Wenn der Tod unsterblich macht – Die Geschichte einer spanischen Legende

 

 

In diesem Jahr stehen 12 Titel auf der HOMER Shortlist, die nacheinander auf 11 Blogs vorgestellt werden. Ich darf mich dem zweiten Buch (Sie nannten ihn Cid – Mac P. Lorne) auf der Liste widmen, die chronologisch nach der Zeit, in der die Geschichte spielt, sortiert ist. Der Autor war mir bereits bekannt, die Geschichte um eine spanische Legende jedoch nicht. Doch das sollte sich schnell ändern.

 

Sie nannten ihn Cid. Eine spanische Legende – Mac P. Lorne
Herausgeber ‏ : ‎ Knaur TB; 2. Edition (2. November 2021)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Broschiert ‏ : ‎ 592 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3426526301
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3426526309

Inhalt:

Kastilien, 1063: Der junge Rodrigo Díaz de Vivar lebt am Hofe Königs Ferdinand I. von León. Unter seiner Führung wächst der Junge nicht nur heran, sondern steigt schon bald zu einem wichtigen Kämpfer und Ratgeber des Königs auf.

Nach dem Tod König Ferdinand I. hält Rodrigo, den man inzwischen El Cid nennt, dem ersten Sohn des verstorbenen Königs Sancho II. von Kastilien die Treue. Doch bald schon muss Rodrigo erkennen, dass Verrat, Intrigen und auch Brudermord keine Seltenheit sind und gerät zwischen die Fronten. Auch die Liebe seines Lebens bleibt von Intrigen nicht verschont und schon bald weiß Rodrigo nicht mehr, wem kann er noch vertrauen und vor allem, wem soll seine Treue gelten?

 

Figuren:

König Ferdinand I. der Große (León)

König Ferdinand I. der Große wurde zwischen 1016 und 1018 geboren und starb am 27.12.1065 in León. Er vereinte als erster König die Gebiete León, Kastilien und Galicien unter sich und trug maßgeblich zum Aufstieg des Königreichs Kastilien-León bei. König Ferdinand I. galt als ein sehr fortschrittlicher König, der zwar dem christlichen Glauben angehörte, jedoch keine Feindschaft oder Abneigung zu seinen maurischen Nachbarn hegte. Vielmehr bot er ihnen Schutz gegen Tributzahlungen an und stellte so Frieden auf der iberischen Halbinsel her. Erst durch die Splittung des Reiches nach seinem Tod, wurde die Unruhe im Land wieder erweckt und viele Kämpfe geführt.

Verheiratet war er mit Sancha von León (gest. 1067) und hatte 5 Kinder:

  • Urraca (vor 1037, + 1103), „Königin“ von Zamora
  • Sancho II. (+1072), König von Kastilien
  • Elvira (+ 1099), Herrin von Toro
  • Alfons VI. (+1109), König von León, ab 1072: König von Kastilien und Galicien
  • Garcia (+1090), König von Galicien

Alfons VI. der Tapfere (León)

Alfons VI. der Tapfere herrschte nach seinem Vater Ferdinand I. über León. Ab 1072 war er auch König von Kastilien und Galicien. Ein wichtiger Meilenstein in seinem Leben war die Eroberung der alten Westgotenhauptstadt Toledo im Jahr 1085.

Alfons galt als Lieblingssohn seines Vaters Ferdinand I., so dass er das Königreich León erbte. Mit seinen Brüdern kam es nach dem Tod der Mutter zu einem Bruderkampf, aus dem er als Sieger hervorging und folglich auch die Gebiete Kastilien und Galicien zu seinem Königreich zählen konnte.

Sein Verhältnis zu Rodrigo Díaz de Vivar war angespannt, so dass er diesen aus seinem Königreich verbannte. Durch die drohende Invasion der Almoraviden, versöhnte sich der König allerdings wieder mit Rodrigo Díaz de Vivar im Jahr 1085.

Alfons VI. war fünf oder sechs Mal verheiratet. Aus diesen Ehen gingen vier Kinder hervor. Dazu hatte er noch zwei weitere Kinder mit einer Konkubine.

Am 01.07.1109 starb Alfons VI. in Toledo und wurden in der Abteil Santos Facundo y Primitivo in Sahagún bestattet.

 

Rodrigo Díaz de Vivar

El Cid, Burgos von DoctorOne33 auf Pixabay

Rodrigo Díaz de Vivar (*um 1045-1050, + 10.07.1099) wurde in recht bescheidenen Verhältnissen im mittleren kastilischen Adel geboren. Durch seinen Vater kam er an Hof von König Ferdinand I. von Léon. Er kämpfte bis zum Tod des Königs unter dessen Banner und erhielt auf Grund seiner Verdienste den Beinamen as-Sayyid, was sich dann volkssprachlich in El Cid änderte.

Rodrigo war bekannt für seine Liebe zu seiner Heimat Kastilien und der Treue seinem König gegenüber. Nach dem Bruch mit König Alfons und seiner Verbannung, suchte er Unterschlupf im maurischen Kleinkönigreich und baute dort nach und nach ein eigenes Heer aus Männern, die ihm in die Verbannung folgten, auf.

