Halbe-Bauer, Ulrike: Lesung mit musikalischer Begleitung am 10.06.2018 in Ladenburg

 

(c) Carmen Vicari

Wenn die Moderne auf historische Wurzeln trifft, könnte das durchaus in der römischen Stadt Ladenburg am Neckar passieren. Hierher führte mich am vergangenen Sonntag mein Weg, um einer ganz besonderen Lesung beizuwohnen.

Besonders in zweierlei Hinsicht. Zum einem las die Autorin Ulrike Halbe-Bauer nicht nur aus ihrem aktuellen Roman Schwalben über dem Fluss: 1848 in Baden, erschienen im Wellhöfer Verlag, sondern wurde zudem noch musikalisch vom Liedermacher Roland “Buki” Burkhart begleitet. Die zweite Besonderheit war der Veranstaltungsort. Dieser befand sich im Lobdengau-Museum im dortigen Weinkeller der Wormser Bischöfe.

Gerade bei Temperaturen um 30 °C, ist so ein Gewölbe-Weinkeller nicht zu verachten. Leider wussten dies wohl viele nicht und so wurde es doch eine recht intime Lesung.

(c) Carmen Vicari
Dr. Andreas Hensen

Dr. Andreas Hensen, Leiter des Lobdengau-Museums, begrüßte die Anwesenden. Er stellte nicht nur kurz die Autorin und ihre musikalische Begleitung vor, sondern gab auch einen sehr interessanten Einblick, in wie weit die Stadt Ladenburg von der badischen Revolution betroffen war und wie die Verbindung zu Revolution war.

So brachte die Revolution mecklenburgische Soldaten in die Stadt. Durch die gute Anbindung der Stadt an die Main-Neckar-Eisenbahn von Frankfurt nach Heidelberg, die 1846 in Betrieb genommen wurde, sowie die Neckarbrücke, stellte die Stadt einen bedeutenden Verkehrsknotenpunkt dar. 1849 wurde die Neckarbrücke in Ladenburg bei der Niederschlagung der Badischen Revolution heftig umkämpft.

Auch gab es eine gewisse räumliche Nähe zu dem radikaldemokratischen Friedrich Karl Franz Hecker (*28.09.1811 – + 24.03.1881), der in der Anfangsphase der badischen Revolution eine zentrale Rolle spielte und zu Zeiten der Revolution in Mannheim wohnte.

 

„Männer machen Geschichte!“

 

.. mit diesen Worten läutete Dr. Andreas Hensen den Abend offiziell ein.

 

(c) Carmen Vicari
Roland “Burki” Burkhardt

Mit Blick auf das Sol-Mithras-Relief wurden die Zuhörer musikalisch auf die Lesung eingestimmt. Auf die Epoche und die Thematik des Romans abgestimmt, wählte Roland “Buki” Burkhart seine Lieder. Nur mit seiner Gitarre und gänzlich ohne elektrische Verstärkung, füllte er den Raum und versetzte die Zuhörer mit dem Fabrickslied (aus: Das Mädchen von der Spule, von Carl Elmar; Mitte 19. Jahrhundert/ Melodie: W. Moßmann) mitten in die Badische Revolution 1848/1849.

(c) Carmen Vicari
Ulrike Halbe-Bauer

Die Autorin Ulrike Halbe-Bauer las verschiedene Passagen aus ihrem Buch vor, wobei sie sich chronologisch von 1837 bis 1852 durcharbeitete. Unterbrochen wurden die Lesepassagen immer wieder mit kleinen Musikelementen oder auch durch Ergänzungen und Erläuterungen der Autorin zur damaligen Zeit, wie sie auf das Thema kam, wie ihre Recherchen gelaufen sind und welche historisch belegbaren Personen von ihr verarbeitet wurden oder ihr zumindest Inspiration gaben.

Lieder des Abends

Roland “Buki” Burkhart trug während der Lesung noch folgende Lieder vor:

Bügerlied (1845, Text: anonym / Melodie „Prinz Eugen, der edle Ritter“; 4 Strophen)

Die Gedanken sind frei (Volkslied, 1790, Bearb. H. v. Fallersleben, 1841; Bezug auf die „Französische Revolution“, die 3 Ur-Strophen)

Badisches Wiegelied (1849, Org. L. Pfau; Kunstliedmelodie von Unbekannt; alemannischer Text von Burki)

Ausgelitten, ausgerungen (1848; Text: H. v. Fallersleben; Melodie: Guter Mond du gehst …/ Arr.: Burki)

(c) Carmen VicariUnd gab zuletzt noch eine ganz besondere Zugabe.

Vor allem das Badische Wiegenlied, das mir schon einmal im Badischen Wiegenlied von Gitta Edelmann begegnete, fand ich interessant, da Roland “Buki” Burkhart das Lied ins Alemannische übersetzt hat und es auch in dieser Sprache gekonnt vortrug. Zum besseren Verständnis lagen auf den Plätzen Liedtexte aus.

Es war ein gelungener Abend, der etwa 2 Stunden währte, man die Kühle des Weinkellers genoss und dabei sowohl musikalisch wie auch literarisch gut unterhalten wurde. Vor allem die Kombination aus historisch passender Musik und Lesung stellte für mich den Anreiz dar, diese Lesung zu besuchen. Ich wurde wahrlich nicht enttäuscht.

Ausklang

Dr. Andreas Hensen gab zum Abschluss noch einen kurzen Einblick auf die bald in Ladenburg stattfindende Veranstaltung vielerorts – 2. Ladenburger Literaturtage vom 28.06.2018 – 01.07.2018, bei der Autorinnen und Autoren an besonderen Orten der Römerstadt (Hinterhöfe, Privaträume, Museum, Ratskeller, Galerien) lesen werden.

Ich habe so das Gefühl, dass mich mein Weg schon recht bald wieder nach Ladenburg führen wird.

 

(c) Carmen Vicari

 

 

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