidelberger Hexentanz“ geht es um eine mysteriöse Schnitzeljagd. Die Rätsel führen meine beiden Hauptfiguren Hauptkommissarin Maria Mooser und „Nordlicht“ Mila Böckle in verschiedene Heidelberger Stadtteile, zu besonderen Orten. Angeblich soll es ein harmloses Spiel sein, doch Frau Mooser ahnt schnell, dass hier etwas „faul“ ist, und – wie sich bald herausstellt – diese Schnitzeljagd mit einem Mord in Verbindung steht. Mila, die sich ungewollt in das Spiel verstrickt, gerät zunehmend in Gefahr, und obwohl Frau Mooser versucht, sie zu schützen, wird es für Mila doch ziemlich brenzlig.

 

Deine Krimis spielen in Heidelberg. Du bist aber keine gebürtige Heidelbergerin, sondern nahe der niederländischen Grenze aufgewachsen. Helfen Dir die Krimis dabei, Heidelberg und seine besonderen Orte und Sagen besser kennenzulernen?

Ich versuche in meinen Büchern, den Kriminalfall nicht nur in der Stadt spielen zu lassen, sondern Besonderheiten aus Heidelberg oder der Stadtgeschichte in den Fall mit einzuweben. Bei meinen Recherchen stoße ich dabei oft auf Dinge, die ich selbst noch nicht wusste. In meinem Roman „Samtschwarz“ zum Beispiel, dem Vorgängerband zum jetzigen Buch, geht es unter anderem um einen Füller aus der ehemaligen Füllerproduktion in Heidelberg. Dazu habe ich viele Infos im Füllhaltermuseum in Handschuhsheim bekommen, und erstmals überhaupt erfahren, dass Heidelberg einmal das Zentrum der europäischen Füllerproduktion war. Manchmal sind es auch Kleinigkeiten, auf die ich stoße, wie zum Beispiel ein sogenannter „Neidkopf“, der aussieht wie in Smilie, den ich an der St. Vitus Kirche entdeckt habe. Also ja, auf jeden Fall: Ich lerne durch das Schreiben noch eine Menge Neues über Heidelberg und ich hoffe natürlich, meine Leser auch.

 

(c) Carmen Vicari

Fühlst Du Dich schon als Heidelbergerin?

Ich lebe jetzt seit 25 Jahren in Heidelberg, da fühle ich mich schon sehr mit der Stadt verbunden. Heidelberg hat eine rege Kulturszene und dadurch, dass wir vor einigen Jahren zur Unesco City of Literature geworden sind, haben sich die Autoren hier miteinander vernetzt und ich habe viele Kollegen kennengelernt. Das ist schon etwas Besonders in Heidelberg und schafft sicher auch ein Zugehörigkeitsgefühl zur Stadt, vor allem aber zu den Menschen.

 

Woher nimmst Du die Ideen für Deine Krimis?

Das ist ganz unterschiedlich. Zum einen schaue ich, was an aktuellen Themen kursiert, die ich interessant finde und die ich vielleicht in eine Geschichte einbauen könnte. Zum anderen gehe ich auch vom Motiv aus. Dazu eignen sich ganz wunderbar die sieben Todsünden, um jede von ihnen lassen sich unzählige Geschichten stricken. Beim „Heidelberger Hexentanz“ war es allerdings so, dass mir als erstes der Titel eingefallen ist. Und ich wollte schon lange einmal etwas schreibe, bei dem das Rätseln im Buch auf die Spitze getrieben wird – denn ein Krimi ist ja nichts anderes als ein Rätsel für Erwachsene. So entstand dann die Idee zur Schnitzeljagd.

 

Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus? Läufst du die Wege Deiner Protagonisten ab?