Verheiratet war er mit seiner großen Liebe Jimena Diaz (*~1045, +~1116) und hatte mit ihr drei Kinder:

  • Cristina Rodriguez (*~1075)
  • Diego Rodriguez (*~1076)
  • Maria Rodriguez (*~1077)

Er starb vermutlich an einer Pfeilverwundung und wurde im Kloster San Pedro de Cardena bei Burgos bestattet.

 

Rezension:

Der Autor Mac P. Lorne befasste sich sehr intensiv mit den Figuren der Geschichte, die vorrangig historisch belegt sind, auch wenn die Quellenlage etwas schwierig zu jener Zeit ist. Er schafft ein plastisches Bild historischer Figuren, macht sie greifbar und haucht ihnen den Charakter ein, den er auf Grund seiner Recherchen ihnen zuordnen kann. Die Figuren wirken daher keineswegs künstlich oder gestellt, sondern sehr lebendig und handelten für mich nachvollziehbar.

Im Fokus des Romans steht nicht nur die Lebensgeschichte des Nationalhelden El Cid, sondern auch die Kämpfe zwischen den unterschiedlichen Glaubensausrichtungen. Vielfach ist erkennbar, dass es Parallelen zwischen den Almoraviden, die die iberische Halbinsel regelrecht überfallen, und dem heutigen IS gibt. Der Autor arbeitet diese Konflikte sehr schön aus, zeigt aber auch auf, dass es durchaus Wege gibt, die zu einem friedlichen Miteinander führen könnten.

Landkarte iberische Halbinsel

Der Roman ist sehr flüssig geschrieben und hat neben der Lebens- und Leidensgeschichte von Rodrigo Díaz de Vivar auch die historischen Ereignisse der Region im Blick. Mac P. Lorne packt sehr viel in den rund 600 Seiten dicken Roman, was jedoch keineswegs ermüdend wirkt. Vielmehr fand ich es sehr interessant, den Weg von El Cid zu verfolgen. Mal nach rechts und links zu schauen und mir nicht nur den Lebensweg, sondern auch die Gegend, das Leben zu jener Zeit, die Kämpfe, Glaubenskonflikte und Hoffnungen anzusehen. Und doch musste ich das Buch manches Mal zur Seite legen, weil es einfach viel Input bot, über das ich nachdenken musste, da mir vieles noch nicht bekannt war.

Ich spürte deutlich, dass der Autor nicht nur sehr viel Zeit für Recherchearbeiten aufgebracht hat, er hat auch einige Menge Leidenschaft und Herzblut in diesen Roman gesteckt. Anders als bei einem fiktiven Roman, wo man gerne mal Dinge hinzudichten kann, vom Wege abkommen und wieder zurückkehrt, konnte Mac P. Lorne sich nur in engen Bahnen bewegen und hat es dennoch geschafft, den Spannungsbogen bis zum Ende hoch zu halten.

Es ist kein einfacher Roman, den man zur Entspannung abends auf der Couch lesen kann. Man sollte wach und konzentriert sein, denn alleine die ganzen Namen und verwandtschaftlichen Verhältnisse erfordern dies, wie auch die Konflikte und Spannungen.

Fazit:

Keine leichte Lektüre, sondern für mich ein historischer Roman, der das Leben eines Nationalhelden nachzeichnet, bei dem man eindeutig Parallelen zur heutigen Zeit findet und zum Nachdenken anregt.

 

Autor:

 (c) Mac P. Lorne

Mac P. Lorne (*1957) wuchs in der DDR auf und studierte aus politischen Gründen Veterinärmedizin und später Pferdezucht und -sport. 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik Deutschland. Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.

 

Bibliografie:

Robin-Hood-Reihe:

  1. Die Pranken des Löwen (Neuauflage 2018)
  2. Das Herz des Löwen (Neuauflage 2018)
  3. Das Blut des Löwen (Neuauflage 2018)
  4. Das Banner des Löwen (Neuauflage 2018)
  5. Der Sohn des Löwen (2019)

Einzeltitel:

  • Der Pirat (2016)
  • Der Herr der Bogenschützen (2017)
  • Der Herzog von Aquitanien (2019)
  • Der englische Löwe (2020)
  • Sie nannten ihn Cid (2021)
  • Jack Bannister – Herr der Karibik (2022)

Wie geht es weiter?

Die Blogtour hat folgende Stationen:

26.04.22: Verrat in Colonia von Maria W. Peter – Angeliques Leseecke
28.04.22: Sie nannten ihn Cid von Mac P. Lorne – Carmens Bücherkabinett
30.04.22: Die Mission des Kreuzritters von Ulf Schiewe – Kunterbunte Bücherreisen
03.05.22: Krone des Himmels von Juliane Stadler – Svanvithe
05.05.22: In den Klauen der Macht von Ana Pawlik – Nichtohnebuch
07.05.22: Die Rache des Lombarden von Petra Schier – Ullas Leseecke
10.05.22: Der Pfeiler der Gerechtigkeit von Johanna von Wild – Frau Goethe liest
12.05.22: Die Aschenbrennerin von Birgit Hermann – Bücherheike
14.05.22: Eisflut 1784 von Marco Hasenkopf – Lesenswertes aus dem Bücherhaus
17.05.22: Träume von Freiheit – Ferner Horizont von Silke Böschen – Buchtempel
19.05.22: Die Totenärztin – Goldene Rache von René Anour – Richteronweb
21.05.22: Die Totenärztin – Wiener Blut von René Anour – Richteronweb
 

 

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