Bücher, die in Heidelberg und Umgebung spielen, haben immer einen ganz besonderen Anreiz für mich. Nicht zuletzt, weil ich selbst in diesem Umfeld wohne. Meist handelt es sich um Krimis, bei denen die Protagonisten quer durch Heidelberg ermitteln, Fälle lösen und mich zu Schauplätzen führen, die ich im Nachgang gerne selbst noch einmal aufsuche.

Gestern Abend entführte mich die Neuenheimer Autorin Ellen Ertelt auch wieder einmal in die Heidelberger Innenstadt. Dieses Mal jedoch nicht in Form eines Krimis, sondern in Form eines Liebesromans mit Nachhaltigkeitsthematik. Diese Kombination erschien mir sehr interessant, handelt es sich doch eher um ein Nischengenre.

Angekündigt wurde die Lesung in der Gemeindebücherei Dossenheim als eine Lesung mit Musik von Singer-Songwriterin Darling Diane und Sound-Künstler Fernando Lyra. Eine Lesung mit Musik? Eine etwas ungewöhnliche Kombination und doch finde ich in letzter Zeit immer mehr Lesungen, bei denen sich Autoren noch einen Kooperationspartner suchen. Ich war gespannt und freute mich auf den Abend.

Die Gemeindebücherei Dossenheim ist eine kleine, zweigeschossige Bücherei, die Lesestoff für Jung und Alt bietet. Was mir vor allem an der Gemeindebücherei gefällt, ist ihr Engagement für Kinder und Jugendliche. So wurde das komplette Untergeschoss für Kinder und Jugendliche so ausgebaut, dass sich dort nicht nur Bücher und Medien zur Ausleihe befinden, sondern auch Kuschelecken zum Verweilen, Vorlesen und Schmökern locken. Zudem gibt es immer wieder Gewinnspiele für Kinder, bei denen Wissensfragen beantwortet werden müssen. Die Antworten auf die Fragen können die Kinder in der Gemeindebücherei bzw. in den dort vorhandenen Büchern finden. Kurz vor der gestrigen Lesung endete auch der Sommer-Leseclub “Heiß auf Lesen”, bei dem 57 Kinder insgesamt 436 Bücher ausgeliehen hatten. Die Belohnungen dafür erhielten sie tags zuvor, die Dekoration befand sich allerdings noch in den Räumlichkeiten und ergänzte die Lesung stimmungsvoll.

Als Lesungsfläche diente ein Bereich im Obergeschoss. Der Platz war ausreichend und gut gefüllt mit Besuchern ohne gleich zu eng zu wirken. Die Stimmung war locker und freudig.

Ellen Ertelt begann ihre Lesung mit einigen einführenden Worten zu ihrem Werdegang. Die diplomierte Medienpsychologin, die zunächst in einer PR-Agentur in Frankfurt am Main tätig war, musste sich auf Grund einer Erkrankung beruflich umorientieren. Ihr Weg führte sie zunächst nach Mannheim, wo sie in N1 in einer Bücherei arbeitete. Ihre Erkrankung, deren Namen sie bis dahin noch nicht kannte, zwang sie dazu, ihre Arbeit dort aufzugeben und in Rente zu gehen. Auf ihrer Suche nach einer Beschäftigung, die sie mit ihrer Krankheit ausüben konnte, fing Ellen Ertelt im Herbst 2016 mit dem Schreiben an.

Offen und entspannt, berichtete die Autorin von ihrem Lebensweg, ehe sie die ersten Seiten aus ihrem Roman vortrug und dann als kleine Pause Darling Diane und Fernando Lyra ankündigte. Beide sollten für die musikalische Untermalung des Abends sorgen.

Ich kannte das Künstlerduo bis zum gestrigen Abend noch nicht und war gespannt auf das Duo. Darling Diane startete mit „Love Song“, einem von ihr selbst geschriebenen Lied, das stimmungsvoll wunderbar zum vorgestellten Roman passte.

Überhaupt waren alle Lieder des Abends von Darling Diane selbst geschrieben und komponiert. Während Darling Diane auf der Gitarre spielte und sang, begleitete sie Fernando mit Stimme und Perkussion. Neben „Love Song“ spielten sie auch noch „Yaél“, „Trouble“ und „Stop Talking“.

Gerade „Trouble“ hatte einen wahren Ohrwurmcharakter, der mich den restlichen Abend über begleitete. Ich hoffe doch, dass ich die beiden bald einmal wieder erleben kann. Die beiden Künstler sind übrigens auf Instagram zu finden:

Darling Diane   Fernando Lyra

Ellen Ertelts Roman spielt im Hochsommer in Heidelberg. Der Start-up-Unternehmer Micha sucht nach einer Trennung ein wenig Abstand und Ablenkung in Heidelberg. Zufällig landet er in der Heidelberger Altstadt vor dem „Borrowland“, dem Verleihgeschäft von Susanne. Trotz einiger Anlaufprobleme, verstehen die beiden sich sehr schnell und kommen sich näher. Doch beide haben ihre Vergangenheit und kleine Geheimnisse.

Die kleinen Einblicke der Autorin in den Roman zeigten mir schnell, dass Lokalkolorit in diesem Buch sehr großgeschrieben wird. Gedanklich konnte ich den beiden Protagonisten problemlos durch Heidelberg und Umgebung folgen. Schaute mir die typischen Touristenhotspots an, nahm kleine Insidertipps mit und freute mich, wie eingebettet der Roman in das städtische Umfeld ist. Die Handlung selbst blieb größtenteils geheim, das darf ich jetzt selbst nachlesen.

Aber Ellen Ertelt las nicht nur, sie redete und erzählte auch viel, was den Abend lebendiger machte. Kleine Anekdoten, ihre Lebensgeschichte und zur Entstehung des Buches von der Idee bis zur fertigen Print-Ausgabe. Fragen kamen nur wenige, denn die Autorin hatte alles bereits beantwortet gehabt.

Das letzte Lied, ein Wunsch der Autorin, welcher gerne von dem Künstlerduo erfüllt wurde, läutete das Ende der Lesung, jedoch nicht des Abends ein. Ein Büchertisch von der Buchhandlung Worring stand bereit. Ellen Ertelt signierte fleißig ihr Buch, sprach mit dem Publikum und stand auch für Fotos zur Verfügung. Auch das Künstlerduo verschwand nicht, sondern mischte sich unter die Anwesenden.

Für mich ein gelungener Abend. Eine Lesung, wie ich sie selten erlebe, mit viel Abwechslung und Unterhaltung, Spaß und auch Ruhepausen, in denen man einfach nur einer wunderbaren und gefühlsvollen Musik lauschen und sich entspannen konnte. Ich freue mich auf den Roman und werde auch Ausschau nach Darling Diane und Fernando Lyra halten, die, wie Ellen Ertelt in der „Perle am Neckar“ zu Hause sind.