Interview mit Elvira Nüchtern

Elvira Nüchtern
Foto: Elvira Nüchtern

Liebe Elvira,

zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst und mir zu einem Interview bereitstehst. Auf der 1. Stuttgarter Buchmesse warst Du mit Deinem ersten Regionalkrimi „Schierling und Gin Tonic“ vertreten gewesen.  Magst Du kurz erzählen, um was es in dem Krimi geht?

Marthas Bruder ist tot. Vergiftet mit Schierling. Irene Katz und Jan Sparschuh ermitteln. Als sie Gerichtsmediziner erfahren, dass sich im Magen des Opfers kein Schierling befindet, müssen sie nochmal bei Null beginnen. Als sie endlich eine neue Spur findet, ist es fast zu spät. Werden sie einen weiteren Mord verhindern können? Ein Wettlauf mit der Zeit…

In welcher Region spielt er und wie kam zu der Auswahl des Ortes? Verbindet Dich etwas damit?

Mein Krimi „Schierling und Gin Tonic“ spielt im Markgräflerland und im Elsass. Die Geschichten, die ich schreibe, kommen zu mir. Ich bekomme etwas intensiv, oft auch wiederholt erzählt und daraus entsteht irgendwann der Impuls, einen Krimi darüber zu schreiben. Die Geschichte, die mir erzählt wird, bestimmt auch den Ort, in der sie angesiedelt ist.  Ich liebe das Markgräflerland. Nicht umsonst wird es die Toskana Deutschlands genannt. Ich durchstreife es oft. Und obwohl ich das schon jahrelang mache, entdecke ich immer wieder etwas Neues.

Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus? Läufst du die Wege Deiner Protagonisten ab?

Tatsächlich fahre ich die Orte ab, die in meiner Geschichte vorkommen. Ich suche die Häuser, in denen eine Handlung stattgefunden haben könnte. Dann fotografiere ich sie aus verschiedenen Perspektiven. Das gesamte Umfeld nehme ich intensiv auf. Dazu brauche ich keine Fotos. Das funktioniert ohne besser. Die morgendliche Joggingrunde allerdings, die Oliver Doberstein, das Opfer in meinem ersten Krimi, täglich in den Weinbergen zurücklegt, bin ich vollständig abgelaufen und habe sehr viel auf der Strecke fotografiert. Auch den Weg vom Haus zur Rennstrecke. So komme ich der Figur sehr nahe.

Wie kamst Du zum Schreiben? Hast Du schon als Grundschullehrerin einen Bezug zum Schreiben?

Wie so viele Autoren schreibe ich eigentlich so lange ich denken kann. Erste Kurzgeschichten als Jugendliche, die ich aber für mich behalten habe. Tagebuch sowieso. Während meines Magisterstudiums habe ich Kindergeschichten für eine Kinderzeitschrift geschrieben und so meinen Etat aufgestockt. Seit 2012 nehme ich nahezu jährlich an einem Kurzgeschichtenwettbewerb für die Literaturzeitschrift „Reibeisen“ teil. Bisher haben sie noch jede meiner Geschichten genommen. 2017 habe ich mit neun anderen Autorinnen und einem Fotografen, der die Bilder beigesteuert hat, eine Anthologie herausgebracht mit dem Titel „Regen ist auch (K) eine Lösung.“

Könntest Du Dir vorstellen auch in einem anderen Genre aktiv zu werden?

Ja. Erstens nach der Erfahrung der letzten drei Jahre. Ich hatte früher nie geplant, einen Krimi zu schreiben. Auf die Idee kam ich erst in der Pandemie. Und dass das so viel Spaß macht, konnte ich auch nicht voraussehen. Und zweitens: ich habe noch einen ganzen Roman in der Schublade. Der muss noch gründlich überarbeitet werden. Aber das dauert sicher noch ein paar Jahre. Jetzt bin ich erstmal auf das Schreiben von Krimis scharf.

Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autor gewesen?

Das kann ich so nicht sagen: Meine erste Mini-LCN (Anmerkung: Mini-Ladies-Crime-Night auf der 1. Stuttgarter Buchmesse) war so schön. Ich war hinterher total erfüllt. Glücklich, gelöst. Ich hatte einmal eine Mörderische Lesung in einem italienischen Ambiente, mit Saxophon, Gitarre und Gesang. Dabei habe ich auch noch andere Künstler auftreten lassen. Ganz besondere Menschen. Danach war ich überglücklich, gelöst, geflasht. Und einmal eine Mörderische Lesung mit Ginprobe in dem idyllischen Ort Eckartsweier in einer uralten Brennerei. Mit wunderbaren Gesprächen mit den Lesern. Auch hier total erfüllt, glücklich, gelöst. Man kann das nicht vergleichen. Die Momente sind so unglaublich schön. Jeder einzelne dieser Momente. Keiner ist schöner. Anders ja, aber nicht schöner. Wenn die Leser, die Musiker, die anderen Künstler, der Veranstalter und ich, wenn wir alle strahlen wegen des gelungenen Events – dann gibt es nichts, was schöner sein konnte für mich als Autorin.

Und zu guter Letzt: Wann kommt der nächste Band und an was arbeitest Du gerade?

2024 kommt mein nächster Band. Der Arbeitstitel meines neuen Buches lautet: „Der Mann aus Palermo“ und spielt zwischen Freiburg und Palermo. Der Inhalt ganz kurz zusammengefasst: Ein italienischer Tourist wurde in einem Freiburger Hotelzimmer erschossen, und die Täterin scheint schnell gefunden – bis das Ermittlerduo über einige Ungereimtheiten stolpert und erkennt, dass hinter der glänzenden Fassade einer berühmten Künstlerfamilie ein bis tief in die Vergangenheit reichender Abgrund patriarchaler Gewalt lauert.

Ein Liebesschloss von zwei Figuren aus diesem Buch habe ich bereits in Palermo angebracht. Ein interessierter Leser könnte es bereits suchen und entdecken. Es ist ein Liebensschloss von Sophia und Giovanni vom 10. Juli 1995.

Liebe Elvira, vielen Dank für das interessante Interview.

Sehr gerne, liebe Carmen.

Elvira Nüchtern

Als Lehrerin habe ich viel Erfahrungen mit mehrsprachigen Lesungen -z.Bsp. arabisch, russisch- mit Eltern, Schülern und auch Kollegen mit Migrationshintergrund gesammelt und für interessante Aufführungsorte gesorgt. Während der Pandemie habe ich meinen ersten Regionalkrimi geschrieben und veröffentlicht. Ich liebe es, besondere Locations für meine Events zu entdecken und dort mörderische Lesungen mit Gänsehautfaktor zu performen. Zudem biete ich Abende mit Gintastings in besonderen Brennereien an. Bei Stella im italienischen Ambiente kamen mit italienischen Spezialitäten und live Musik mit Saxophon, Gitarre und Gesang dazu. Mein nächster Regionalkrimi spielt zwischen Freiburg und Palermo und trägt den Arbeitstitel „Der Mann aus Palermo“. Ihr könnt gespannt sein!

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