25.01.2017: Lesung mit Petra Scheuermann in der Lindt Boutique, Heidelberg

 

Im Schatten der Heiliggeistkirche befindet sich seit etwa 2 Jahren ein kleiner, fast schon unscheinbarer Laden. Doch jetzt, in der Dämmerung sticht einem das Logo ebenso hell wie das allzu verlockende Schaufenster ins Auge – die Lindt Boutique in der Heidelberger Altstadt.

Hierhin sollte mich mein heutiger Ausflug also führen. In eine Chocolaterie zu einer ganz besonderen Lesung. Gewiss war ich schon auf vielen Lesungen, an den unterschiedlichsten Orten. Nicht immer finden diese in einer Buchhandlung oder einem Gemeindesaal statt. Auch schon historische Räume müssen hierfür schon mal herhalten, gerne auch mal ein Polizeipräsidium.

Heute sollte die Lesung aber direkt in einer Lindt Boutique stattfinden. Inmitten von Schokolade, Pralinen und sonstigen Leckereien. Bedenkt man den Buchtitel, aus dem die Autorin Petra Scheuermann lesen wollte – Schoko-Leiche, konnte es eigentlich keinen passenderen Lesungsort für das Buch geben.

Der hellerleuchtete Verkaufsraum lädt mich zum Betreten ein. Einige Stühle stehen schon bereit, vereinzelt mit Decken bestückt, teils schon belegt, gespannte Erwartung liegt in der Luft. Die Autorin ist bereits da, muss noch für Pressebilder herhalten, signieren. Ich gehe zum Verkaufstresen, ignoriere standhaft die verführerischen, in buntes Glitzerpapier eingepackten Schokoladenkugeln. Ein Mann, der Maître Chocolatier Christian Clausen, steht hinter dem Tresen, ist eifrig zu Gange, bereitet Trinkschokolade zu, die er an die anwesenden Zuhörer verteilt.

Eine Karte ist vorbestellt und genau die hole ich jetzt ab. Mit im Eintrittspreis ist etwas Prospektmaterial (Informationen zu Lindt hinsichtlich Nachhaltigkeit und Verantwortung, ein kleines Rezeptbuch mit Lindtprodukten, eine halbvolle Treuekarte) und eine Tasse Trinkschokolade. Ich werde gefragt, welche Trinkschokolade ich gerne hätte – dunkle Schokolade oder Vollmilch. Ich entscheide mich für Vollmilch und begebe mich zu einen Stuhl.

Die Stimmung ist entspannt, die Schokolade wärmt von innen, die Sitzplätze reichen plötzlich nicht mehr aus, zu viele Gäste sind gekommen und Herr Christian Clausen, der Geschäftsführer der Filiale, schleppt weitere Stühle herbei. Der Sinn der Decken erschließt sich mir noch nicht, aber ich bin ja auch erst angekommen. Ich nehme nun endlich Platz, sortiere mich, stelle fest, dass ich deutlich zu wenig Hände habe für die Tasse mit der heißen Schokolade, das Prospektmaterial und meine Taschen, als mir eine Dame eine frisch gefertigte Schokoladenkugel anbietet. Wie kann ich da ablehnen? Ich entledige mich meiner Sachen so schnell es geht und probiere diese kleine Köstlichkeit. Ein Fehler? – Gewiss! Denn es wird an diesem Abend nicht bei dieser kleinen Versuchung bleiben.

So langsam haben alle Gäste einen Sitzplatz eingenommen, es wird ruhiger im Raum, die Hintergrundmusik verstummt, das Ladengeschäft wird geschlossen, obwohl die reguläre Öffnungszeit noch eine Stunde anzeigt.

Punkt 19 Uhr geht es los. Christian Clausen begrüßt die 16 Zuhörer/innen, gibt einen kurzen Einblick in das geplante Programm des Abends und leitet die Aufmerksamkeit auf die Autorin Petra Scheuermann über.

