Liebe Carla,
vielen Dank für Deine Zeit und die Möglichkeit, mit Dir über Dein neustes Buch Minna – Kopf hoch, Schultern zurück zu sprechen. Das Buch ist unter einem Pseudonym erschienen. Wie kam es dazu und hat das Pseudonym eine besondere Bedeutung für Dich?
Liebe Carmen, ich freue mich über deine Fragen!
Der Name Carla Berling steht seit fast zwanzig Jahren für Krimi und Komödie. Um die Stammleser nicht zu verwirren, weil es sich mit der Trilogie um ein ganz anderes Genre handelt, habe ich zugestimmt, unter einem offenen Pseudonym zu veröffentlichen. Das bedeutet: Jeder weiß, dass es ein Pseudonym ist, aber man kann die verschiedenen Stoffe sofort unterscheiden. Felicitas ist mein dritter Vorname, und die echte Minna hieß mit Mädchennamen »Fuchs«. Da war das Pseudonym schnell gefunden. Diese Familiengeschichte quasi unter ihrem Namen zu erzählen, bedeutet mir viel.
Wie fühlt es sich für Dich an, ein Buch unter einem Pseudonym zu schreiben und zu veröffentlichen?
Bei den Lesungen muss ich jetzt immer höllisch aufpassen, mit welchem Namen ich die Bücher signiere.
Bisher sind vor allem Krimis und lustige Romane von Dir erschienen. Minna – Kopf hoch, Schultern bricht aus diesen Genren aus. War es schwierig, sich auf einen völlig neuen Bereich einzulassen?
Nein, es war wundervoll! Diese Trilogie konnte entstehen, weil ich in der Pandemie plötzlich viel Zeit hatte. In den Jahren zuvor war ich 50, 60 Mal im Jahr auf Lesereisen, das machte die Hälfte meines Einkommens aus. Und dann wurde alles abgesagt. Das war natürlich eine finanzielle Katastrophe, aber es hatte auch was Gutes: Zum ersten Mal seit etlichen Jahren hatte ich sehr viel Zeit, um in Ruhe zu recherchieren, und ich habe das wirklich genossen. Ich habe gelernt, die Spuren von vier Generationen zu lesen, um meine eigene Geschichte verstehen zu können.
Was hat Dich dazu getrieben, diese, doch recht persönliche und private Frauen-Trilogie zu schreiben? Immerhin geht es um starke Frauen aus Deiner eigenen Familie.
Im Jahr 2017 führten mehrere Zufälle dazu, dass ein großes Geheimnis in unserer Familie aufgedeckt wurde. Es hat mich völlig umgehauen, nichts war danach mehr so, wie es vorher war. Dieses Geheimnis wollte ich verstehen, und auch die Menschen, die dafür verantwortlich waren, sonst wäre ich durchgedreht. Aber, wie gesagt, vor der Pandemie hatte ich keine Zeit, um mich richtig reinzuknien.
Magst Du uns ein wenig von der „echten“ Minna erzählen?
Sie war genau so wie die Minna in dem Buch: Humorvoll, zuverlässig, fleißig und unfassbar stark. Ihre Geschichte ist wahr, alle Daten und Fakten entsprechen der Realität. Die Dialoge und die inneren Monologe sind natürlich Fiktion, aber sie hat all das wirklich erlebt. Als ich das Buch schrieb, haben meine Mutter und ich etliche Stunden in unseren Erinnerungen gegraben und alles zusammengetragen.
Minnas Geschichte beginnt im März 1924. Wie liefen die Recherchen ab? Hattest Du ein Tagebuch oder gab es Aufzeichnungen, auf die Du zurückgreifen konntest?
Nein, leider gab es keine Aufzeichnungen. Aber: Minna war die Einzige, die mir viel von »früher« erzählte, sie liebte es, in Erinnerungen einzutauchen. Das war natürlich oft hart, und ich war die Einzige, die ihr zugehört hat. Immerhin hatten wir knapp 18 Jahre zusammen, da ist viel hängengeblieben. Mein Gedächtnis ist sehr sehr gut, und so entstand aus Erinnerungen, Unterlagen, Urkunden und Fotos diese Geschichte. Ich habe bestimmt hundert Bücher gelesen, um die historischen Fakten einbauen zu können – allein, was ich über Dienstmädchen in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts gelernt habe… Wahnsinn. Meine Sammlung von Büchern über Düsseldorf und Minden ist inzwischen beachtlich.
Die Trilogie wird mit Hanne und Romy fortgesetzt werden. Was erwartet uns Leser in diesem beiden Bänden?
Nun, in HANNE begleiten wir Minnas Tochter Hanne und auch Minna von 1951 bis 1978. Ich habe in Welten recherchiert, die ich zuvor nicht kannte, dazu verrate ich aber noch nicht allzu viel. Es geschieht etwas, das im Leben der beiden alles verändert, und ohne Minna wäre … nee, ich sag nix mehr! Und in ROMY kommt Minnas Geheimnis ans Licht. Wie und wo – das ist spannend wie ein Krimi. Finde ich.
Und zu guter Letzt: Wird es auch wieder einen lustigen Roman und/oder einen Krimi von Dir geben?
Unbedingt! Ich liebe es, Komödien zu schreiben – und die Lesungen, bei denen die Leute lachen und glücklich nach Hause gehen, sind für mich ein echtes Lebenselixier!
Liebe Carla, vielen Dank für Deine Zeit und den interessanten Einblick in die Welt von Felicitas Fuchs und Minna.