Ich recherchiere auf verschiedenen Ebene: Vieles schaue ich erst einmal im Internet nach, suche aber auch in entsprechender Literatur – gerade über Heidelberg gibt es da jede Menge. Die zentralen Örtlichkeiten in meinen Büchern schaue ich mir noch einmal an, mache manchmal auch Fotos vor Ort, damit ich zu Hause auch die Details noch präsent habe. Und manchmal laufe ich in der Tat auch die Wege ab, so wie den Stufenweg, den Mila Böckle in „Heidelberger Hexentanz“ zum Schloss hoch läuft, da kommt man dann auch schon mal ins Schwitzen J Bei Fragen zur Polizeiarbeit wende ich mich an die Pressestelle der örtlichen Polizei. In den ersten Jahren habe ich sehr vom damaligen Pressesprecher profitieren dürfen, der mir mit viel Geduld alle möglichen Fragen zur Polizeiarbeit beantwortet hat.

 

Marlene Bach
(c) Carmen Vicari

Könntest Du Dir vorstellen, auch etwas anderes als einen Krimi zu schreiben, z.B. einen Liebesroman oder ein Kinderbuch?

Ja, genau das habe ich gerade getan bzw. bin noch dabei! Im Frühjahr 2024 wird beim Emons Verlag ein Liebesroman von mir erscheinen. Den Titel darf ich inzwischen auch verraten, er wird heißen: „So weit das Land, so frei das Herz“. Eine Geschichte über eine junge Frau, die sich erst von einer Schuld befreien muss, um sich auf die Liebe einlassen zu können. Aber es geht auch um einen Mord und um eine liebenswert-skurrile Dorfgemeinschaft, also um mehr, als „nur“ um eine reine Liebesgeschichte.

 

Wie sieht ein normaler Arbeitsalltag bei Dir aus? Hast du Rituale beim Schreiben?

Mein Arbeitsalltag ist nicht sehr aufregend: Wenn nichts anders ansteht, fange ich möglichst früh an, bearbeite E-Mails und was sonst an Organisatorischem anfällt. Dann schreibe ich oder korrigiere, mittags gibt es eine lange Pause, danach geht es nochmal weiter. Dabei bin ich umso disziplinierter, je näher der Abgabetermin für mein Manuskript rückt J Rituale habe ich eher nicht, aber ich brauche eine ruhige Umgebung. Manchmal gehe ich in eine Bibliothek, da kann man nicht zwischendurch noch die Spülmaschine ausräumen oder die Wäsche aufhängen. Kaffeetrinken gehört für mich allerdings definitiv zum Schreiben dazu.

 

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Ich glaube, das war der Moment, mit dem alles anfing: Ich hatte mein erstes Manuskript an verschiedene Verlage geschickt. Einige hatten es mir zurückgeschickt – damals bekam tatsächlich noch eine Antwort, auch wenn ein Verlag kein Interesse am Buch hatte. Dann kam auch ein Umschlag vom Emons Verlag, den habe ich erst einmal beiseite gelegt, weil ich dachte, das es meine Unterlagen wären, die sie zurückschicken. Als ich nach ein paar Tagen reinschaute, war es das Programmheft des Verlages mit einem Brief, dass sie an meinem Buch interessiert sind.
Das war ein sehr schöner Moment, wobei mir damals sicher noch nicht ganz klar war, was das für mein Leben bedeuten würde.

 

Und zu guter Letzt: Wird es eine Fortsetzung geben?

Das muss ich noch mit meiner Hauptkommissarin, Frau Mooser, klären. Eigentlich will sie in Rente gehen, allerdings wollte sie das auch schon in den vergangenen zwei Bänden 🙂

 

Liebe Marlen, vielen Dank für Deine Zeit und das interessante Interview.

 

(c) Carmen Vicari

 

Marlene Bach

Marlene Bach wurde 1961 in Rheydt geboren und wuchs nahe der holländischen Grenze auf. 1997 zog die promovierte Psychologin nach Heidelberg, wo sie seit 2006 als Schriftstellerin tätig ist. Neben Kriminalromanen schreibt sie Kurzgeschichten, mit denen sie u.a. den Walter-Kempowski-Literaturpreis gewann.

www.marlene-bach.de

(Quelle: Emons Verlag)

 

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