Petra Scheuermann, die bisher neben den drei Genuss-Krimis auch noch 14 Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht hat, erklärt kurz, wie es zu dieser Lesung kam, dass sie aktiv auf Hr. Clausen zugegangen ist, nachdem die Filiale kurz nach der Erscheinung ihres ersten Romans in Heidelberg eröffnet hat und dieser die Idee einer gemeinsamen Lesung so gut fand, dass sie diese Aktion heute bereits das dritte Mal durchführen, ein vierter Termin wird am 22. März 2017 stattfinden.

Die Autorin las an diesem Abend aus dem ersten Band („Schoko-Leiche“) vor. Ich kannte die Bücher bisher noch nicht und war daher auf den Inhalt sehr gespannt. Petra Scheuermann hat eine sehr schöne Vorlesestimme und –art. Sie liest nicht einfach nur herunter, sondern punktiert, nimmt Blickkontakt zu den Anwesenden aus, testet während des Lesens ihre Reaktionen und bildet damit eine Einheit zwischen Vorlesendem und Zuhörendem. Es fühlte sich an, als würde Petra Scheuermann mir persönlich eine Geschichte erzählen. Eine, die sie vielleicht sogar selbst erlebt hat.

Der Humor in den Büchern ist genau mein Fall. Unterschwellig, leicht sarkastisch und doch fühlbar. Nach etwa einer halben Stunde durfte Petra Scheuermann eine Stimmenpause machen. Es wurde ein ganz besonderer Portwein mit einer 99%igen Schokolade zur Probe angeboten, wahlweise hausdünne Schokoladentäfelchen in einer Aprikosen-Senf-Feigen-Sauce.

Die Gäste standen in losen Gruppierungen zusammen, unterhielten sich, probierten, kauften sowohl Schokolade wie auch die Bücher der Autorin, die sie sich gleich noch signieren ließen. Der Maître teilte sein Fachwissen zu Schokolade, Lindt und möglichen Rezepten. Sprach Empfehlungen aus, inspirierte, lies sich inspirieren, es war ein buntes Durcheinander, das letztlich den Abend zu etwas Besonderem werden ließ.  Auch ich stöberte durch die Regale der Filiale, fand leider viel zu viel Neues, nicht probiertes und doch verführerisches. Und da ich je eh schon im Probiermodus war, ging auch ich nicht ohne eine Tasche voller Leckereien nach Hause. Man muss doch schließlich seinen daheim gebliebenen etwas mitbringen – Oder?

Um 20:10 Uhr ging es mit der zweiten Runde weiter. Es wurde spannend, aber ich fror so langsam und erkannte endlich, wofür die Decken da waren. Wie ich später erfuhr, herrschen in den Räumen der Lindt Boutique immer etwa lauschige 18 °C. Kommt man von -7 °C herein, merkt man das zunächst nicht, aber mit der Zeit und im Sitzen – ja, es wurde kühl.

Die Autorin kürzte die Handlung etwas, holte die spannendsten Szenen hervor, trieb den Spannungsbogen gekonnt immer weiter nach oben und … beendete die Lesung.

Die Zuhörer sind begeistert von dem Abend. Viele waren das erste Mal da, haben gelacht, sich angeregt unterhalten, atemlos gelauscht und sind mit vielen neuen Eindrücken und fast noch mehr Tüten nach Hause gegangen.

Der nächste Termin steht schon fest, jedoch wird Petra Scheuermann am 22. März 2017 nicht aus einem Roman vorlesen, sondern drei Krimi-Kurzgeschichten. Dieses Jahr werden wohl noch 4 Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien erscheinen, zudem arbeitet die Autorin an einem Erwachsenenroman zur Thematik Jugendalkoholismus und Drogen. Auf einen vierten Band mit Tanja Eppstein, der Protagonistin aus Schoko-Leiche, darf man sich auch freuen, jedoch konnte die Autorin noch nicht sagen, wann dieser erscheinen wird.

Mit einer kleinen Tüte voll Leckereien, einer weiteren mit Lesestoff und vielen vielen Eindrücken aus der Welt der Schokolade mache ich mich auf den Weg nach Hause. Dieses Mal jedoch grüßt mich die Ruine des Heidelberger Schlosses, unter deren  – in der Nacht leider nicht sichtbaren  – Schatten, ich mein Auto geparkt habe.

 

 

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